Drach-Prozess in KölnBeschlagnahmter Brief sorgt für Unruhe im Gerichtssaal
Köln – Ein mysteriöser Brief hat am Vormittag am Landgericht Köln für Unruhe und Verwunderung im Strafprozess gegen Thomas Drach gesorgt. Das Schreiben könnte den Mitangeklagten des früheren Reemtsma-Entführers Drach möglicherweise entlasten. Der Brief sei von einem früheren Insassen der JVA Köln verschickt worden. Es ist bereits das zweite Mal, dass in dem Mammutverfahren Aussagen von Mithäftlingen auftauchen.
Als der Vorsitzende Richter zu Beginn der 25. Verhandlungstages scheinbar beiläufig erklärt, das Gericht habe einen Brief an den Mitangeklagten W. beschlagnahmt, schauen sich die zwei Angeklagten und ihre Verteidiger verdutzt an. Der Brief enthalte entlastende Angaben für den Mitangeklagten W., fährt der Vorsitzende Richter fort, und enthält belastende Aussagen dagegen für zwei im Prozess bislang unbekannte Personen „Thomas“ und „Dennis“.
Alle drei Zeugen sollen nun geladen werden
Auf den Bänken der Verteidiger sind Schulterzucken und fragende Blicke zu sehen, der Brief kommt offensichtlich überraschend und löst reges Treiben aus. Immer wieder redet ein sichtlich aufgeregter Thomas Drach energisch gestikulierend auf seine Anwälte ein. Was sie besprechen ist im Saal nicht zu verstehen. Auch die Hintergründe über den Verfasser des Briefes bleiben erst einmal unklar. Die Identität des Briefeschreibers sei bekannt, so der Richter. Man sei auch optimistisch noch herauszufinden, wer „Thomas“ und „Dennis“ seien. Das Gericht will möglichst alle drei als Zeugen laden, um die Glaubwürdigkeit der Aussagen zu prüfen.
Ex-Mithäftling belastet Drach schwer
Zu einem früheren Zeitpunkt hatte ein ehemaliger Mithäftling des Hauptangeklagten Drach sich gemeldet und diesen schwer belastet. Der Zeuge sagte aus, Drach habe ihm gegenüber einige der angeklagten Taten zugegeben, sich aber auch über die Ermittlungsbehörden und die Justiz lustig gemacht, weil diese ihm die Taten „niemals werden nachweisen können“.
Thomas Drach und sein mutmaßlicher Kollege müssen sich vor dem Landgericht Köln wegen bewaffneter Überfälle bei Ikea in Godorf, am Flughafen sowie in Limburg und Frankfurt verantworten. Das Urteil könnte im Herbst fallen. Bis dahin wird wohl auch ein weiterer Verteidiger auf der Bank neben Thomas Drach Platz nehmen. Das Gericht erklärte, dass es einen zusätzlichen Wahlverteidiger zugelassen habe. Für Rechtsanwalt Kerkhoff, dem Anwalt von Thomas Drach, ist das weder ungewöhnlich noch überraschend. Er habe das schon lange gewusst. Warum der dritte Anwalt von Drach hinzugezogen wurde? Das seien möglicherweise prozess-strategische Überlegungen seines Mandanten, erwidert der Jurist lächelnd.
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