Stiftung WarentestSeniorenhandys und spezielle Apps im Test
Einfache Seniorenhandys mit großen Tasten sollen älteren Nutzern das Telefonieren und Nachrichten-Schreiben erleichtern. Inzwischen werden zudem spezielle Senioren-Smartphones und -Apps angeboten, die auch komplexere Funktionen moderner Internet-Handys zugänglicher machen sollen.
Die Stiftung Warentest hat 13 einfache Handys für Senioren sowie zwei Smartphones zweier etablierter Anbieter von Seniorenhandys geprüft. Zusätzlich haben die Tester sich einige Softwarelösungen angesehen, die ganz normale Smartphones bedienfreundlicher machen sollen.
Unterschiede im Praxistest
Neben den Prüfungen im Labor durchlaufen die Seniorenhandys einen Praxistest mit neun älteren Menschen. Drei von ihnen haben Probleme mit dem Sehen, drei mit dem Hören und drei mit der Motorik. Ergebnis: Unter den einfachen Geräten sind nur zwei für alle drei Gruppen leicht zu handhaben: das Panasonic KX-TU329 und das Doro Phone Easy 613. Auch bei den Senioren-Smartphones fällt das Ergebnis zwiespältig aus. Das Gerät mit der besseren Gesamtnote, das Doro Liberto 825, eignet sich nicht so gut für Menschen mit Seh- oder Motorikschwäche wie das zweitplatzierte Emporia Smart. Unter den reinen Software-Lösungen überzeugt am meisten die, die auf Geräten von Samsung bereits vorinstalliert ist.
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Notruf kann ins Leere laufen
Alle Handys im Test bieten eine Notruffunktion. Wenn der Nutzer die Notruftaste drückt, versucht das Gerät, einen vorher gespeicherten Notfallkontakt anzurufen, ihm eine SMS oder eine Sprachnachricht zu schicken. Dabei arbeitet das Gerät eine Liste von Notrufnummern nacheinander ab, bis es eine von ihnen erreicht. Dumm nur, wenn die Notrufkette unterbrochen wird, weil sich bei einem der angerufenen Kontakte ein Anrufbeantworter meldet. Nur sechs Geräte lösen das Problem gut: Wenn der Angerufene die Annahme des Notrufs nicht durch Drücken einer bestimmten Taste bestätigt, wählen sie die nächste Notrufnummer. Bei allen anderen sollte man keine Notrufnummern einprogrammieren, bei denen auch mal eine Mailbox rangehen könnte. Sonst kann der Notruf ins Leere laufen.
Android-Smartphones mit Extras
Die beiden Senioren-Smartphones, Doro und Emporia, versuchen, die Funktionsvielfalt der Smartphone-Welt mit Hardware-Tasten, großen Symbolen, vereinfachten Menüs und großer Schrift für ältere Anwender zugänglicher zu machen. Das Emporia bringt weitere Extras mit, die bei den Senioren im Test gut ankamen. So bietet es eine Art Klapptastatur mit Nummern. Die lässt sich bei Bedarf über den Touchscreen klappen und vereinfacht dann das Wählen von Telefonnummern. Für Nutzer, die Schwierigkeiten mit Berührbildschirmen haben, ist ein Eingabestift mitgeliefert. Allerdings schwächelt dieses Gerät im Falltest: Wo alle anderen 100 Stürze überlebten, war es schon nach 50 Stürzen defekt. Für Manche kann es dennoch das empfehlenswertere Gerät sein - solange es nicht unglücklich fällt.
Launcher-Apps überzeugen nicht
Smartphones mit dem Betriebssystem Android lassen sich recht flexibel an die Vorlieben des Nutzers anpassen. Ein beliebtes Werkzeug sind sogenannte Launcher-Apps. Die ersetzen die vorinstallierte Nutzeroberfläche durch eine andere. Einige davon sollen handelsübliche Smartphones für ältere Menschen leichter nutzbar machen. Die Tester haben sich exemplarisch vier Launcher-Apps für Senioren angesehen. Keine von ihnen überzeugt so richtig: Einige senden unnötig viele Daten oder bergen Sicherheitsrisiken. Andere reduzieren das Smartphone praktisch auf den Funktionsumfang eines Einfachhandys. Eine gelungenere Lösung: Der Marktführer Samsung stattet seine Geräte ab Werk mit einer alternativen Oberfläche namens "einfacher Modus" aus. Er kann den Einstieg in die Smartphone-Welt für ältere Nutzer erleichtern, die sich kein spezielles Senioren-Smartphone anschaffen wollen. (td)
Darauf sollten Sie achten
Klapphandys
Die meisten Seniorenhandys im Test sind Klapphandys. Vorteil dieser Bauform: Aufgeklappt bietet sie viel Platz für große Displays und Tasten. Und durch Auf- und Zuklappen lassen sich Anrufe leicht annehmen und beenden. Auch brauchen Klapphandys keine extra Taste oder Tastenkombination für eine Tastensperre.
Hörgeräte
Wer noch ein analoges Hörgerät nutzt, wählt am besten ein Handy, das für analoge Hörgeräte zertifiziert ist. Andere können zwar auch störungsfrei funktionieren, doch bei diesen kann der Nutzer sich darauf verlassen. Diese Information ist in der Tabelle unter "Anschlüsse" zu finden. Viele Geräte lassen sich auch über den Funkstandard "Bluetooth" mit digitalen Hörgeräten verbinden.
Notruffunktion
Wer die Notruffunktion nutzen will, sollte sich genau überlegen, welche Rufnummern er als Notrufkontakte einprogrammiert. Meist sind Handynummern sinnvoller als Festnetznummern - besonders wenn das Seniorenhandy beim Notruf auch SMS-Textnachrichten verschickt. Auch sollten alle Beteiligten vorher absprechen, wie sie im Fall eines Notrufs reagieren sollen.
Dual Sim
Einige der Seniorenhandys im Test haben Steckplätze für zwei Sim-Karten, können also zwei Mobilfunkanschlüsse gleichzeitig nutzen. Das mag zum Beispiel für Nutzer sinnvoll sein, die regelmäßig in wärmeren Gefilden überwintern. Mit einem Dual-Sim-Handy können sie zugleich unter ihrer deutschen und einer ausländischen Handynummer erreichbar sein.
Smartphones
Der Umgang mit einem Smartphone mit Touchscreen will gelernt sein. Wer noch wenig Erfahrung mit dieser Technik hat, sollte sich beim ersten Einrichten etwa von WLan-Funkverbindungen, Adressbuch oder E-Mail-Konto von geübten Nutzern im Freundes- oder Familienkreis helfen und die wichtigsten Funktionen am Gerät erklären lassen. Auch das beste Handbuch kann einen solchen "Einsteigerkurs" kaum ersetzen.
Die Ergebnisse von Stiftung Warentest
Testsieger
Den ersten Platz unter den einfachen Seniorenhandys belegt das Panasonic KX-TU329 für 84,50 Euro. Knapp dahinter liegt auf dem zweiten Platz das Doro Phone-Easy 613 für 96,50 Euro. Das ist zwar noch etwas besser zu bedienen und stabiler, dafür ist allerdings sein Akku schwächer.
Bei den Senioren-Smartphones landet das Doro Liberto 825 für 272 Euro auf dem ersten Platz. Dennoch ist das Gerät nicht für jeden Nutzer das empfehlenswertere. Menschen mit einer Seh- oder Motorikschwäche kamen im Test besser mit dem Emporia Smart für 252 Euro klar. Es überlebte jedoch die Falltests nicht.
Ergebnisse aus dem Heft "test" der Stiftung Warentest, Ausgabe Januar 2017