Drach-Prozess in KölnGeldbote schildert schockierende Erlebnisse beim Raubüberfall
Köln – Insgesamt vier Raubüberfälle werden Reemtsma-Entführer Thomas Drach zur Last gelegt. Nachdem in den zurückliegenden 22 Verhandlungstagen bereits die beiden Überfälle auf Geldtransporter in Köln und einen in Frankfurt am Main mit zahlreichen Zeugen durch die Beweisaufnahme sind, wendete sich das Landgericht am Mittwoch dem verbliebenen im hessischen Limburg zu.
Plötzlich einen „weißmaskierten“ Mann hinter sich
Dort hatte ein Räuber im September 2018 einen Geldboten (38) vor einem Supermarkt abgepasst und ihn um die Tageseinnahmen des Marktes gebracht. Laut Anklage knapp 90.000 Euro. Er habe gerade den Markt verlassen und die Tür zum Kassenraum abgeschlossen, als er plötzlich in einer Spiegelglasscheibe einen „weißmaskierten“ Mann hinter sich gesehen habe, so der Geldbote am Mittwoch im Zeugenstand. „Sofort hinlegen“ habe der Maskierte gesagt. Darauf habe er „hysterisch“ reagiert, die Arme in die Höhe gerissen, sich umgedreht und auf Kopfhöhe in ein Kalaschnikow-Sturmgewehr geschaut. „Bestimmt, aber nicht laut“ habe der Räuber wiederholt, er solle sich hinlegen.
Mitarbeiter wurde nach dem Überfall gekündigt
Auf dem Boden liegend sei er dann entwaffnet worden. Mit dem Geldkoffer sei der Täter schließlich weggegangen. Der Geldbote selbst war einige Zeit ebenfalls von der Polizei in Limburg als Beschuldigter geführt worden. Die Ermittler fanden es merkwürdig, dass das elektronische Sicherungssystem des Koffers keinen Alarm geschlagen habe. Er sei sich keines Fehlers bewusst, wiederholte der Zeuge immer wieder auf Nachfragen der Verteidiger von Drach und dessen Mitangeklagtem.
Die Verteidiger interessierten sich besonders dafür, dass dem Mann im Anschluss an den Überfall gekündigt worden war. Wie der Fahrer (63) des Geldtransporters später sagte, wegen „Fahrlässigkeit“. Was der 63-Jährige, mittlerweile Rentner, davon hielt, damit hielt der Mann nicht hinterm Berg: „Eine Unverschämtheit.“ Überhaupt hatte der Mann eine kurze Zündschnur im Zeugenstand. Als Drach-Verteidiger Dirk Kruse ihn mit Detailnachfragen traktierte, platzte dem Rentner der Kragen: „Ich habe Durst, ich muss auf Toilette, und Sie nerven!“
Das könnte Sie auch interessieren:
Über den Überfall teilte der 63-Jährige mit, dass er vorschriftsmäßig die Uhrzeit notiert habe, als der Kollege den Markt wieder verlassen habe. Als er wieder aufgeschaut habe, habe er sich gefragt: „Wo ist der?“ Dann habe er den Kollegen am Boden gesehen und den Räuber über ihn gebeugt gesehen. „Der hat dem die Waffe an den Hinterkopf gehalten.“ Zur Waffe sagte auch er: „Ich hätte das als Kalaschnikow eingeschätzt.“