Früher als geplant wurde Christopher Kockerols Trainer der Senioren von Erft 01 Euskirchen. Er ist auch für die A-Jugend verantwortlich.
FußballTrainer Christopher Kockerols setzt in Euskirchen auf die JSG-DNA
Christopher Kockerols dieser Tage zu erreichen, ist nicht einfach. Der frischgebackene Trainer der Seniorenmannschaft der JSG Erft 01 Euskirchen ist ein gefragter Gesprächspartner. Eigentlich war der Plan des aktuellen A-Jugend-Trainers, die erste Mannschaft der JSG Erft ab der nächsten Saison zu übernehmen. Doch dann überschlugen sich in den letzten Wochen die Ereignisse: „Leben ist das, was passiert, während Du dabei bist, andere Pläne zu machen“, wusste schon John Lennon.
Am 17. März erklärte Stephan Reimer, der bisherige Cheftrainer, der die Geschicke der Mannschaft seit der U17 und damit fast sieben Jahre lang sehr erfolgreich gelenkt hatte und mit dem Seniorenteam zuletzt zwei Aufstiege in Folge feierte, am Tag der 1:3-Heimniederlage seines Teams gegen RW Ahrem, einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, seinen sofortigen Rücktritt.
Christopher Kockerols trainiert derzeit in Euskirchen zwei Mannschaften
Es war Kockerols, der kurzerhand in die Bresche sprang: Schon am folgenden Abend leitete er die erste Einheit, bei der die Senioren mit den A-Jugend-Spielern trainierten. Bis zum Saisonende wird er in einer Doppelfunktion die U19 und die Senioren als Hauptverantwortlicher betreuen. Unterstützt wird er von dem Funktionsteam der Seniorenmannschaft sowie von U19-Co-Trainer Tsvetozar Doychinov.
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Organisation und Feinabstimmung laufen nach Angabe von Kockerols auf Hochtouren. Mit sämtlichen Spielern des Kaders habe er bereits telefoniert, um deren Blickwinkel abzuklopfen, so der gebürtige Soltauer, der in den letzten Wochen „erhebliche Telefonzeiten“ verbuchte. Beide Mannschaften verfolgen dasselbe Ziel: jedes Wochenende so viele Punkte wie möglich einzusammeln.
Denn nach einem überragenden Start in die Rückrunde kann die U19 noch die Qualifikation zur Mittelrheinliga erreichen. Bei den Senioren hingegen stehe man laut Kockerols vor einer Herkulesaufgabe: Nämlich in den verbleibenden sieben Spieltagen das rettende Ufer, einen Nichtabstiegsplatz, zu erreichen. Kurzum: Crunchtime in den jeweiligen Bezirksligen.
Christopher Kockerols hat mit 30 Jahren 14 Jahre Trainererfahrung
Auf 14 Jahre Fußballtrainer-Erfahrung, die er fast ausschließlich im Jugendbereich der JSG Erft 01 Euskirchen sammelte, blickt B-Lizenz-Inhaber Kockerols zurück. „Bei der JSG ist das Arbeitsumfeld optimal. In früheren Jahren war für mich ausschlaggebend, dass die JSG als einer der ersten Vereine über einen Kunstrasenplatz verfügte. Und sportlich gesehen habe ich immer superinteressante Truppen trainiert“, schwärmt der Wahl-Bonner.
Doch auch „richtige Senioren“, wie er schmunzelnd berichtet, habe er bereits gecoacht – und zwar nach der Flutkatastrophe. Ein Jahr lang fungierte er als Trainer des TSV Schönau, für den er seit zehn Jahren als Spieler aufläuft. „Aktuell jedoch nur, wenn allergrößte Not am Mann ist“, berichtet Kockerols und lacht.
Der Geburtenjahrgang 2002 war der erste, den er bei der JSG Erft ab 2010 zunächst als Co-Trainer und ab 2014 dann als Chefcoach leitete. Und genau auf diesen Jahrgang, auf die Jungs, die er in- und auswendig kennt, trifft er jetzt wieder, machen die 2002er doch einen Großteil des aktuellen Seniorenkaders aus.
Die Vorbereitung für die neue Saison läuft auf Hochtouren
Die Vorbereitung für die kommende Saison läuft auf Hochtouren: 14 bis 15 Spieler aus dem aktuellen Kader haben nach Aussage von Kockerols zugesagt, unabhängig von der Klasse dem Verein treu bleiben zu wollen. Persönliche Gespräche mit allen Spielern will der neue Cheftrainer in den nächsten Wochen führen. Sieben oder acht Spieler des Jahrganges 2005, also des aktuellen U19-Kaders, mit denen er in der vergangenen Saison fast den Aufstieg in die Mittelrheinliga schaffte, plant der 30-Jährige hochzuziehen.
Sollte man dann noch „über den Tellerrand hinausschauen“ müssen, gelte die Prämisse: Potenzielle neue Spieler müssen zwingend die „JSG-DNA“ in sich tragen, also bereits früher schon einmal für den Verein aufgelaufen sein. Oberste Priorität habe dabei, die erste Mannschaft, eine laut Trainer „geile, homogene Truppe“, in der Form zusammenzuhalten und mit charakterlich und spielerisch einwandfrei in das Konstrukt passenden Spielern aufzufüllen. „Charakter, Chemie, Teamgeist: damit steht und fällt eine Mannschaft“, fasst Kockerols zusammen.
Junioren und Senioren sollen voneinander profitieren
„Mit einer Kadergröße von 22 bis 23 Spielern wäre jede Position doppelt besetzt, es entsteht ein gesunder Konkurrenzkampf unter den Spielern, jeder hat das Gefühl, gebraucht zu werden. Durch die Breite im Trainerteam ist bei einer großen Trainingsgruppe die Möglichkeit gegeben, in Kleingruppen mit inhaltlich unterschiedlichen Schwerpunkten zu arbeiten“, beschreibt der Coach das Konzept für die kommende Saison.
Doch schon in den kommenden Trainingseinheiten könne es für alle Spieler neue, wichtige Impulse geben: „Die A-Junioren gewinnen durch die höhere Intensität und Körperlichkeit im Seniorenbereich eine andere Perspektive. Aber auch die Senioren profitieren von der neuen Konstellation, da sie gegen viele der Jungs noch nie gespielt haben“, ist sich Kockerols sicher.
Über Ausnahmespielberechtigungen, den sogenannten „weißen Schein“, wolle er weiterhin eine hohe „Durchlässigkeit von der A-Jugend in die Seniorenmannschaft“ gewährleisten: „Das ist die Vereins-DNA, unser bisher beschrittener Weg. Davon weiche ich auch keinen Zentimeter ab, da er dem Verein, aber auch den Jungs eine gute Perspektive bietet.“
Trainer haben auch einen Erziehungsauftrag
Sich selbst bezeichnet der gebürtige Niedersachse als „detailversessenen Entwicklungstrainer“. Fluch und Segen zugleich. „Ich bin in der Lage, ein Team zu entwickeln, muss aber vielleicht präziser auf den Punkt kommen“, konstatiert er selbstkritisch. „Gesund emotional“ sei sein Umgang mit seinen Spielern, die ihm immer „sehr schnell ans Herz wachsen“.
Sachlich-emotional, ehrlich, kommunikativ, zuverlässig: Adjektive, mit denen Kockerols sich selbst beschreibt: Werte, die er vorlebt, aber auch einfordert. Als Trainer obliege ihm ein „ausgesprochen unausgesprochener Erziehungsauftrag“ mit großem Einfluss auf die Entwicklung eines jungen Spielers. Organisator, Kommunikator, Taktiker – so nehme er sich wahr.
Dass er kommunizieren kann, stellt Kockerols seit einigen Jahren unter Beweis: Schließlich ist er als Beamter der Stadt Bonn im Personalamt (auf Neudeutsch „Human Resources“) tätig. 1200 Mitarbeitende, die er in arbeits- und tarifrechtlichen Fragen von der Einstellung bis zum Austritt begleitet, befinden sich in seinem Betreuungsbereich. Hier fungiere er als „eierlegende Wollmilchsau“, erklärt der 30-Jährige lachend.
Seit dem 1. September absolviert er in Köln an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung eine dreijährige Vollzeit-Weiterbildung zum „Aufstiegsbeamten“, nach deren Abschluss er eine Laufbahn im gehobenen Dienst einschlagen möchte.
Abseits des Fußballplatzes und des Hörsaales dient dem Vielbeschäftigten seine „heimliche Leidenschaft“, das Kochen, als Ausgleich. Diese Passion habe er von seinem Vater geerbt. Dabei darf es „schnell und einfach“ zugehen, aber auch experimentellen Rezepten stehe er aufgeschlossen gegenüber. Fünf bis sechs Stunden in der Küche zu stehen, sei für ihn Entspannung pur.