Die Geschenke für die Häftlinge wirken zunächst unspektakulär – bis man versteht, was dahinter steckt.
Duschgel, Spekulatius, KaffeeBescherung hinter Gittern für weibliche Häftlinge der JVA Ossendorf
Für Katrin sei nicht leicht, das Weihnachtsfest nicht in Freiheit zu verbringen, erzählt sie. Besonders der Besuch auf dem Weihnachtsmarkt würde ihr sehr fehlen. „Man ist auch traurig, weil man Dinge vermisst. Es ist nicht einfach“, gesteht sie. Katrin ist eine Gefangene in der JVA Ossendorf. Damit bei den Inhaftierten vielleicht doch so etwas wie Weihnachtsstimmung aufkommt, verschenken die ehrenamtlich engagierten Frauen des Soroptimist International Club Köln auch in diesem Jahr Weihnachtstaschen an die weiblichen Häftlinge der JVA Ossendorf. Das stößt auch bei Katrin auf große Dankbarkeit. „Es wird viel dafür getan, dass man sich weihnachtlich fühlt“, sagt sie.
In den Taschen sind neben Duschgel, Shampoo und anderen Pflegeprodukten auch löslicher Kaffee, Schokolade, Spekulatius und Mandalas. Die rund 200 Insassinnen bekommen die Geschenkbeutel durch Mitarbeiterinnen des Sozialdienstes katholischer Frauen persönlich überreicht.
Bei einem der Geschenke würde man zuerst gar nicht vermuten, dass es so einen hohen Stellenwert für die Häftlinge hat, erzählt Ingeborg Arians, Vorsitzende des Fördervereins von Soroptimist International Club Köln. Die Mandalas, die im Geschenkbeutel enthalten sind, würden vielen Insassinnen helfen, mit der Isolation der Gefängniszelle zurechtzukommen. Eine Gefangene berichtet Arians: „Dadurch, dass ich so lange alleine in meiner Zelle sitze, bin ich ganz aufgewühlt, weil ich mich ja nur mit mir selber befassen kann“. Die Mandalas hätten der Gefangenen geholfen, mit der Einsamkeit in der Weihnachtszeit zurechtzukommen, erklärt die Vorsitzende.
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Geschenke in der JVA: Es sind die kleinen Dinge, die zählen
Dinge, die für Menschen in Freiheit zur Normalität gehören, werden hinter Gittern zum Luxusgut. Beispielsweise das Shampoo in der Geruchsrichtung, die jede Gefangene selbst wählen konnte. Oder der hochwertige Kaffee. „Hier im Gefängnis gibt es auch Kaffee, aber der schmeckt eben nicht so lecker“, sagt Ingeborg Arians. Man solle die Bedeutung dieser alltäglichen Dinge für die Frauen im Strafvollzug nicht unterschätzen: „Das ist eine Geste, die viel mehr zählt, als wir uns das im Alltag vorstellen können“, sagt Arians.
Auch die Leiterin der Justizvollzugsanstalt Köln, Angela Wotzlaw, begrüßt die Aktion der ehrenamtlichen Helferinnen: „Die Gefangenen freuen sich sehr, dass jemand an sie denkt“. Sie appelliert an einen empathischen Umgang mit den Insassen: „Die Strafe für die Gefangenen ist der Entzug ihrer Freiheit und nicht, dass man sie schlecht behandelt.“