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Brandneue und 40 Jahre alte LiederTommy Engel unplugged im Rheinauhafen

Lesezeit 2 Minuten

Auf der überdachten Bühne eines Bootes gab Tommy Engel sein Konzert im Rheinauhafen.

Köln – Der Himmel meinte es diesmal nicht so gut mit dem kölschen Engel: Um 20.20 Uhr öffnete Petrus beim ersten von zwei „Unplugged“-Konzerten von Tommy Engel und seiner Band im Rheinauhafen die Schleusen und schloss sie erst eine knappe Stunde später wieder. „Usjestöpselt un em Rän“ – so könnte man das ganz besondere Konzert im „Sion Sommer Kino“ überschreiben.

Engel und seine Band spielten unter anderem mit zwei akustischen Gitarren und einem seltenen akustischen Bass auf einem überdachten Kahn im Hafenbecken. Das Publikum saß mit gedoppelten schwarzen Styroporplatten und Regenjacken bei frischen sechzehn Grad auf den nassen Stufen des Sommer-Kinos und phasenweise unter aufgespannten Regenschirmen.

Lieder mit persönlicher Botschaft

„Wir haben Euch auch einige Lieder von unserem neuen Album mitgebracht. Der Titel steht noch nicht fest. Aber wir werden uns schon einigen“, erzählte Engel im Geplauder mit seinem musikalischen Partner Jürgen Fritz an dessen weißem Piano. Brandneu und fast poetisch ist „Du mähs mich fruh“, eine Liebeserklärung eines Großvaters an seinen Enkel.

„Du hürs nie op zo frore/Et brennt in dinger Siel/Bes zom Frore jebore/Un d’r Wääch es dat Ziel/En dingem Künningsreich stirve ich nie.“ In „ Alles för uns Pänz“ positioniert er sich für „Fridays for Future“ und deren Forderungen für den Umweltschutz und gegen den Größenwahn der Erwachsenen. „Wie ich bin“ ist ein selbstironischer Blick auf das Alter, wo selbst ein dreistündiger Nachmittagsschlaf dem 72-jährigen nicht mehr ausreicht, um für den Rest des Tages wieder fit zu werden.

Leise Zeitreise durch sein bewegtes Leben

Abgesehen von den drei neuen Liedern nahm Thomas Richard Engel das Publikum mit auf eine leise Zeitreise durch sein bewegtes Leben. Dabei machte er vor allem Station bei dem Bläck Fööss, bei denen er kürzlich bei den denkwürdigen drei Jubiläumskonzerten auf dem Roncalliplatz umjubelte Gastauftritte hatte. In „MS Monika“ (1980) würdigt er die harte Arbeit der Rheinschiffer („D’r Rhing erop un d’r Rhing eraff/bei Wind un Wedder/dat koß Kraff“).

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Mit „Minge Drache“ (1983) stimmte er, passend zur nasskalten Witterung auf den nahenden Herbst ein. „Zehn Mark achtzig“ stehen noch auf dem „Deckel“ in der Kneipe von Struthse Jupp, die die Sehnsucht eines Verzogenen nach der kölschen Heimat triggern. „Für et Hätz un jäjen d’r Kopp“ erinnerte an die kreative LSE-Zeit. Gelungen eingekölscht war Bill Withers 50 Jahre alter Hit „Ain’t no Sunshine“, aus dem bei Engel „Nemm et Leech mit“ wird. Das neue Album soll „im Herbst oder Winter“ erscheinen.