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Dnipro stellt sich vorDas ist Kölns neue Partnerstadt in der Ukraine

Lesezeit 5 Minuten
Reinigungskräfte führen Arbeiten in der Nähe eines angegriffenen Verwaltungsgebäudes durch.

Reinigungskräfte führen Arbeiten in der Nähe eines angegriffenen Verwaltungsgebäudes durch.

„Dnipro ist eine ganz, ganz tolle Stadt“, schwärmt eine junge Ukrainerin. Am Mittwochabend wird Dnipro die 23. Kölner Partnerstadt.

Am Mittwochabend wird Dnipro die 23. Partnerstadt Kölns. Oberbürgermeisterin Henriette Reker und der Bürgermeister der ukrainischen Großstadt, Borys Filatov, unterzeichnen die entsprechende Urkunde in der Piazzetta des Rathauses. Damit ist aus der rund zweijährigen Projektpartnerschaft nun eine dauerhafte Städtepartnerschaft geworden. Doch was für eine Stadt ist Dnipro eigentlich?

„Dnipo ist eine ganz, ganz tolle Stadt“, schwärmt Alina. Die 30-jährige Webdesignerin stammt aus der Millionenstadt am Fluss Dnepr. Zusammen mit ihrem Mann wohnt sie in Bonn und arbeitet in Köln. 2018 sind die beiden ins Ausland gegangen, um neue Erfahrungen zu sammeln. Aus der geplanten Rückkehr wurde nichts wegen des Kriegs.

Moderne Millionenmetropole

Dnipro im Nordosten des Landes ist eine moderne Millionenstadt. Ebenso wie Köln ist sie die viertgrößte Stadt des Landes. Rund 100.000 Studierende finden in normalen Zeiten dort ihr zuhause. „Dnipro ist eine sehr lebendige Stadt, eine Stadt im Umbruch von einer Industriestadt zu vielfältiger Kultur“, sagt Alina. Sie schwärmt von einer Kaffeerösterei, die in Dnipro gegründet wurde. „Übersetzt heißt die ,Drei Biber‘. Sie haben sehr coole Läden in der Stadt“, sagt sie.

Bürgermeister Filatov beschrieb seine Stadt bei seinem ersten Köln-Besuch im März 2023 ähnlich. „Es gibt in Dnipro keine Vorurteile gegenüber Religionen, sexueller Identität oder ethnischer Zugehörigkeit“, sagte er im Rundschau-Gespräch, „Wir haben die größte jüdische Gemeinde der Ukraine, die eines der größten Kulturzentren der Welt hat. Zehntausende Aserbaidschaner und Menschen aus dem Kaukasus leben in der Stadt. Wir haben die größte armenische Kirche in Osteuropa gebaut.“ Mehr als 40 Nationalitäten leben in Dnipro zusammen, darunter auch eine deutsche Community.

Die freie Kultur war vor dem Krieg ein wichtiger Treiber im städtischen Leben. Das Zentrum für zeitgenössische Kultur (Dnipro Center for Contemporary Culture, DCCC) wurde 2018 zum neuen Mittelpunkt des künstlerischen Lebens der Stadt. Im Zentrum gibt es Festivals, Ausstellungen und Konzerte. „Wir haben es geschafft, aus ehemaligem Fabriken sehr tolle Kulturzentren oder Jugendzentren zu machen“, sagt Alina über die Stadt im Wandel. Ein bisschen erinnere sie das Ruhrgebiet an ihre Heimatstadt.

Zur Zeit der Sowjetunion hingegen war Dnipro eines der wichtigsten Zentren der Kernenergie-, Waffen- und Raumfahrtindustrie. Dnipro ist immer noch ein wichtiger Finanz- und Industriestandort der modernen Ukraine. Zudem ist dort das Operative Armeekommando Ost, das die Stadt zu einem bedeutenden Standort der ukrainischen Armee macht.

Dnipro

Dnipro

Im Vergleich zu Köln mit seiner über 2000 Jahre langen Geschichte, ist Dnipro jung - gerade mal 200 Jahre. Dass die Stadt es in dieser kurzen Zeit geschafft hat, auf Millionengröße anzuwachsen, liegt sowohl an der Industrie als auch an der Geografie. Das Umland ist größtenteils flach und einfach zu besiedeln. Die meisten Wohnsiedlungen, Gewerbe- und Industriegebiete sowie der Stadtkern befinden sich am rechten Dneprufer. Dabei ist der Fluss dort wesentlich breiter als der Rhein in Köln. Der Dnepr kommt auf eine enorme Breite von weit über einem Kilometer. Auch die Promenade am Fluss ist beachtlich: Sie ist 16 Kilometer lang.

„Inzwischen ist Dnipro die nächste große Stadt zur Front“, sagt Alina. Erst am Montagmorgen sei der Strom wegen schwerer russischer Angriffe in der Stadt ausgefallen. „Dnipro braucht Unterstützung. Ich finde die Städtepartnerschaft sehr gut“, sagt sie.

Erstes Projekt läuft schon

„Wir sind eine fähige Stadt. Nach dem Krieg wird eine gemeinsame Entwicklung stattfinden“, war sich Filatov beim ersten Kölnbesuch sicher. Er könne sich eine Zusammenarbeit in allen Bereichen vorstellen. Das erste Projekt ist schon Anfang dieses Jahres angelaufen.

Ein Krankenhausbau steht in Flammen.

Im Mai ist in Dnipro ein Krankenhaus bei russischen Luftangriffen getroffen worden.

Dabei hat die Stadt Köln gemeinsam mit der Stadt Dnipro einen Projektantrag verfasst. Das Projekt trägt den Titel: „Verbesserung der Gesundheitsdienste für die Einwohner*innen von Dnipro durch Prävention von Keimübertragungen und Infektionen“. Mit den beantragten Fördermitteln des Bundes in Höhe von 90.000 Euro sowie einem Eigenanteil von Köln in Höhe von 8.000 und von Dnipro in Höhe von 2.000 Euro soll eine medizinische Wasch- und Desinfektionsmaschine für ein Krankenhaus in Dnipro beschafft werden. „Außerdem soll ein Fachaustausch zu Hygienemaßnahmen im Gesundheitsbereich stattfinden“, teilt die Stadt Köln mit. Weitere Projekte würden sich im Laufe der Zeit entwickeln.

Köln und Dnipro stimmen sich mit den Veranstaltungen der „Dnipro Days“ auf ihre zukünftige Städtepartnerschaft ein. Unmittelbar nach Unterzeichnung der Urkunde wird am Mittwoch ein deutsch-ukrainisches Festkonzert in der Philharmonie aufgeführt (siehe Anhang). Bronzeskulpturen und Grafiken des Avantgardekünstlers Vadym Sidur werden ab 31. August im Bezirksrathaus Porz ausgestellt.


Das Konzert

Am Mittwoch, 28. August, wird das Kammerorchester „Four Seasons Chamber Orchestra“ aus der ukrainischen Stadt Dnipro ein Festkonzert in der Kölner Philharmonie geben. Unter der Leitung von Dmytro Logvin präsentieren die ukrainischen Musiker und Musikerinnen mit Solisten die reiche musikalische Tradition aus beiden Kulturen: Werke von Johann Sebastian Bach und Robert Schumann sowie den ukrainischen Komponisten Borys Lyatoshynskyi und Zoltan Almashi. Abgerundet wird das Programm mit einer deutschen Erstaufführung von Cesare Chiacchiarettas „Sunflower Seeds“. Mit dem Konzert feiern Dnipro und Köln ihre erfolgreiche zweijährige Zusammenarbeit. Im Oktober 2022 hatten Köln und die ukrainische Millionenstadt Dnipro eine Projektpartnerschaft geschlossen, um humanitäre Hilfe zu leisten und entwicklungspolitisch zusammenzuarbeiten. Nun mündet diese Kooperation in eine vollwertige Städtepartnerschaft. Dabei ist unter anderem ein intensiver kultureller Austausch vorgesehen. Die KölnMusik GmbH, die Stadt Köln und der deutsch-ukrainische Verein Blau-Gelbes Kreuz e.V. veranstalten gemeinsam das Konzert am Mittwoch, 28. August, um 20 Uhr in der Kölner Philharmonie. Karten sind zum Preis von 5 Euro (inkl. Gebühren) auf der Website der Kölner Philharmonie sowie telefonisch unter der Rufnummer 0221 280 280 oder in der Konzertkasse der Kölner Philharmonie am Kurt-Hackenberg-Platz erhältlich.