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Kölner Verein „donum vitae“ berichtetWohnungsnot in Köln setzt Schwangere unter Druck

Lesezeit 3 Minuten
Ein Neugeborenes liegt in einer Decke eingeschlagen und hält einen Finger von einer Frau.

In den Konfliktberatungen des Vereins „donum vitae“ spielt die Wohnungsnot eine immer größere Rolle.

Auf der Liste der Gründe, warum Frauen über einen Schwangerschaftsabbruch hat sich ein Problem in den vergangenen Jahren immer weiter nach oben gearbeitet: Die Wohnungsnot

Geldnot steht beharrlich ganz oben auf der Liste. Seit „donum vitae“ Köln 2000 seine Beratungstätigkeit aufgenommen hat, ist es vor allem eine prekäre finanzielle Situation, die Frauen darüber nachdenken lässt, ein noch ungeborenes Kind nicht zur Welt zu bringen. Doch seit einigen Jahren schiebt sich bei dem Kölner Verein ein Problem immer weiter nach vorne, das schwangere Frauen dazu bewegt, die Konfliktberatung aufzusuchen: die Wohnungsnot. „Das hat zugenommen“, bestätigt die Vorsitzende von donum vitae Köln e.V., Carola Blum.

Zumeist Frauen mit mehreren Kindern

Die angespannte Wohnungssituation hat sich mittlerweile auf Platz vier der Liste aufgeschwungen, warum Frauen über einen Schwangerschaftsabbruch nachdenken. „Das sind zumeist Frauen, die bereits eins oder mehrere Kinder haben“, berichtet Blum aus den Konfliktberatungen, die sich um die Wohnungssituation drehen. Mit dem nächsten Kind würde die vorhandene Wohnung noch enger, als sie eh schon ist, es bräuchte eine größere. Kaum zu finden und schon gar nicht zu bezahlen in Köln. „Eigentlich würden die Frauen das Kind haben wollen, sie haben ja schon zu den anderen Kindern Ja gesagt“, beschreibt Blum den Konflikt. In diesen Fällen schlägt die Stunde des „Netzwerkes“ von „donum vitae“.

Netzwerk von „donum vitae“ hilft

Der Verein wird getragen von Menschen, die das Leben als Geschenk sehen. „Wir arbeiten für das Lebensrecht des Kindes, respektieren aber die Entscheidungsfreiheit der Frau“, bringt die Vorsitzende die Vereinsphilosophie auf den Punkt. Weil die katholische Kirche die Entscheidungsfreiheit nicht über das Leben stellen, die Beratungsscheine als Voraussetzung für einen Schwangerschaftsabbruch nicht mehr ausstellen wollte, gründete sich donum vitae. Welche Früchte diese Arbeit trägt, zeigt Blum an einem Beispiel einer Konfliktberatung auf, in der es um die Wohnungsnot ging. „Es hatte letztlich vier Monate gedauert, aber dann konnten wir der Frau eine Wohnung vermitteln, die ihr aus der Not half.“ Vier Monate, das bedeutet, die Schwangere hatte sich mit ihrem Konflikt bedingungslos in die Hände der Beraterinnen fallen lassen, denn Schwangerschaftsabbrüche sind nur bis zur zwölften Woche möglich. „Sie hatte das Vertrauen, dass wir das irgendwie schaffen“, sagt Blum nicht ohne Stolz.

„Ein großer Teil nimmt den Schein gar nicht erst mit“

Das Vertrauen, nicht alleine gelassen zu sein, in donum vitae eine helfende Hand gefunden zu haben, das ist es, was die drei Beraterinnen (rund zwei Vollzeitstellen) vermitteln wollen. In rund 30 Prozent aller Gespräche geht es um einen Schwangerschaftsabbruch. Jedoch: „Ein großer Teil nimmt den Schein gar nicht erst mit“, sagt Blum. Manche nähmen den Schein zwar mit, kämen aber später wieder. Sie haben sich also umentschieden. „Und dann haben wir da noch eine Dunkelziffer“, so die Vorsitzende. Frauen, von denen der Verein schlichtweg nicht weiß, ob sie den Schein genutzt haben.

Sorge vor Wegfall des Paragrafen 2018

Für Blum ist diese Bilanz Beweis genug: Die Beratungsgespräche können den Frauen Wege aufzeigen, das Kind anzunehmen. Mit großer Sorge schaut sie deshalb auf die Debatte um die Abschaffung des Paragrafen 218. Dieser stellt einen Schwangerschaftsabbruch unter Strafe. Für die Ausnahme braucht es unter anderem den Beratungsschein. Fällt der Paragraf, fällt damit die Beratungspflicht. „Die Beratungspflicht ist aber die Chance für die Frauen, mit jemanden zu sprechen, der sie versteht und helfen kann“, sagt Blum. Für sie steht fest: „Die Beratungsregel ist ein Glücksfall.“