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Köln-EhrenfeldZweite Phase des Verkehrsversuchs startet – Venloer wird Einbahnstraße

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Für den Verkehrsversuch auf der Venloer Straße gab es viel Kritik.

Für den Verkehrsversuch auf der Venloer Straße gab es viel Kritik.

Es gab viel Kritik für den Verkehrsversuch auf der Venloer Straße. Nun soll in einer zweiten Phase alles besser werden.

Während auf der Deutzer Freiheit noch ein paar verlorene Stadtmöbel von dem dort abgebrochenen Verkehrsversuch zeugen, wird beim Verkehrsversuch auf der Venloer Straße nun die zweite Stufe gezündet. Wie Kölns Mobilitätsdezernent Ascan Egerer am Freitagmorgen mitteilte, wird auf der Venloer Straße zwischen Piusstraße und Ehrenfeldgürtel ab dem 23. Oktober eine Einbahnstraße mit Fahrtrichtung Innenstadt eingerichtet.

Diese Versuchsanordnung soll nach einer Übergangszeit bis in den November hinein wie die erste Phase für ein Jahr gelten. Zudem zog Egerer Bilanz über den bisherigen Verlauf des Verkehrsversuchs auf der Venloer Straße. Die fällt alles andere als positiv aus. Der Dezernent entschuldigt sich: „Es tut uns leid, dass es am Anfang so holprig war.“ Von den einst eingeführten Maßnahmen wird einiges in der zweiten Versuchsphase zurückgenommen oder verändert. Unter anderem wird die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 20 auf 30 Stundenkilometer angehoben.

Flucht durch die Seitenstraßen?

Wer ab dem 23. Oktober von der Inneren Kanalstraße aus in die Venloer Straße einbiegen will, wird nicht mehr weit kommen. Im Kreuzungsbereich mit der Piusstraße und der Franz-Geuer-Straße ist Schluss, dort stoppen ihn Durchfahrtverbotsschilder. Dann gibt es nur noch ein Entkommen über die Piusstraße oder die Fuchsstraße. Es sei denn, die Autofahrer legen bei entgegen kommenden Verkehr ein Wendemanöver hin. Der Ausweichverkehr durch die kleinen Seitenstraßen wäre zu verhindern gewesen, würde die Einbahnstraßenregelung bis zur Inneren Kanalstraße durchgezogen.

Doch davon hat das Mobilitätsdezernat bewusst abgesehen. „Für die Tankstelle, den Supermarkt und auch die Großmoschee wollten wir die Erreichbarkeit aus beiden Fahrtrichtungen erhalten“, sagt Christian Dörkes, stellvertretender Leiter des Amtes für nachhaltige Mobilitätsentwicklung. „Ich nehme an, es wird dort anfangs mehr Verkehr geben, bis sich die Verkehrsteilnehmer anders verhalten“, sagt Egerer.

6000 Fahrer auf Ausweichrouten

Die Fahrtrichtung vom Ehrenfeldgürtel zur Inneren Kanalstraße sei der Wunsch der Bezirksvertretung gewesen. Dem sei man gerne nachgekommen: „Denn sie ist aus verkehrlichen Gründen auch die bessere Variante“, so Dörkes. Allerdings hat damit das Mobilitätsdezernat auch den stärksten von zwei Verkehrsströmen abgebunden.

Grafik zum Verkehrsversuch Venloer Straße

Grafik zum Verkehrsversuch Venloer Straße

Laut Verwaltung werden an der Dauerzählstelle auf Höhe der Fuchsstraße täglich rund 3500 Fahrzeuge täglich registriert, die Richtung Innenstadt unterwegs sind, also in Fahrtrichtung der künftigen Einbahnstraße. Jedoch in der ab dem 23. Oktober nicht mehr zu befahrenden Gegenrichtung wurden täglich rund 6000 Fahrzeuge ausgemacht. Nicht inbegriffen sind die Fahrzeuge, die aus den Nebenstraßen auf die Venloer Straße auffuhren.

Subbelrather und Vogelsanger Straße betroffen

Viele dieser 6000 Fahrer werden sich nach Einführung der Einbahnstraßenregelung Ausweichrouten suchen. Hauptstrecken dürften dafür die parallel verlaufende Vogelsanger, die Subbelrather Straße und die Weinsbergstraße sein. Laut Dörkes hat das Dezernat mit Hilfe von Verkehrssimulationen untersucht, was auf diese Straßen ab Ende Oktober zurollt. „Die Zusatzbelastung wird nicht mehr als zehn Prozent des bisherigen Verkehrsaufkommens betragen“, verspricht der stellvertretende Amtsleiter. Für den Bus- und Bahnbetrieb auf der Subbelrather Straße erwartet Egerer keine Behinderungen.

30 statt 20km/h

Die Venloer Straße wird mit der Einführung der Einbahnstraße ihr Gesicht verändern. Um das zu ermöglichen, hat sich das Dezernat von den 20 Stundenkilometern verabschiedet. Denn ein solcher sogenannter „geschäftsberuhigter Bereich“ ist mit strengen Auflagen versehen. Durch die 30 Stundenkilometer können die Fahrradstreifen wieder aktiviert werden und Zebrastreifen wieder in Betrieb genommen werden.

Allerdings haben Autofahrer dann die ganze Fahrbahnbreite, die vorher für zwei Fahrstreifen genutzt wurde, zur Verfügung. Breite Straßen mit gerader Linienführung erzeugen Geschwindigkeit. Wird die Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h denn kontrolliert? „Solche Geschwindigkeitskontrollen wird es sicherlich geben“, sagt Egerer. Doch bis alle neuen Regelungen umgesetzt sind, kann es einige Wochen dauern. Die Verwaltung gibt sich ein Zeitfenster bis zum 10. November. „Wir reden in dem Bereich alleine von rund 200 Beschilderungsstandorten“, deutet Egerer den Umfang der Gesamtmaßnahme an.

Dezernent entschuldigt sich

Die neuen Regelungen resultieren teils aus den Erfahrungen, die das Dezernat in der ersten Testphase gemacht hat. Durch den Versuch habe man im November 2022 schnell umsetzen können, was als regulärer Umbau Jahre gebraucht hätte, rechtfertigt Egerer die Neuordnung der Venloer Straße, für die es auch viel Kritik gab.

Doch durch die schnelle Umgestaltung „sah das Anfangs nicht so gut aus“, räumt der Dezernent nun ein. Auch hat der Verkehrsversuch bei Weitem nicht erbracht, was sich Egerer erhofft hatte. Durch die 20 km/h Höchstgeschwindigkeit, die Aufhebung der Radstreifen und der Rechts-vor-Links-Regelung sollte sich der Durchgangsverkehr um 30 Prozent reduzieren. Nach rund einem Jahr resümiert Dörkes allerdings: „Die Reduzierung lag unter zehn Prozent.“ Ein Wert, der für Planer keine Relevanz hat. Auch habe sich kaum einer an die Rechts-vor-Links-Vorschrift gehalten.

„Werden niemals alle Menschen erreichen“

Eine weitere Lehre Egeres aus dem ersten Jahr: „Kommunikation ist ein großes Thema“. Viele Anwohner fühlten sich bei dem Verkehrsversuch nicht mitgenommen. Die zweite Phase soll besser kommuniziert werden als die erste. Bis in den November hinein sind Bürgerinformationen, Hinweisbeschilderungen und Informationen über verschiedenste Medien sowie Befragungen auf der Straße vorgesehen. Eger will aber nicht zu große Erwartungen schüren: „Wir werden niemals alle Menschen erreichen.“