Die Entscheidung ist gefallen: Köln verliert eine von drei verbliebenen Filialen der insolventen Warenhaus-Kette Galeria Karstadt Kaufhof.
Aus für TraditionsstandortGaleria schließt ehemaligen Karstadt an der Breite Straße
Aufatmen in der Hohe Straße und in Nippes, Entsetzen in der Breite Straße. Die insolvente Warenhaus-Kette Galeria Karstadt Kaufhof hat am Samstagmorgen ihre Mitarbeitenden bei Betriebsversammlungen über die Zukunftspläne für das krisengeschüttelte Unternehmen informiert. Demnach bleibt das Kölner Flaggschiff des Konzerns an der Hohe Straße/Ecke Schildergasse ebenso erhalten wie die kleine Filiale an der Neusser Straße in Nippes. Dagegen ist das Schicksal des traditionsreichen Karstadt-Hauses an der Breite Straße besiegelt. Die Filiale wird zum 31. August geschlossen.
Die Breite Straße galt schon länger als Wackelkandidat. Die Immobilie hatte im Jahr 2020 den Besitzer gewechselt. Im Februar 2022 wurden Pläne des neuen Eigentümers Aroundtown SA bekannt, der das Gebäude abreißen und durch einen Neubau mit Tiefgarage ersetzen will. Dort könnten Büros und Wohnungen entstehen, im Erdgeschoss sind Geschäfte und Gastronomie geplant. Aroundtown SA hatte 2022 bereits von Architekten Entwürfe ausarbeiten lassen und eine Bauvoranfrage an die Stadt Köln gestellt. Die Belegschaft hatte damals auf eine Weiterentwicklung des Standorts gehofft, doch nun wird das seit 1914 bestehende Warenhaus bald Geschichte sein.
Am 1. April hatte das Amtsgericht Essen das mittlerweile dritte Insolvenzverfahren von Galeria Karstadt Kaufhof eröffnet. Wie berichtet, werden 16 von 92 Filialen geschlossen. Bei der Entscheidung, welche Standorte betroffen sind, spielte vor allem eine Rolle, ob man ihnen zutraut, in Zukunft schwarze Zahlen zu schreiben. Dabei kommt es insbesondere auf die Höhe der Mieten an sowie die erwartete Bevölkerungsentwicklung. Auch die große Filiale in der Fußgängerzone Hohe Straße/Schildergasse galt als möglicher Streichkandidat, weil dort überdurchschnittlich hohe Mieten gezahlt werden müssen.
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155 Mitarbeiter in Köln betroffen
„Jede der fortzuführenden Filialen muss das Potenzial haben, bereits heute oder in absehbarer Zeit die notwendige Profitabilität zu erzielen“, betonte das Unternehmen am Samstag in einer Stellungnahme. „Als Ziel haben wir einen marktüblichen Mietkorridor von 7 bis 11 Prozent des Umsatzes definiert, um die jeweilige Filiale wirtschaftlich rentabel betreiben zu können“, erklärte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. Man habe für den Erhalt jeder einzelnen Filiale hart verhandelt. Nicht nur im Interesse der Mitarbeitenden, „sondern auch im Hinblick auf lebendige Innenstädte“.
„Dort, wo mit den Vermietern ein wirtschaftlich vertretbares Ergebnis trotz größter Bemühungen aller Beteiligten und trotz der Unterstützung durch die Politik nicht zu erzielen war, können die betreffenden Häuser nicht fortgeführt werden. Dafür haben wir gemeinsam mit dem Sozialpartner eine sozialverträgliche Lösung für die betroffenen rund 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeitet“, sagte Denkhaus weiter. Mit dem Gesamtbetriebsrat habe man am Freitag einen Interessenausgleich und einen Sozialplan vereinbart. Dort sei festgelegt, dass alle Betroffenen für acht Monate in eine Transfergesellschaft wechseln können, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren.
Das betrifft auch die rund 155 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ehemaligen Karstadt an der Breite Straße. Dagegen überstand die Filiale Nippes, die das Zentrum der Einkaufsmeile Neusser Straße bildet und gut frequentiert ist, auch diese Schließungsrunde. Und auch die Befürchtung, selbst für das Kölner Flaggschiff Hohe Straße könnte es diesmal vorbei sein, traf am Ende nicht zu. Längst geschlossen sind die ehemaligen Kaufhof-Filialen in Kalk (2012) und Weiden (2020).
Karstadt Breite Straße bleibt am Samstag geschlossen
Am Morgen standen die Kunden vor dem Kaufhof in Nippes zunächst vor verschlossenen Türen, die Filiale öffnete später, während drinnen die Beschäftigten unterrichtet wurden. Dort herrschte große Erleichterung, während die Kolleginnen und Kollegen in der Breite Straße unter Schock standen. Sie erhalten die Kündigung. Die Filiale bleibt den ganzen Samstag geschlossen, die Mitarbeiter durften nach Hause gehen.
Der ehemalige Karstadt befindet sich in einem verschachtelten Gebäude, das auf einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Breite Straße, Hämergasse, Am Alten Posthof, Zeppelinstraße und Richmodstraße steht. Klar ist: Sollte es hier zu einem Abriss und Neubau kommen, müsste die denkmalgeschützte Fassade zur Breite Straße erhalten bleiben. Sie gehört zum 1914 eingeweihten Kaufhaus Carl Peters, das sich bis 1960 hier befand und danach von Karstadt übernommen wurde.
OB Reker kritisiert René Benko
Oberbürgermeisterin Henriette Reker kommentierte das Aus für den Standort Breite Straße mit den Worten: „Diese Entscheidung schmerzt sehr.“ Sie kritisierte das Geschäftsmodell von Galeria Karstadt Kaufhof unter Eigentümer René Benko. „Das Konzept, über einen Unternehmenskauf an Top-Immobilien zu kommen und diese dann zu überhöhten Preisen zu vermieten, hat viele Mitarbeitende nun ihren Arbeitsplatz gekostet. Mich schmerzt das sehr, und den betroffenen Mitarbeitenden und ihren Familien gehört mein volles Mitgefühl.“ Reker verlangte einen auskömmlichen Sozialplan für die Beschäftigten. „Sie haben über viele Jahre hart gearbeitet und sind schuldlos in diese Situation geraten.“
Die Stadt erwartet, dass es jetzt Planungssicherheit für die Galeria-Filiale Hohe Straße gibt, die zu den umsatzstärksten Standorten in Deutschland gehört. „Allerdings muss dringend in das Haus investiert werden, denn der Immobilieneigentümer hat eine umfangreiche Sanierung immer wieder verschoben“, erklärte Kölns Wirtschaftsdezernent Andree Haack. „Wir werden dazu mit dem neuen Galeria Karstadt Kaufhof-Eigentümer das Gespräch suchen.“
CDU bringt Markthalle ins Gespräch
Unklar ist, wie sich die Karstadt-Schließung auf das geschäftliche Umfeld auswirken wird, insbesondere den benachbarten Olivandenhof, die Einkaufspassage Quincy sowie die umliegenden Läden, Cafés und Restaurants. Mitte 2023 war bereits das große Geschäft des Schuhhändlers Görtz gegenüber von Karstadt geschlossen worden. Niklas Kienitz, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, sagte: „Die Immobilie ist eine prominente Adresse an der Breite Straße. Hier darf es keinen langen Leerstand geben. Daher stehen wir gerne bereit, um gemeinsam mit den Eigentümern an einer qualitativ hochwertigen Nachnutzung zu arbeiten. Hier könnte man sich beispielsweise gut eine Markthalle vorstellen, mit frischen Waren des täglichen Bedarfs in einer Kombination mit gastronomischer Vielfalt und Freizeitangeboten.“
Diese Galeria-Filialen in der Region bleiben erhalten:
Aachen, Bonn, Düren, Düsseldorf Königsallee, Düsseldorf Schadow, Euskirchen, Köln Hohe Straße, Köln Nippes.