Drach-Prozess in KölnHeftiger Streit im Gericht – Richter haut auf den Tisch
Wirren im Verfahren gegen Reemtsma-Entführer Thomas Drach: Bei der Verhandlung am Freitag lehnte der 62-Jährige in einem persönlich vorgebrachten Antrag einen ihn belastenden Gutachter ab. Stunden später endete der Verhandlungstag — nicht zum ersten Mal — in einem lautstarken Eklat.
Thomas Drach erklärte, dass er Georg A. Rauscher (52), unter anderem Sachverständiger für Video-Forensik, wegen „Vorteilsnahme“ ablehne. Rauscher sei im Auftrag von Jan Philipp Reemtsma – „das ist der, den ich vor 25 Jahren entführt habe“ – geschmiert worden, sagte Drach. Der Beweis: Der Gutachter sei der einzige Zeuge, der ihn belaste. Dabei unterschlug Drach jedoch, dass ihn ein ehemaliger Mithäftling aus der Untersuchungshaft bereits vor Wochen schwer belastet hatte. Der Mann sagte aus, Drach habe ihm gegenüber zugegeben, drei der vier ihm zur Last gelegten Raubüberfälle begangen zu haben. Das Gericht wies Drachs Antrag als „unbegründet“ zurück.
Verteidiger beanstandete eine Video-Vorführung
In dem Gutachten soll Rauscher Drach auf Videoaufnahmen von den Raubüberfällen anhand seines Ganges als Täter identifiziert haben. Als der Vorsitzende Richter mitteilte, dass das Gutachten als Video vorgespielt und nicht als mündlicher Vortrag gehalten werden solle, wurde es hitzig im Saal. Die Verteidiger beanstandeten, dies entspreche nicht dem üblichen „prozessualen Prozedere“. Sie verlangten, das Video vorher zu sehen und begründeten dies mit ihrem Recht auf Akteneinsicht. Andernfalls müsse dies als „Vorenthalten von Akteninhalten“ gewertet werden, argumentierte die Verteidigung.
Der Vorsitzende entgegnete, dass er den USB-Stick nur entgegengenommen habe, um das Video vom Saalcomputer an seinem Platz abspielen zu können. Er habe den Stick nicht als „Vorsitzender, sondern als Handlanger des Sachverständigen“ entgegengenommen.
Als der Verteidiger daraufhin meinte, er habe noch nie in einem Gerichtssaal erlebt, dass sich ein Richter „so herablässt“, kam es zum Eklat. Bern schlug mit der Hand auf die Richterbank und verbat sich solche „Diffamierungen“. Das Verhalten des Verteidigers sei „völlig inakzeptabel“.
Drach werden vier Raubüberfälle auf Geldtransporter in Köln, Frankfurt und Limburg sowie versuchter Mord an Geldboten vorgeworfen. Drach hatte 1996 den Erben des Hamburger Tabakkonzerns, Jan Philipp Reemtsma, entführt und Lösegeld erpresst.