Köln – Qualität hat halt ihren Preis, ohne sieben Zonen kein erholsamer Schlaf, und mit dem passenden Lattenrost sind Ihre Rückenschmerzen schon bald Geschichte - die Liste der Werbemärchen der Matratzenbranche ist lang. Sie will aber auch in erster Linie möglichst teure Produkte verkaufen. Eine Hilfe bei der Suche nach der passenden Matratze sind diese Ratschläge in der Regel nicht.
Und das große Angebot macht die Wahl nicht einfacher: Latex-, Kaltschaum-, Federkernmatratze oder ein Boxspringbett? Hinzu kommt die riesige Zahl an Kaufmöglichkeiten: Matratzen gibt esBeim Discounter, im Fachgeschäft, Möbelhaus, Matratzen-Schnäppchen-Laden oder übers Internet.
Wir haben mit Hans-Peter Brix von Stiftung Warentest und Orthopädie-Professor Bernd Kladny gesprochen und erklären, was beim Matratzen-Kauf wichtig ist.
Welche ist die Richtige?
Ob eine Matratze gut zu einem passt, hängt zunächst von den Körpermaßen ab. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass kleine, leichte Personen eher weichere Matratzen brauchen und größere, schwerere eher ein härteres Modell. "Das Wichtige ist, dass sie den Schläfer optimal stützt und die Wirbelsäule auch beim Liegen ihre natürliche Form behält", erklärt Bernd Kladny, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie. So muss etwa ein Seitenschläfer so weit einsinken, dass die Wirbelsäule eine gerade Linie bildet - aber nicht so weit, dass sie durchhängt. Wichtig bei der Wahl der richtigen Matratze ist aber auch das Material. Wer leicht friert, braucht zum Beispiel eine andere Matratze als jemand, der viel schwitzt (siehe nächste Seite "Matratzentypen").
Was machen Paare?
Sind beide von ihrer Körperstatur sehr unterschiedlich, können Sie zunächst einfach jeder eine einzelne Matratze kaufen. Um die Lücke zwischen den beiden Matratzen zu schließen, gibt es spezielle Reißverschlüsse. Es gibt aber inzwischen auch Hersteller, die Doppelmatratzen mit zwei unterschiedlichen Kernen anbieten.
Wie hart muss sie sein?
Das Problem: Es gibt bei Matratzen keine einheitlichen Härtegrade. Die gute Nachricht: "Ob eine Matratze die richtige Härte für einen hat, merkt jeder selbst am besten",sagt Orthopäde Bernd Kladny.
Voraussetzung dafür sei allerdings, sie ausprobieren zu können - und das am besten zu Hause und über mehrere Nächte. "Wer nach einem langen Arbeitstag in ein Geschäftgeht und sich dort auf eine Matratze legt, wird diese garantiert erst einmal gemütlich finden", erklärt Warentester Hans-Peter Brix.
Häufig stelle sich dann erst nach dem Kauf zu Hause heraus, dass sie eigentlich zu hart oder zu weich ist. Inzwischen bieten aber sowohl Geschäfte als auch Internet-Händler häufig die Möglichkeit, eine Matratze für eine gewisse Zeit zu testen. So haben etwa in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Internet-Start-up-Unternehmen den Matratzen-Markt für sich entdeckt: Kunden können die Matratze innerhalb von 100 Tagen zurückgeben, mit kostenloser Abholung.
Der Nachteil: Diese haben meist nur ein Modell für alle Körpergrößen im Angebot. Und das ist laut Stiftung Warentest nicht für alle sinnvoll: Der Großteil dieser "One-fits-all"-Matratzen eigne sich in der Regel nur für eher kleine und leichte Menschen. Und auch Orthopädie-Professor Kladny sagt: "Diese Matratzen decken einfach ein Spektrum ab, für alle Personen passen sie aber sicherlich nicht."
Wo sollte ich sie kaufen?
Eine gute Matratze kann man grundsätzlich überall bekommen. Im Fachhandel gibt es sicherlich häufig die ausführlichste Beratung - verglichen mit dem Möbelhaus, Discounter oder Internetversand. Allerdings sollte man auch in diesem Fall vorher ungefähr wissen, was man möchte - und was nicht. "Häufig wird einem erzählt, dass man zu einer neuen Matratze immer auch einen neuen Lattenrost braucht", sagt Hans-Peter Brix. Das sei aber in aller Regel überflüssig. "So ein Lattenrost hält im Schnitt mindestens zehn Jahre." Darüber hinaus habe er ohnehin nur sehr geringe Auswirkungen auf die Liegeeigenschaften.
Quatsch seien auch sogenannte Matratzen-Schoner. Denn die Auflagen verhinderten, dass Feuchtigkeit aus der Matratze entweichen kann - optimale Voraussetzungen für Schimmelpilze und Hausstaubmilben. Bernd Kladny rät: "Eine Grundberatung ist sicher sinnvoll." Das Wichtigste aber sei, dass man die Matratze wieder zurückgeben könne, wenn man merke, dass man darauf nicht gut liegt. Denn der beste Experte sei am Ende immer noch jeder selbst.
Wie sinnvoll sind Zonen?
Die Theorie: Die Matratze wird in verschiedene Zonen mit unterschiedlichen Härtegraden aufgeteilt. So soll sie etwa im Becken- und Schulterbereich mehr nachgeben als im Kopf- und Fußbereich.
Laut Stiftung Warentest handelt es sich dabei in erster Linie um eine Verkaufstaktik. Großen Einfluss auf die Liegeeigenschaften habe die Aufteilung nicht. Und auch Bernd Kladny meint: "Wenn man eine Matratze hat, die einfach da nachgibt, wo es nötig ist, braucht man auch keine Zonen." Was allerdings nicht heiße, dass es nicht auch Menschen gebe, die mit einer solchen Zonen-Matratzegut zurechtkämen.
Ist teurer immer besser?
Nein. "Manche Discounter-Matratze ist besser als teure Luxusprodukte", sagt Brix. Die beste von Stiftung Warentest je getestete Matratze kostet 199 Euro und kommt über den Internetversand. Sie ist haltbar, frei von Schadstoffen und eignet sich für eine Vielzahl an unterschiedlichen Liege- und Körpertypen. Auf der anderen Seite solle man sich auch nicht von vermeintlichen Super-Rabatten bei Matratzen-Discountern täuschen lassen, sagt Brix: "Die angeblichen Ursprungspreise haben mit der Realität nichts zu tun. Die hat der Handel nie gesehen." Wirklich günstiger seien diese also in der Regel nicht.
Matratzentypen - Ihre Vor- und Nachteile
Latex
Vorteil: Latexmatratzen sind haltbarer als Kaltschaum-oder Federkernmatratzen.
Nachteil: Das Material ist schwer und extrem flexibel. Das erschwert das Drehen und Wenden der Matratze.
Eignet sich für: Menschen, denen ein verstellbarer Lattenrost wichtig ist: Das Material schmiegt sich beim Hochstellen des Kopfteilsgut an den Rost an.
Schaumstoff
Vorteil: Matratzen aus Schaumstoff sind leicht und oft preiswert.
Nachteil: Sie halten in der Regel nicht lange. Körperwärme und Schweiß setzen auf Dauer dem Schaumstoff zu. Dieser wird mit der Zeit weicher, und es bilden sich spürbare Liegekuhlen.
Eignet sich für: Menschen, die schnell frieren: Das Material hält die Wärme sehr gut.
Federkern
Vorteil: Taschenfederkernmatratzen sind relativ leicht. Durch den Aufbau mit Sprungfedern kann außerdem Feuchtigkeit schnell entweichen.
Nachteil: Durch Wärme und Schweiß können sich in der Deckschicht aus Schaumstoff, Vlies und Stoff Liegekuhlen bilden.
Eignet sich für: Personen, die nachts viel schwitzen, da Feuchtigkeit und Wärme schnell entweichen können. Für Menschen, die schnell frieren, sind sie daher in der Regel eher nichts.
Boxspringbett
Vorteil: Die Matratze liegt sehr hoch, was Hinlegen und Aufstehen erleichtert.
Nachteil: Boxspringbetten sind in der Regel sehr teuer. Sie können leicht mehrere Tausend Euro kosten. Sie bieten dafür laut Stiftung Warentest aber nicht viel Luxus. Im letzten Test zeigten alle bis auf ein Modell nach der Haltbarkeitsprüfung eine spürbare Liegekuhle. Außerdem kann Feuchtigkeit schlecht entweichen. Für das aktuelle Januarheft hat Stiftung Warentest zudem zwei Boxspringbetten nach Maß getestet: Diese bieten zwar insgesamt gute Liegeeigenschaften, schneiden aber schlecht ab in Punkten wie "Gesundheit und Umwelt" oder "Deklaration und Werbung". Außerdem sind auch sie mit 4600 Euro und 7600 Euro sehr teuer.Eignet sich für: Menschen, die bei normalen Betten Schwierigkeiten beim Hinlegen und Aufstehen haben - und bereit sind, für eine höherliegende Matratze viel Geld auszugeben.
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