Köln-Ehrenfeld – Dass ihr Stadtteil – laut den Zahlen einer Fahrradzählstelle an der Venloer Straße – in Sachen Radfahrten stadtweit Spitze ist, macht manche Ehrenfelderinnen und Ehrenfelder ein bisschen stolz. Es gibt aber auch Menschen, die sich an Fahrrädern stören. Besonders dann, wenn sie nur nutzlos Platz in den engen Straßen des Stadtteils einnehmen. Drahtesel, die offenkundig niemand mehr haben will und die auch nicht mehr nutzbar sind, will die SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Ehrenfeld nicht mehr länger dulden.
Die Sozialdemokraten fordern, dass diese „Fahrradleichen“, die oft Plätze an Fahrradabstellanlagen blockieren, konsequenter und schneller beseitigt werden sollten. Sollte der städtische Ordnungsdienst dazu nicht in der Lage sein, solle die Stadt ausloten, wie sie in diesem Punkt mit der Deutschen Bahn, den Kölner Verkehrs- und den Abfallwirtschaftsbetrieben zusammenarbeiten könnte. Darüber hinaus soll die Stadtverwaltung prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, mit örtlichen Vereinen zu kooperieren, die Schrotträder und Fahrradteile wiederverwerten.
Viele Radständer in Ehrenfeld werden von kaputten Rädern blockiert
„Es ist erfreulich, dass immer mehr Menschen das Fahrrad nutzen“, schicken die Bezirksvertreterinnen Petra Bossinger und Dunja Engelke voraus. Da aber auch die Zahl der Schrotträder an den Abstellvorrichtungen immer weiter zunehme, führe das dazu, dass – mangels Platz – Fahrräder so abgestellt würden, dass sie andere behindern oder gar gefährden, beispielsweise Menschen, die zu Fuß, mit einem Kinderwagen oder einem Rollator unterwegs sind.
Auch fahrtüchtige Fahrräder, die trotz Verbots an U-Bahnzugängen befestigt sind, sollten entfernt werden, fordert die SPD. Die Grünen-Fraktion machte dagegen vielerorts abgestellte Elektro-Tretroller als gefährliche Hindernisse aus. Sie seien so abgestellt, dass sie „älteren oder mobilitätseingeschränkten Menschen, Menschen mit Kinderwagen, sehbehinderten Menschen oder Radfahrenden den Weg versperren“. Darüber hinaus habe es vermehrt Unfälle mit Elektrorollern gegeben, die auf Trunkenheit und unangepasstes oder verkehrswidriges Verhalten zurückzuführen seien.
Von der Verwaltung wollen die Grünen daher wissen, welche Regulierungs-, Sanktions- und Kontrollmöglichkeiten bestehen, damit die Behinderungen, Gefährdungen oder auch nur die Verschandelungen des Ortsbilds im Bezirk dauerhaft unterbunden werden.
Grüne wollen Tempolimit und Abstellzonen für E-Scooter
Gefragt wird auch nach einem Tempolimit von zehn Stundenkilometern sowie nach festen zugewiesenen Abstellzonen. In diesem Zusammenhang erinnerte die SPD-Fraktion daran, dass die Bezirksvertretung schon im September 2020 einen Beschluss gefasst habe, die Bevölkerung vor Gefährdungen und Behinderungen durch unsachgemäß abgestellte Leihfahrzeuge zu schützen. „Dieser Beschluss ist bis heute nicht umgesetzt“, schimpfte Fraktionsvorsitzende Petra Bossinger.
Seit Mitte 2019 sind elektrisch betriebene Leihfahrzeuge wie Tretroller und Motorroller auf Kölns Straßen unterwegs. Zuletzt zog die Polizei eine ernüchternde Bilanz zum Unfallgeschehen insbesondere mit elektrischen Tretrollern. Die Zahl der verletzten E-Tretroller-Fahrer stieg von 143 im Jahr 2020 auf 347 Opfer im Jahr 2021 an, das ist mehr als eine Verdoppelung. Am häufigsten ereigneten sich die Unfälle in der Innenstadt und den Vierteln, die als sogenannte Feier-Hotspots gelten. Das trifft auch auf Teile von Ehrenfeld zu.
Mittlerweile gibt es 8000 Tretroller, die auch Scooter genannt werden, von sieben verschiedenen Anbietern. Möglicherweise könnte sich diese Zahl verringern, denn die Stadt will die Vergabe der Nutzungslizenzen unter geänderten Vorgaben neu ausschreiben. Zudem wurde angekündigt, ein Gesamtkonzept zum Thema E-Scooter zur Sitzung des Stadtrats am 5. Mai vorzulegen. Möglicherweise wird damit auch auf die Forderungen und Fragen der Ehrenfelder Bezirksvertreter eingegangen.