Ex-Häftling packt ausDrach soll Entführung einer Superreichen geplant haben
Köln – Ein 39 Jahre alter ehemaliger Mitgefangener hat am Montag Reemtsma-Entführer Thomas Drach schwer vor dem Landgericht belastet. Drach habe ihm in der Untersuchungshaft in der JVA-Ossendorf gesagt, „dass alle Anklagepunkte bis auf einen stimmen würden“. Drach werden in dem Verfahren vier Raubüberfälle auf Geldtransporter in Köln, Frankfurt am Main und im hessischen Limburg zur Last gelegt. Weil er auch auf zwei Geldboten geschossen und diese erheblich verletzt haben soll, legt ihm die Anklage auch versuchten Mord zur Last.
Angeklagter Thomas Drach zeigt sich siegessicher
Der vertrauensvolle Kontakt sei entstanden, weil man gemeinsame Bekannte in den Niederlanden habe. Drach sei sich sehr sicher, dass er nicht verurteilt werde, weil man ihm nichts nachweisen könne. Auch wegen einem Gutachten, dass Drach anhand seiner X-Beine bei einem Überfall identifiziert haben soll, habe sich Drach keine Sorgen gemacht. Zwar sehe „ein Blinder mit Krückstock, dass ich das bin“, habe er gesagt. Als Beweis für eine Verurteilung, reiche ein Gutachten seiner Meinung nach aber nicht aus.
Weiter stellte der 39-Jährige Drach als Verbrecher aus Leidenschaft dar. So habe Drach die vom Zeugen früher begangenen Geldautomatensprengungen toll gefunden. „Bei solchen Themen blüht der richtig auf. Das ist seins, das findet der klasse.“ Weiter sagte der Mann: „Das ist sein Lieblingsthema: Kriminalität und Überfälle.“ Anscheinend ist die Leidenschaft so groß, dass Drach — der 1996 den Tabakkonzern-Erben Jan Philipp Reemtsma entführt hatte — vor seiner Verhaftung eine weitere Entführung geplant haben soll. Demnach habe Drach zunächst „die reichste Frau von Europa“ geplant gehabt. Dann habe sich der 62-Jährige jedoch umorientiert und die Entführung „der zweitreichsten Frau“, einer Schweizerin, in den Blick genommen. Als Lösegeld habe Drach 30 Millionen Euro angepeilt. Vorbereitungen mit mindestens einem weiteren Mittäter habe es schon gegeben, so der Zeuge weiter.
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Der Zeuge berichtete auch, dass Drach noch über „Vermögen“ aus der Reemtsma-Entführung verfüge — damals soll der Angeklagte 15 Millionen D-Mark und 12,5 Millionen Schweizer Franken als Lösegeld erhalten haben. An das gebunkerte Geld sei aber nicht leicht ranzukommen.
Als Motivation für seine Aussage sagte der 39-Jährige, dass ihn die Brutalität von Drach schockiert habe. Er habe davon geredet, dass er bei einem Überfall auch geschossen habe. Als der Zeuge eingewendet habe, dass er das nicht könne, habe Drach etwas Schockierendes gesagt, so der 39-Jährige: „Wenn ich mich entscheiden muss, wenn meine Freiheit davon abhängt, dann schieße ich auch Frau und Kinder ab.“ Ferner befinde er sich wegen seines eigenen Strafverfahrens wegen Drogenhandels im Zeugenschutzprogramm. Da habe er sich vertraglich verpflichtet über Straftaten die ihm bekannt seien, die Wahrheit zu sagen. Im Gericht wurde der Zeuge von maskierten Polizisten begleitet.
Unter den Häftlingen sei Drach ein „Held“. Drach und er hätten viel Fitness- und Kraftsport gemacht, Tischtennis und Billard gespielt. „Er spielt gut Billard. Er spielt besser als ich, das muss ich sagen.“ Gekocht habe man auch, meist Burger.