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Drach-Prozess in Köln„Herr Vorsitzender, ich möchte mich über Sie beschweren“

Lesezeit 2 Minuten
Drach im Kölner Gericht

Der Angeklagte Thomas Drach.

Köln – Trotz eines sehr interessanten Zeugen (39), trat der Prozess gegen Reemtsma-Entführer Thomas Drach (62) am Montag lange Zeit auf der Stelle. Die Verteidiger beanstandeten ein ums andere Mal die Prozessführung des Vorsitzenden Dr. Jörg Michael Bern und legten die Verhandlung lahm. Doch dann ergriff Drach in rheinischem Singsang das Wort: „Herr Vorsitzender, ich möchte mich über Sie beschweren.“

Mit Nachdruck sagte Drach weiter: „Ich muss mir jetzt hier schon mehrmals vorwerfen lassen, dass ich eine Entführung geplant habe. Das ist nicht wahr.“ Darum frage er sich, warum der Richter den Zeugen nicht frage: „Warum lügt er?“

Der 39-Jährige, ein ehemaliger Mitinsasse von Drach in der Untersuchungshaft im Ossendorfer „Klingelpütz“, war bereits zum zweiten Mal im Zeugenstand. Erstmals hatte er im Juni ausgesagt und bekundet, Drach habe ihm gegenüber drei von vier Raubüberfällen, wegen denen Drach derzeit vor dem Landgericht steht, eingeräumt. Weiter hatte der Zeuge berichtet, dass Drach — der bereits 1996 den Tabakkonzern-Erben Jan Philipp Reemtsma entführt und erst nach Lösegeldzahlung wieder frei gelassen hatte — erneut eine Entführung geplant habe. Demnach habe der 62-Jährige zunächst „die reichste Frau von Europa“, eine Deutsche, ins Auge gefasst gehabt. Dann habe sich Drach jedoch umorientiert und die Entführung „der zweitreichsten Frau“, einer Schweizerin, in den Blick genommen.

Als Lösegeld habe Drach 30 Millionen Euro erwartet. Vorbereitungen mit mindestens einem weiteren Mittäter habe es schon gegeben, hatte der 39-Jährige im Juni gesagt. Die erneute Befragung des Zeugen war notwendig, weil die Verteidiger der beiden Angeklagten beim ersten Termin nicht mit ihrer Befragung fertig geworden waren.

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Gegen die Beschuldigungen wendete sich Drach mit seiner persönlich vorgebrachten Beschwerde. Er könne keine weitere Entführung geplant haben, da die Strafverfolgungsbehörden keine Hinweise darüber hätten. Vor seiner Festnahme 2021 in Amsterdam sei er „sechs Monate“ lang „lückenlos überwacht“ worden, argumentierte Drach. Er sei abgehört und beobachtet worden, „am Telefon, in Restaurants, in Innenräumen und in Autos“. An Richter Bern adressierend sagte Drach: „Sie wissen, der Mann lügt.“ Bern nahm die Beschwerde ausdrucks- und kommentarlos zur Kenntnis.

Drach werden in dem Prozess vier Raubüberfälle auf Werttransporter in Köln, Frankfurt am Main sowie im hessischen Limburg zur Last gelegt. Neben besonders schweren Raubs lautet die Anklage gegen den 62-Jährigen auf versuchten Mord. Der Prozess wird fortgesetzt.