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„Dann würde ich lügen“Familienangehöriger spricht über Beckenbauers Gesundheitszustand

Lesezeit 4 Minuten
Franz Beckenbauer sitzt auf der Tribüne.

Franz Beckenbauer ist schon länger nicht mehr in einem Fußballstadion gesichtet worden. (Archivfoto)

In der neuen ARD-Doku nehmen ehemalige deutsche Spitzenpolitiker den „Kaiser“ im Skandal um die WM 2006 in Schutz.

Franz Beckenbauer hat sich seit geraumer Zeit weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Der Weltmeister von 1974 meidet Veranstaltungen und lebt seit Jahren in Österreich. In der ARD-Dokumentation „Beckenbauer“ hat sich nun sein älterer Bruder Walter zum Gesundheitszustand des „Kaisers“ geäußert.

„Wenn ich jetzt sagen würde, es geht ihm gut, dann würde ich lügen, und ich lüge ungern. Es geht ihm nicht gut. Es ist ein ständiges Auf und Ab“, sagte Walter Beckenbauer in der Dokumentation über seinen Bruder. Bereits im vergangenen August hatte sich Lothar Matthäus besorgt über den Gesundheitszustand seines ehemaligen Teamchefs geäußert.

Große Sorgen um Franz Beckenbauer

„Franz hat immer gesagt: Das Wichtigste im Leben ist die Gesundheit. Die hat er zurzeit nicht“, sagte Lothar Matthäus in einem RTL-Interveiw und fügte hinzu: „Wir alle wünschen ihm Gesundheit und hoffen, dass er sich wieder erholt und wie früher wird.“ Beckenbauer plagen seit Jahren gesundheitliche Probleme, nach einem Augeninfarkt ist er auf einem Auge blind.

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Vor etwas mehr als einem Jahr meldete sich Franz Beckenbauer über seinen X-Account, auf dem ihm eine Million Menschen folgen.Zum Tod der brasilianischen Fußballlegende schrieb er im Dezember 2022: „Der Fußball hat heute den Größten seiner Geschichte verloren – und ich einen einzigartigen Freund. Der Fußball wird auf ewig Dir gehören. Ruhe in Frieden Pele.“

Beim traditionellen Treffen der Weltmeister von 1990 im vergangenen Sommer wurde Beckenbauer schmerzlich vermisst. Auf Instagram postete er jedoch einige Fotos von der Veranstaltung.

Im weiteren Verlauf der ARD-Doku haben ehemalige deutsche Spitzenpolitiker Franz Beckenbauer im Skandal um die WM 2006 in Schutz genommen. Otto Schily, der gerade gestorbene Wolfgang Schäuble und Joschka Fischer äußerten sich ausführlich über das Leben des Fußball-Kaisers viel Empathie für den 78-Jährigen.

WM-Skandal 2006: Wolfgang Schäuble und Co. nehmen Franz Beckenbauer in Schutz

„Das war nicht fair, wie man mit ihm umgegangen ist. Und das ist für ihn sehr bitter. Ich glaube, dass er das, dass er das sehr schmerzlich empfunden hat. Er hatte in dem Punkt auch keinen Panzer. Es ist sehr nahe an ihn herangegangen“, sagte der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) in dem knapp 90-minütigen Film.

Franz Beckenbauer kommt in ARD-Doku nicht zu Wort

Beckenbauer selbst kommt in der Dokumentation, die am 8. Januar ab 20.15 Uhr im Ersten gesendet und ab dem 2. Januar in der ARD-Mediathek zu sehen sein wird, nicht mit aktuellen Aussagen zu Wort. Dafür äußern sich zahlreiche Weggefährten zu seiner im deutschen Fußball einmaligen Karriere.

Nach dem 2:1-Finalsieg gegen die Niederlande durfte Franz Beckenbauer im Münchner Olympiastadion den WM-Pokal in Empfang nehmen.

Nach dem 2:1-Finalsieg gegen die Niederlande durfte Franz Beckenbauer im Münchner Olympiastadion den WM-Pokal in Empfang nehmen.

Neben der sportlichen Erfolgsstory als Spieler wie als Trainer geht es in dem Film auch um die Privatperson Beckenbauer und um die bis heute schwelenden, aber nicht bewiesenen Vorwürfen der Bestechlichkeit und Vorteilsnahme in seiner Rolle als FIFA-Funktionär sowie als WM-Macher 2006. Bis heute ungeklärt ist die Bestimmung von dubiosen Geldflüssen von umgerechnet 6,7 Millionen Euro in Richtung Katar rund um die deutsche WM-Bewerbung für 2006. Beckenbauer selbst hat öffentlich dazu bis heute geschwiegen.

Franz Beckenbauer: Von der Lichtgestalt zum Buhmann

„Die Deutschen wollten die WM, inklusive mir selbst, und wir waren froh, dass wir einen Franz Beckenbauer hatten. Insofern ist es ein Stück weit auch Heuchelei. Wir müssten uns auch selbst bezichtigen“, sagte der ehemalige Außenminister Joschka Fischer (Die Grünen).

Den Umgang mit der einstigen Fußball-Lichtgestalt kann Fischer nicht gutheißen. „Wie sich da viele abgewandt haben, wie Beckenbauer plötzlich der Buhmann war, obwohl er so Großes geleistet hat für unser Land, das konnte ich nicht nachvollziehen“, sagte Fischer, der Beckenbauer gleichwohl für dessen Aussagen zu Katar als WM-Gastgeber 2022 und für dessen Geschäftsgebaren mit Russland kritisierte.

Der ehemalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU), der am Dienstagabend im Alter von 81 Jahren starb, forderte in der Doku einen fairen Umgang mit Beckenbauer. „Diese Skandalisierung, die wir heute darum machen, scheint mir irgendwie übertrieben“, sagte er. „Er hat sicher auch Fehler gemacht, ich meine, jeder Mensch macht ja nicht alles richtig. Insofern ist er auch ein Mensch“, sagte Schäuble. (mbr/dpa)