Chorweiler – Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner (52) ist von Hause aus Diplom-Informatiker. Der CDU-Politiker ist seit 2014 im Amt - in 2020 wird es eine Kommunalwahl geben. Doch zu den Veränderungen, die dann anstehen werden, wollte sich Zöllner zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht äußern. Judith Tausendfreund sprach mit ihm über einen bunten Strauß von weiteren Themen, die den Norden Kölns beschäftigen.
Wenn Sie zurückblicken auf das Jahr 2019, welche Ereignisse sind Ihnen in Erinnerung geblieben?
Das Jahr war ein Jahr, welches für mich durch private Dinge geprägt war. Aber auch auf der politischen und kommunalen Ebene hat sich vieles bewegt und ist vieles in Bewegung geraten. Zunächst einmal muss ich an das große Thema Notfallpraxis denken, denn genau zum Jahreswechsel 201/2019 waren wir auf einmal mit der Situation konfrontiert. Damals hatten wir uns noch kurz vor Silvester in der Praxis in Chorweiler getroffen – jetzt ist die Praxis zu.
Das Thema bleibt aber weiter wichtig?
Das Thema bleibt in jedem Fall aktuell. Die Anwohner in Dormagen haben – so glaube ich – noch gar nicht realisiert, was das auch für sie bedeutet. Denn bisher kamen die auch in „unsere“ Notfallpraxis. Und die Menschen in unserem Bezirk müssen nun weite Wege in Kauf nehmen, um eine Notfallpraxis aufzusuchen. Und damit sind wir schon beim nächsten Thema: der öffentlichen Nahverkehr, der in unserem Stadtbezirk einfach schlecht ist.
Ist die medizinische Versorgung im Bezirk gewährleistet? Immerhin ist Chorweiler der einige Kölner Stadtbezirk ohne Krankenhaus.
Zur medizinischen Versorgung stehen noch viele andere Fragen im Raum. Der Übergang zwischen der bisherigen Lösung und der jetzigen war holprig, es ist vielen nicht klar, wie es jetzt weitergeht. Meiner Ansicht nach hätte man die Existenz der bisherigen Praxis auch verlängern können, um einen besseren Übergang zu gestalten. Auch weiß ich zum Beispiel nicht, wie die Ärzte das alles sehen. Wir wissen, wie viele Bürger und Anwohner zu der Sache stehen, wir kennen die Meinung der Mitarbeiter, die in der Praxis gearbeitet haben.
Das könnte Sie auch interessieren:
Wir sind über den Standpunkt von Dr. Jürgen Zastrow als Vertreter der kassenärztlichen Vereinigung informiert. Aber eine Meinung oder Stellungnahme der Ärzteschaft sehe ich nicht, das ist schade. Wir als Bezirksvertretung – oder auch der Rat der Stadt – können in der Sache ohnehin nicht viel ausrichten, wir können das Thema nur begleiten.
Gibt es auch positive Entwicklungen, die im letzten Jahr stattgefunden haben?
Ja, sicherlich ist da die Gestaltung der drei zentralen Plätze in Chorweiler zu nennen. Das läuft gut, ich sehe da eine gute und eben positive Entwicklung. Jetzt in diesem Jahr wird es weitergehen. Ich hoffe, dass dann auch endlich mal der Turkuplatz und der Busbahnhof in den Fokus der Stadtentwicklung geraten, hier gibt es nach wie vor starken Verbesserungsbedarf. Wirklich bedauerlich ist es dabei, dass sich die Deutsche Bundesbahn bisher komplett raushält, wenn es um das Thema geht.
Es gab noch etwas, was die Bürger im Kölner Norden 2019 beschäftigt hat: die Rinder in Worringen. Gibt es hier noch Diskussionen?
Ja, die Rinder sorgen nach wie vor für viele Anfragen vonseiten der Bürger, wobei dies nach meinem Eindruck vor allem Worringer Bürger sind. Andere Anwohner des Stadtbezirks sind offensichtlich nicht so stark damit beschäftigt. Ich denke, es gibt noch Änderungsbedarf, vor allem mit Blick auf die optische und funktionelle Ausgestaltung. Die Zäune und Durchgänge könnten verbessert werden, die Rinder brauchen auch einen Unterstand und die Wasserversorgung muss gesichert sein. Aktuell sind die Tiere ja im Winterquartier, aber im Frühling wird uns das sicher noch einmal beschäftigen.
Der Kölner Norden ist in Bewegung. Auch die Weiterentwicklung des Stadtteils Kreuzfeld ist umstritten – wie geht es da weiter?
Dies wird uns sicher ebenfalls in 2020 weiter auf Trab halten. Hier treffen verschiedene Interessensgruppen aufeinander. Interessanterweise hat der Rat die Planung des Gebiets schon beschlossen, aber das Leitbild noch nicht. Meiner Ansicht nach wird da der zweite Schritt vor dem ersten gemacht.
Zur Person
Reinhard Zöllner, Jahrgang 1967, ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in Worringen. Er ist Vater dreier Kinder und hat ursprünglich den Beruf des Diplom-Informatikers erlernt. Bezirksbürgermeister ist er seit Juli 2014. Zöllner folgte damals auf Cornelie Wittsack-Junge von den Grünen, diese wiederum wurde 2009 unter anderem mit Hilfe der CDU ins Amt gewählt. Zöllner kritisierte wie seine Vorgängerin immer wieder, dass die Außenbezirke zu wenig Einfluss auf die Ratspolitik haben.
Der CDU-Mann Zöllner war schon vor seiner Wahl zum Bezirksbürgermeister politisch aktiv, er bekleidete das Amt des CDU-Fraktionschefs in der Bezirksvertretung. Diese Rolle hat inzwischen Norbert Schott übernommen. Zöllner ist Mitglied im Ausschuss für Umwelt und Grün und im Betriebsausschuss der Abfallwirtschaftsbetriebe der Stadt sowie Ausschussvorsitzender des Veedelsbeirates Lindweiler. (jtb)
Es ist unlogisch, einen Planungsauftrag zu erteilen und dann erst ein Leitbild, das muss doch umgekehrt angegangen werden. Ich hoffe, der Rat wird in den ersten Sitzungen des neuen Jahrs jetzt das Leitbild beschließen. Positiv zu erwähnen ist jedoch, dass der Rat die Ergänzungen der Bezirksvertretung übernommen hat.
Das Thema Wohnen zieht sich wie ein roter Faden durch die Kommunalpolitik.
Grundsätzlich ist das Thema Wohnen und Bauen im Stadtbezirk Chorweiler omnipräsent. Nun kommen noch die Änderungen in der Regionalplanung, kein Ort wird verschont, überall entstehen Bauprojekte. Prinzipiell begrüße ich das, allerdings brauchen wir eben auch die verkehrliche Anbindung. Zum Beispiel entsteht in Roggendorf/Thenhoven ein Neubaugebiet, und Kreuzfeld soll kommen. Für beides ist der Ausbau des Blumenbergsweges relevant. Daher müssen solche Projekte übergreifend geplant werden und ganzheitlich für den ganzen Bezirk Chorweiler angegangen werden. Es fehlt hier ein „Über-den-Tellerrand-Gucker“. Die vielen Projekte sind positiv. Aber sie sollten nicht einzeln betrachtet werden.
Welche Trends sehen Sie ansonsten im Stadtbezirk?
Schloss Arff hat sich sehr positiv entwickelt. Die Zusammenarbeit der Bürgervereine innerhalb des Stadtbezirks habe ich schon 2014 vorgeschlagen, gut, dass es nun endlich soweit ist. Und es ist schön, dass sich neue Vereine gegründet haben. Das Thema Schulentwicklung und Kindergartenplätze ist nach wie vor wichtig, da muss noch ganz viel passieren. Die alte Schule in Roggendorf ist immer noch nicht fertig, das ist unglaublich.
Der Stadtbezirk
Chorweiler ist der nördlichste Stadtbezirk von Köln. Zu ihm gehören die Stadtteile Blumenberg, Chorweiler, Esch/Auweiler, Fühlingen, Heimersdorf, Lindweiler, Merkenich, Rheinkassel, Langel, Pesch, Roggendorf/Thenhoven, Seeberg, Volkhoven/Weiler und Worringen.
Am 1. April 1922 kam es zur Eingemeindung der Bürgermeisterei Worringen mit den Dörfern Feldkassel, Fühlingen, Kasselberg, Langel, Merkenich, Rheinkassel, Roggendorf, Thenhoven und Weiler in die Stadt Köln. Zur Bürgermeisterei Worringen gehörte der größte Teil des heutigen Stadtbezirks Chorweiler. Am 21. April 1964 beschloss der Rat der Stadt Köln, die neue Großwohnsiedlung im Kölner Norden „Köln-Chorweiler“ zu benennen. Der Name des neuen Stadtbezirks ist ein Kompositum aus den Wortbestandteilen „Chorbusch“ und dem ehemaligen Dorf Weiler. Im Verlauf des Jahres 1972 zogen die ersten Mieter ein, obwohl die Siedlung noch nicht fertiggestellt war. Zum Stadtbezirk gehören heute zwölf Stadtteile mit einer Fläche von 67,1 Quadratkilometern und etwa 83 000 Einwohnern.
In der Bezirksvertretung Chorweiler sind momentan fünf Parteien sowie zwei parteilose Mandatsträger vertreten. Stärkste Fraktion ist die CDU mit sieben Sitzen, gefolgt von der SPD mit fünf und den Grünen mit drei Sitzen. FDP und Linke haben jeweils einen Sitz. (jtb)
Auch der Ausbau der Realschule stockt. Weitergebaut wird zum Glück die neue Autobahnbrücke, in Merkenich herrscht nach wie vor die Großbaustelle. Der Verkehr ist in den letzten Jahren explodiert, dieser Trend wird sich leider nicht von alleine auflösen. Die Verbreitung des Eichenprozessionsspinners ist bedrohlich geworden, auch hier bin ich gespannt, was auf uns zukommt.
Wie gehen Sie in die Kommunalwahl 2020?
Natürlich wird uns die Kommunalwahl immens beschäftigen: Ganz wichtig ist vor allem, dass die Menschen wählen gehen. Das Datum 13. September sollten sich jetzt schon alle Bürger ganz dick in den Kalender eintragen.