Die Zeit des Verkehrsversuches auf der Deutzer Freiheit ist vorbei. Aber in dem Veedel ist noch lange nicht alles beim Alten.
Nach VerkehrsversuchDarum ist das Klima auf der Deutzer Freiheit immer noch belastet
Vor den Cafés sitzen Gäste, Fußgänger sind unterwegs - und Autos fahren die Straße entlang. Eigentlich eine ganz normale Szene in einer Stadt, ginge es nicht um die Deutzer Freiheit. Über ein Jahr lang war die Straße Teil eines Verkehrsversuches, weitestgehend autofrei. Bis das Verwaltungsgericht aufgrund einer Klage einen Schlussstrich zog. Seit Donnerstag ist der Versuch offiziell beendet, dürfen die Autos wieder über die Deutzer Freiheit rollen. Also alles wieder beim Alten? Nein, so wie es war, wird es nie mehr.
Klage über Umsatzeinbruch
Zur Erinnerung: Ab dem 10. Juni 2022 war die Straße auf Antrag der Bürgerinitiative „Deutzer (Auto) Freiheit“ vom Individualverkehr frei. Schon nach wenigen Monaten beschwerten sich vor allem die ansässigen Händler über Umsatzeinbußen und forderten einen Abbruch. Die Stadt lehnte dies ab. Auch der Veedelbeirat Deutz aus Vertretern beider Seiten schaffte es nicht, den Konflikt zu lösen. Ein Zusammenschluss von Händlern klagte schließlich vor dem Kölner Verwaltungsgericht. Dieses entschied Anfang August, dass die Straßensperrung rechtswidrig sei, weil es keine rechtliche Grundlage dafür gäbe. Die Verwaltung erklärte den Versuch daraufhin für beendet und ließ die baulichen Maßnahmen zurücksetzen.
„Gift“ ist noch nicht ausgeschlichen
Doch das Gift, dass der Versuch in dem Veedel freisetzte ist noch nicht ausgeschlichen. „Wie die Stadt diese Eröffnung praktiziert, ist leider absolutes Kindergartenverhalten für mich.“, findet ein Betreiber eines Cafés auf der Deutzer Freiheit, der seinen Namen lieber nicht nennen will. Er spricht von „Retourkutschen“. Denn nach wie vor seien Sitzmöglichkeiten auf Parkplätzen aufgebaut und Ladezonen an Stellen, wo sie vorher nicht waren. Nur zehn neue Parkplätze gebe es nach der Freigabe der Straße. Die würden den Bedarf von rund 30 Geschäften nicht decken. Das alles macht für den Café-Besitzer keinen Sinn. „Meiner Meinung nach, gibt es jetzt gar keinen Gewinner mehr. Nur zum Durchfahren brauchen wir die Deutzer Freiheit nicht.“
Autos als „Gewinn“
Dass überhaupt wieder Autos fahren, ist für die Händler wortwörtlich ein Gewinn. „Ich bin echt total happy, dass es wieder rückgängig gemacht wurde“, erzählt Neslikan Şen, Besitzerin eines Blumenladens. Die Schriftzüge, mit denen sie gegen die Straßensperrung protestiert hat, wurden erst heute morgen von ihrem Schaufenster entfernt. Vor allem die fehlende Kommunikation seitens der Stadt hat ihr nicht gefallen. „Wir waren im Geschehen von Anfang an nicht involviert.“ Dabei ging es für Händler und Ladenbesitzer wie sie um viel. „Zwei Drittel von dem, was ich vorher verdient habe, hatte ich an Einbußen. Geschäftsleute werden mich verstehen.“
Eine Kioskmitarbeiterin sieht es ähnlich. Schon am ersten Tag ist im Geschäft der wieder erhöhte Umsatz zu merken. Das Ende der Sperrung erleichtert ihr außerdem den Weg zu Arbeit. Ihr Auto kann sie jetzt wieder vor dem Kiosk parken. „Das ist für mich optimal.“
„Besser ohne Autos“
Eine andere Meinung haben zwei Fußgängerinnen. „Ich find's besser, wenn hier keine Autos fahren würden, weil so viel Fußverkehr ist, dass es besser wäre ohne. Man könnte dann auch einfacher die Straße überqueren.“ Für eingeschränkte Personen und Kinder sei das wichtig, von denen Viele auf der Deutzer Freiheit anzutreffen sind. „Sie sollten es deshalb wieder sperren.“
Eine Fahrradfahrerin blickt zwiegespalten auf die vergangenen Monate zurück. „Das ist zwar nett, was die hier gemacht haben, für die Geschäftsleute war es aber nicht so prickelnd. Ob das was bringen wird, ich weiß es nicht.“
Nach einer Auswertung des vergangenen Monate will die Stadt eine neue dauerhafte Lösung für die Deutzer Freiheit vorschlagen. Sie verspricht, die lokalen Beteiligten intensiver mit einzubeziehen.