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JugendfußballJSG Erft Euskirchen schlägt Aachen und trifft nun auf Bayer Leverkusen

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt die JSG Erft in schwarzen Trikots, wie sie mit viel Einsatz einen Torschuss versucht zu verhindern.

Die JSG Erft Euskirchen hat im FVM-Pokal gegen Bundesligist Alemannia Aachen mit 2:1 gewonnen. Vor allem, weil die Einstellung überragend war.

Es war die Überraschung des FVM-Pokals: Die JSG Erft Euskirchen besiegt dank einer taktischen Meisterleistung Alemannia Aachen.

FVM-Pokal: JSG Erft 01 Euskirchen – Alemannia Aachen 2:1 (1:0). Wer eine Blaupause für ein perfekt umgesetztes taktisches Konzept braucht – der sollte sich die FVM-Pokalpartie zwischen der JSG Erft Euskirchen gegen Alemannia Aachen in Dauerschleife anschauen.

Da taktisches Konzept so 90er-Jahre-mäßig klingt, sagt man neuerdings Matchplan. Genau dieser ging auf für die JSG-Spieler, die gegen den Bundesligisten aus der Kaiserstadt vielleicht „das“ Spiel ihres bisherigen fußballerischen Lebens machten. Einen Tabellensechsten in der höchsten Spielklasse schlägt man nämlich nicht alle Tage.

Der Matchplan der JSG Erft Euskirchen geht auf

Und wie schafft man eine Pokalüberraschung gegen eine zwei Klassen höher spielende Mannschaft? Ein Matchplan ist das eine, ein Team, das sein Herz auf dem Platz lässt, das andere – und das ist viel wichtiger. Die Mannschaft von JSG-Trainer Christopher Kockerols machte das von der ersten Minute an. Hinzu kam, dass Torhüter Max Vornweg einen ganz starken Tag erwischte und die eigenen Chancen effizient genutzt wurden – sogar die, die keine Chancen waren.

Die erste JSG-Gelegenheit hatte Philip Urbanek. Der schnelle Außenspieler kickt eigentlich in der B-Jugend-Mannschaft in der Mittelrheinliga. In der vergangenen Saison spielte er sogar noch in der Kreissonderliga. Jetzt stellte er einen Bundesligisten vor Herausforderungen – Spiel des Lebens und so. Nach einem tollen Konter wurde Urbaneks Schuss gerade so zur Ecke geklärt.

Wechseln Tobias und Bastian Rick mit Stephan Reimer nach Bessenich?

Standards sind bei der JSG eine Sache von Tobias Rick. Der Offensivakteur, der nach Informationen dieser Zeitung wahrscheinlich mit seinem Bruder Bastian zum SV Bessenich wechseln und dort unter Ex-JSG-Coach Stephan Reimer spielen wird, zirkelte den Eckball auf den ersten Pfosten. Aachens Schlussmann Luca Schmidt parierte den Ball gerade noch so vor der Linie.

Nächster Eckball ein paar Minuten später, wieder Rick, wieder stark in Richtung Tor. Und Aachens Keeper machte den Nübel. Wie jüngst Stuttgarts Schlussmann gegen Heidenheim fing er zunächst den Ball sicher, um ihn sich dann praktisch selbst durch die Beine ins Tor zu werfen. Ein Kacktor für Aachen, ein Egal-wie-er-reingeht-Tor für die JSG. Der Jubel war dementsprechend groß.

Das Bild zeigt, wie Max Vornweg am Pfosten steht und taktische Anweisungen gibt. Dafür streckt er seinen linken Arm aus.

JSG-Erft-Torhüter Max Vornweg dirigiert seine Abwehr.

Das Bild zeigt den Zweikampf: Tim Krämer legt sich den Ball am Gegenspieler vorbei.

Vor allem die Einstellung war überragend. Tim Krämer (l.) setzt sich im Zweikampf gegen einen Akteur von Alemannia Aachen durch.

In der Folgezeit waren die Gäste spielerisch überlegen, aber an die Wand kombinierten sie die Kockerols-Schützlinge nicht. Und wenn ein Ball durch die gut gestaffelte Defensive der Platzherren kam, war Vornweg zur Stelle.

Zumindest bis zur 72. Minute – dann glich Aachen aus. Gemessen an den Spielanteilen war das verdient. Aber die JSG schüttelte sich kurz und warf auch in der Folgezeit weiter alles rein. Zudem setzten die Gastgeber immer wieder gezielte Nadelstiche und versuchten ihr Heil durchaus in der Offensive.

Danach pennen wir noch einmal, aber die Jungs machen das sonst überragend.
Christopher Kockerols, Trainer der JSG Erft

Einen solchen Nadelstich veredelte Arber Jashanica in der 81. Minute zum Kreuzstich. Einen toll ausgespielten Konter verwandelte er zum 2:1. „Danach pennen wir noch einmal, aber die Jungs machen das sonst überragend“, lobte Kockerols seine Schützlinge: „Am Ende war es ein reiner Abnutzungskampf, und wir haben alles abgearbeitet, was uns der Gegner an Aufgaben gestellt hat.“

Und was machte der Coach nach dem Überraschungserfolg? Er setzte sich erstmal eine halbe Stunde ins Auto, um zu genießen. „Ich brauchte das, um ein bisschen runterzukommen“, sagte der Übungsleiter, der nach Informationen dieser Zeitung in der kommenden Spielzeit die A-Junioren nicht mehr trainieren wird. Seinen Posten soll Marcel Schmitz übernehmen, der aktuell die B-Junioren in der Mittelrheinliga coacht.

JSG Erft trifft nun auf Bayer Leverkusen

Kockerols hofft, dass seine Spieler für die kommenden Wochen viel aus der Partie mitnehmen. „Wir hatten uns vorgenommen, dass wir gewisse Situationen ausspielen und spielerische Lösungen finden. Das haben wir geschafft – gegen den sechsten der Bundesliga. Also sollte das auch in der Bezirksliga die Marschroute sein“, so Kockerols.

Am Mittwoch, 8. Mai, kommt es im Pokal zum Duell mit Bayer Leverkusen. Bayer ist zweiter der A-Junioren-Bundesliga und seit vielen Jahren ein Aushängeschild in der Nachwuchsförderung. „Das ist natürlich schon ganz geil. Wenn man bedenkt, dass an dem Abend auch Bayern München gegen Real Madrid spielt. Und dann Bayer gegen die JSG Erft – das ist praktisch alles, was sich im Weltfußball die Klinke in die Hand gibt“, sagt der JSG-Coach mit einem Augenzwinkern.

Ein Duell mit der A-Jugend des kommenden deutschen Meisters sei ein absoluter Höhepunkt. „Das nehmen wir mit und wollen wir einfach genießen. Da sind Jungs dabei, die man vielleicht bald in der Flimmerkiste zu sehen bekommt. Wir haben doch nichts zu verlieren“, so Kockerols. Flimmerkiste? Ein Wort, das ebenfalls stark nach den 90ern klingt. Aber wer weiß: Vielleicht wird das Duell mit Bayer wieder zu einer Blaupause einer taktischen Meisterleistung – eines nicen Matchplans.