Köln – Heute ist ein guter Tag für die mehr als 1,2 Millionen Bäume in Köln. Der Wetterbericht sagt Regen voraus, und den brauchen die Pflanzen dringend. Im Mai hat es bisher 15 Tage gar nicht geregnet (siehe Infotext), zweimal fiel ein bisschen Regen, nur bei den Gewittern am vergangenen Montag gab es mal größere Mengen Niederschlag. Stattdessen herrscht derzeit Sonne satt: Mit teils mehr als 30 Grad wurden gestern Nachmittag in der Stadt hochsommerliche Temperaturen gemessen.
Die Hitze Mitte Mai weckt Befürchtungen, nach den drei extrem trockenen Sommern 2018, 2019 und 2020 könne der Region erneut ein Dürresommer bevorstehen – mit weitreichenden Folgen für die rund 81 000 Straßenbäume und ihre Artgenossen in Parks und Wäldern.
Schon der März war außergewöhnlich trocken
„Eigentlich sind wir ganz gut in das Jahr gestartet“, sagt der stellvertretende Leiter des Grünflächenamts, Dr. Joachim Bauer. Die ausgiebigen Niederschläge im Sommer 2021 und den ganzen Winter über hätten auch tiefere Bodenschichten erreicht und die Vorräte ganz gut aufgefüllt. Doch schon im März wendete sich das Blatt, als in Köln nicht mal die Hälfte der durchschnittlichen Regenmenge fiel. „Sollte die Trockenheit länger andauern, wird es für einige Baumarten kritisch“, weiß Bauer. Noch steht alles wunderbar im Saft, es sind keine Mangelerscheinungen sichtbar. „Aber wir wissen, dass sich die Schäden erst später zeigen, wenn die Bäume geschwächt sind und sich gegen Krankheiten nicht mehr gut zur Wehr setzen können.“
Niederschläge nur an drei Tagen im Mai
8,8 Liter pro Quadratmeter Niederschlag hat die Wetterstation am Flughafen Köln/Bonn seit 1. Mai verzeichnet. Nur an drei Tagen hat es seitdem geregnet. Seit 1991 gab es in Köln keinen Mai mehr, in dem im vergleichbaren Zeitraum weniger Niederschlag gefallen ist.
Die Durchschnittstemperatur beträgt im Mai bisher 15,5 Grad Celsius. Auch wenn die besonders warmen vergangenen Tage dies vermuten lassen, gab es schon deutlich wärmere Mai-Monate. 2018 betrug die Durchschnittstemperatur 16,9 Grad Celsius.
Noch liegt die Zahl der Sonnenstunden mit 156,6 knapp 20 Prozent unter dem Durchschnitt. Besonders sonnig war in diesem Jahr übrigens der März. Dort gab es mit 239 Sonnenstunden knapp doppelt so viele wie in einem Durchschnitts-März. (sim)
So fielen in den vergangenen Jahren alte Buchen im Stadtwald der Buchenkomplexkrankheit zum Opfer, während der Rußrindenpilz reihenweise Ahornbäumen den Garaus machte.
Auch in Zukunft erwartet Bauer Verluste, insbesondere bei den Straßenbäumen, die oft unter besonders widrigen Bedingungen leben müssen und mit den Herausforderungen des Klimawandels schlechter zurechtkommen als ihre „Kollegen“ im Wald. „Wir werden nicht jeden Baum retten können. Das muss man klar sagen“, betont Bauer.
Die Strategie der Stadt bestehe darin, bei Neupflanzungen auf Baumarten zu setzen, die besser mit Trockenheit und Hitze klarkommen. Dabei ist eine große Vielfalt Trumpf. Je mehr Arten, desto widerstandsfähiger sei der Bestand, wenn mal neue Krankheiten oder Schädlinge auftreten.
Straßenbäumen geben man heute bessere Startbedingungen als früher , so Bauer. Es werden größere Gruben ausgehoben, damit die Wurzeln mehr Raum haben, wasserspeichernde Substrate verwendet, und man achtet darauf, dass die Wasserzufuhr gesichert ist. Auch dieses Jahr hat das Grünflächenamt wieder Wassersäcke (siehe Foto) ausgegeben, mit denen interessierte Bürger junge Bäume effektiv gießen können. Sie geben das Wasser tröpfchenweise an den Wurzelbereich ab.