Der Kölner Wohnungsbau steckt in der Krise. Über mögliche Lösungen diskutierten Akteure beim Kölner Wohnungsbausymposium.
Baukrise in KölnZu viele Standards verhindern Innovation

Der Wohnungsbau in Köln steckt in der Krise. Beim Kölner Wohnungsbausymposium wurde über Wege aus der Krise diskutiert. (Archivbild)
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Mittel und Wege finden, um aus der Baukrise herauszukommen. Das war die Motivation hinter dem Kölner Wohnungsbausymposium, das am Dienstag in der Piazzetta des Historischen Rathauses stattfand.
Neben Fachvorträgen fanden Diskussionsrunden mit Teilnehmenden aus der Wohnungswirtschaft, der Kommunalpolitik und der Verwaltung, ebenso wie Juristen und Architekten statt. Den Auftakt machte Bundesbauministerin Klara Geywitz.
Bundesbauministerin Geywitz: „Krise des bezahlbaren Wohnens und des bezahlbaren Bauens“
„Bund und Land können die Rahmen setzen, aber entscheiden, ob was gebaut wird oder nicht, das machen die Kommunen“, sagte die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.
Die SPD-Politikerin konstatierte: „Wir haben jetzt eine akute Baukrise. Natürlich verursacht durch den Zinssprung, vor allen Dingen nach dem furchtbaren Überfall Russlands auf die Ukraine. Aber wenn man es genau sieht, haben wir eigentlich schon viel länger insbesondere eine Krise des bezahlbaren Wohnens und des bezahlbaren Bauens.“ Um aus dieser Krise wieder herauszukommen, skizzierte sie den Weg über verschiedene Maßnahmen. Unter anderem habe die Bundesregierung darauf verzichtet, die Energiestandards weiter zu erhöhen, um die Baupreise nicht weiter zu steigern. Die Ministerin sprach davon, dass es notwendig sei seriell und modular zu bauen, „um die Produktivität zu steigern“.
Baukrise in Köln: Hohe Kosten ohne Digitalisierung
Geywitz betonte auch, wie wichtig die Digitalisierung bei den Baugenehmigungen sei, da lange Bearbeitungszeiten die Kosten zusätzlich in die Höhe treiben würden.
Die Stadt Köln will ab kommendem Jahr nur noch digitale Bauanträge annehmen, jedoch fehlt dafür noch die rechtliche Grundlage.

Zu viele Standards schränken Innovation den Wohnungsbau in Köln ein. Es braucht weniger Normen, dafür mehr Digitalisierung und Raum für Kreativität. (Archivbild)
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Der Stadt Köln attestierte Geywitz: „Die Zahlen für Köln sind, wenn man sie mit dem Rest der Republik vergleicht, sehr gute.“ Die Zahl der Anträge und der Fertigstellungen sind zuletzt gestiegen. „Allerdings sieht man auch: Das ist natürlich weit weg von dem, was sie selbst als ihr Ziel haben, und auch weit von dem, was mein Ministerium für Köln als Bedarfsprognose hätte.“
Sie hatte ein klare Botschaft: „Wenn sie wollen, dass ihre Kinder in Köln noch eine Wohnung finden, dann muss einfach gebaut werden, und zwar in großem Maßstab.“
Zu viele Normen behindern Bauwesen
Eine neue Regelung, die als Maßnahme gegen die Baukrise angepriesen wird, ist der Gebäudetyp „E“. Architekt Florian Dilg, Leiter einer Task Force der Bundesarchitektenkammer zu diesem Gebäudetyp, stellte die Idee vor. Dabei handelt es sich um eine Art Regel, um die Regeln zu umgehen.
Konsens der Rednerinnen und Redner sowie der Diskutierenden war es, dass es mittlerweile zu viele Normen und Vorgaben gibt. Im Gebäudetyp E soll den Architekten die Kreativität zurückgegeben werden. Das Problem sei, dass beim Bauen die Frage nach dem „Wie“ durch die ganzen heutigen Standards bereits zu 90 Prozent beantwortet sei. Das führe dazu, dass anders gleichbedeutend mit falsch sei, was Gefahr berge.
„Wir wollen, dass Normen und Richtlinien wieder das werden, was sie einmal waren, nämlich technische Empfehlungen“, so Dilg. Beim Bau gibt es das Phänomen des schadenfreien Mangels – bei Nichteinhaltung von DIN-Normen und Vorgaben.
Beispiel Augsburg: Weniger Standards ermöglichen innovative Ideen im Wohnungsaufbau
Es müsse die Möglichkeit geben, normenreduziert zu bauen, wenn eine sinnvolle Lösung dahinterstehe. Nur so könne man „neue Innovationen möglich machen.“ Beispiele erklärte Dilg aus den Bereichen Schallschutz und Brandschutz, aber auch bei der technischen Gebäudeausstattung.
Er berichtete beispielsweise von Mehrfamilienhäusern in Augsburg, bei denen auf eine große Heizungsanlage verzichtet wurde. Die einzelnen Wohnungen werden mittels Fußbodenheizung erwärmt und auch die Wassererhitzung erfolgt jeweils in den Wohnungen. Das spare unter anderem Platz bei den Schächten für den Bau und erleichtere die Handhabung der technischen Ausstattung.
Kölner Baudezernent sieht mehrere Akteure in der Verantwortung
Kölns Baudezernent Markus Greitemann wird derweil nicht müde zu betonen, wie wichtig der Dreiklang aus Verwaltung, Politik und der Wohnungswirtschaft ist. Nur gemeinsam könne man Wege aus der Krise finden. Zudem appellierte er an die Bankenwelt, sich der Wohnungswirtschaft wieder zu öffnen.
„Das Bauen in Köln ist zu teuer! Das liegt an den hohen Baukosten, aber auch an den seit Jahren immer stärker gestiegen Standards sowie Regulierungen.“ Für ihn ist klar, dass moderne Bauweisen wie serielles Bauen oder Bauen mit 3D-Druckverfahren mögliche Wege sind, um den Bausektor wieder ins Schwung zu bringen. „Wir haben heute gehört, wie wir günstigen und trotzdem guten, bedarfsgerechten Wohnungsbau errichten können, wenn wir nach neuen Lösungen suchen.“
9415 Wohnungen befanden sich laut den jüngsten Statistiken der Stadt Köln im sogenannten Bauüberhang. Das sind Wohnungen, die bereits genehmigt, aber auch unterschiedlichsten Gründen noch nicht fertiggestellt worden sind. Im Jahr 2023 wurden in Köln 3533 Wohnungen Köln fertiggestellt, das sind 1206 mehr als noch im Coronajahr 2022. Im vergangenen Jahr wurden zudem 3211 neue Wohnungen genehmigt. (rom)