Acht Anästhesistinnen und Anästhesisten sowie zwei Anästhesieschwestern aus Ghana wurden einen Monat lang an der Kölner Uniklinik weitergebildet.
An der UniklinikAnästhesisten aus Ghana zu Gast in Köln
Die Wahrscheinlichkeit, im Rahmen einer Operation in einem Krankenhaus zu Tode zu kommen, ist in Ghana unfassbar hoch. „Sie liegt ungefähr bei eins zu 150. Das heißt, dass ein Mensch pro 150 operativen Eingriffen verstirbt“, sagt Professor Dr. Alexander Mathes, Leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik. Um diese Wahrscheinlichkeit zu senken, muss vor allem das medizinische Personal geschult werden.
In einem langfristigen Weiterbildungsprojekt, gefördert von der Landesregierung NRW und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), haben acht Anästhesistinnen und Anästhesisten sowie zwei Anästhesieschwestern aus Ghana die vergangenen 30 Tage an der Uniklinik Köln verbracht. Im Bereich Anästhesiologie, Intensivmedizin und Notfallmedizin schauten sie den Kölnerinnen und Kölnern über die Schulter, in vielfältigen Schulungen oder im OP.
„In Deutschland gibt es rund 27.000 Anästhesistinnen und Anästhesisten. In Ghana sind es unter 100, bei einer Bevölkerung von etwa 31 Millionen Menschen“, erklärt Prof. Mathes. „Daher müssen dort Menschen Narkosen legen, die das nie gelernt haben und die weder die fachlichen noch die strategischen Ausrichtungen für diese Handlungen haben.“ Weitere Faktoren für die hohe Sterblichkeit sind Grunderkrankungen, die viele Menschen haben, aufgrund von Infektionen, fehlenden Impfungen und Unterernährung.
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Mit einer kleinen Delegation aus Deutschland war Mathes im Mai nach Ghana gereist, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Sie besuchten fünf Lehrkrankenhäuser im ganzen Land, nun folgte der Gegenbesuch aus Ghana. „Es geht in dem Projekt nicht nur darum, dass wir bestimmte Kenntnisse vermitteln, sondern auch Ausbildungsstrategien, damit das Wissen langfristig implementiert wird“, so Mathes.
Besuch bei der Kölner Feuerwehr
Dr. Rita Owusu, Assistenzärztin im zweiten Weiterbildungsjahr zur Anästhesistin, arbeitet im Krankenhaus der Stadt Ho im Osten von Ghana. An der Seite von Prof. Mathes und seinen Kollegen stand sie vier Wochen im OP der Uniklinik - ein wahrhaftiger Unterschied zu ihrem Arbeitsplatz, wie sie erzählt. In ihre Arbeit aufnehmen wolle sie den Eins-zu-Eins-Unterricht oder das Finden der Venen mit dem Ultraschallgerät.
„Am meisten nehme ich aus dem Reanimationstraining mit, das es so in Ghana nicht gibt. Das möchte ich auch bei uns umsetzen und hoffe auf die Unterstützung von meinem Chefarzt in unserer Klinik.“ Im Simulationszentrum der Uniklinik wurden verschiedene Szenarien mit lebensechten Puppen trainiert. Die Gruppe unternahm zudem einen Ausflug zum Rettungsdienst der Feuerwehr. „Hier treffen Welten aufeinander“, so Prof. Mathes. „In Ghana gibt es kein Rettungswesen wie in Deutschland. Ins Krankenhaus kommt jeder selbst.“
Projekt soll fortgesetzt werden
„Ich glaube, das ist die beste Förderung, die man sich vorstellen kann“, sagt auch Prof. Dr. Andrea Ulrike Steinbicker, neue Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin. „Die Kolleginnen und Kollegen aus Ghana haben viel gesehen, viel gelernt und es gibt viele Dinge, die sie dort machen können, mit den Mitteln, die sie im Heimatland zur Verfügung haben. Und sie können wiederum ihre Leute weiter trainieren.“ Das Projekt soll fortgesetzt werden.