Auch das frühere „Höhner“-Mitglied Pete Bauchwitz aus Wachendorf ist entsetzt über das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen.
Ex-US-StaatsbürgerinJeannette Gräfin Beissel aus Satzvey macht sich Sorgen nach Trump-Wahl
Am Ende des Gesprächs mit dieser Zeitung am Mittwochmorgen atmete Jeannette Gräfin Beissel v. Gymnich aus Satzvey tief durch. „Ich gehe jetzt zum Sport. Ich muss Frust abbauen.“ In der Nacht zuvor, vor dem Fernseher, habe sich doch eine Menge Unbehagen in ihr angestaut. Der müsse nun raus.
Wie Millionen oder gar Milliarden Menschen auf der Welt sah die Gräfin in den frühen Morgenstunden, wie sich die Karte der USA auf dem Bildschirm immer mehr rot färbte, weil Donald Trump immer weitere Staaten für sich verbuchen konnte, was ihm letztlich den erneuten Einzug ins Weiße Haus bescheren wird.
Satzvey: Jeanette Gräfin Beissel ist seit 2018 keine US-Bürgerin mehr – unter anderem wegen Trump
2018 hatte die Gräfin die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen, ohne die US-amerikanische zu behalten. Dass in den USA damals schon mal Trump im Weißen Haus saß, sei ein Grund dafür gewesen, wenn auch nicht der Hauptgrund: „Ich lebe ja hier schon so lange, habe auch ehrenamtlich mit meiner Stiftung in der Kinder- und Jugendhilfe einiges erreichen können. Da habe ich mir überlegt: ,Ich mache hier alles Mögliche und darf hier nicht wählen'.“ Das habe sie ändern wollen.
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Für die doppelte und damit auch für die Beibehaltung der US-amerikanischen Staatsbürgerschaft habe sie sich damals nicht entschieden, auch weil der damalige Präsident „nicht zuverlässig, sehr sprunghaft und damals schon kriminell war“.
Nachdem ihre Mutter 2017 gestorben war, habe sie diesen Schritt getan. Auch wenn ihre Mutter ebenfalls Trump nicht mochte, habe sie nicht gewollt, dass sie ihre Abkehr von der US-Staatsbürgerschaft hätte erleben müssen.
Satzveyerin ist im Herzen immer noch Amerikanerin
„Als gebürtige Österreicherin hatte sie die US-Staatsbürgerschaft angenommen. Sie war eine überzeugte Amerikanerin“, erzählt Gräfin Jeannette über ihre Mutter. Auch sie sei „im Herzen immer noch Amerikanerin“, führt sie aus. Das könne auch Trump nicht ändern. „Ich bin da noch nahe dran. Es gibt so viele wunderbare Amerikaner.“
Ihr Schritt 2018 hatte auch zur Folge, dass sie 2020 nicht für Joe Biden stimmen konnte und in diesem Jahr nicht für Kamala Harris. Das hätte der noch amtierenden Vize-Präsidentin zwar auch nicht geholfen, so die Gräfin: „Trotzdem bleibt ein wenig das Gefühl, sein Land verraten zu haben.“
Andererseits habe sie kaum noch persönliche Verbindungen in die USA: „Ich habe mein Leben hier in Deutschland.“ Als Diplomatentochter wurde sie als US-Amerikanerin in Bonn geboren, lebte zwischenzeitlich in Berlin und Hamburg, bevor sie 1984 auf die Burg nach Satzvey zog. Der künftige Präsident Trump sei nicht nur eine große Herausforderung für die USA, sondern auch für den Rest der Welt, stellt sie klar.
„Tough times are coming“, sagt sie in ihrer Muttersprache: Die Zeiten werden ungemütlich. „Von oberster Priorität ist es jetzt, den Dialog mit Trump aufrechtzuerhalten. Diplomatie ist eine hohe Kunst. Mögen die Talentiertesten die Weltbühne zum Austausch betreten.“ Denn Trumps „Freundschaft zu Putin, die Gefahr, dass er aus der Nato aussteigt, sein Wunsch, dass er gerne für einen Tag Diktator wäre, die Besetzung des Supreme Court und die Immunität, die dafür sorgt, dass seine kriminellen Taten nicht mehr verfolgt werden – das ist schon alles unfassbar.“
Für Ex-„Höhner“-Mitglied Pete Bauchwitz ist Donald Trump „ein verwirrter Mensch“
Und die Fronten seien verhärtet. Das spüre sie unter anderem, wenn sie Besuchergruppen aus den USA durch die Burg in Satzvey führe. „Da ist schon seit einigen Jahren festzustellen, dass etwa die Hälfte Trump-Anhänger sind.“ Daher meide sie das Thema Politik: „Ich kann die Leute nicht ändern, da kommt man oft mit Argumenten nicht mehr an sie ran.“
Auch Pete Bauchwitz zeigte sich am Tag danach entsetzt über das Wahlergebnis. Das ehemalige Mitglied der Kölner Band „Höhner“ ist in den USA geboren, kam dann mit seinen Eltern nach Deutschland, wo sein Vater für die US-Armee arbeitete, bevor die Familie 1961 ganz nach Deutschland zog. Heute lebt der 71-Jährige in Wachendorf. „Ich glaube nicht, dass Trump der richtige Mann ist“, sagt Bauchwitz: „Für mich ist Trump ein verwirrter Mensch, der so viel gelogen hat in seinem Leben. Außerdem ist er ein verurteilter Verbrecher.“
Auch Bauchwitz bereitet die tiefe politische Spaltung in den USA große Sorgen. „Ich erlebe das in meiner Verwandtschaft, da gibt es auch glühende Trump-Anhänger. Das entsetzt mich jedes Mal.“ Es sei aber symbolisch für so viele Familien in den USA, durch die ein Riss gehe, sagt der Musiker. „Die Trump-Fans sagen, dass es unter ihm der Wirtschaft besser gegangen sei“, so Bauchwitz, „aber Wirtschaft ist doch nicht alles.“
90 US-Bürger leben im Kreis Euskirchen
Im Kreis Euskirchen lebten Ende 2023 laut dem Statistischen Landesamt IT NRW 90 US-Amerikanerinnen und -Amerikaner. Personen mit doppelter Staatsangehörigkeit werden hier nicht mitgezählt.
Ende 2023 wohnten demnach in Nordrhein-Westfalen 14.425 Personen mit US-amerikanischer Staatsbürgerschaft, darunter 7435 männliche und 6 990 weibliche Personen. Regional konzentrieren sich die US-Amerikanerinnen und Amerikaner in NRW entlang der Rheinschiene in den Großstädten Düsseldorf (2 425), Köln (2 170) und Bonn (1235).
Unter den 2023 in Nordrhein-Westfalen lebenden US-Bürgerinnen und Bürgern (ohne Doppelstaatler) waren 13.095 Personen 18 Jahre oder älter.