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Sternekoch Eric Werner„Heute werden keine Pfannen mehr geschmissen oder herumgeschrien“

Lesezeit 2 Minuten
Eric Werner in seinem Restaurant „Augustin“

Eric Werner (37), Inhaber der Kölner Restaurants „Augustin“ und „Astrein“, ausgezeichnet mit einem Michelin-Stern

Starkoch Christian Jürgens soll Mitarbeiter schikaniert haben. Wie geht es in Kölner Spitzenküchen zu? Hier erzählt Sternekoch Eric Werner („Augustin“ und „Astrein“).

„In den letzten zehn Jahren hat sich das Klima in den Küchen deutlich gedreht. Es werden keine Pfannen mehr geschmissen und es wird nicht mehr herumgeschrien. Wenn man heute einen Fehler macht, wird das kritisiert und konstruktiv besprochen. Es sollte niemals der Mensch persönlich angegriffen werden. In unseren Betrieben wird es absolut nicht geduldet, wenn Mitarbeiter beleidigt werden oder jemand sogar handgreiflich wird. Als Chef ist man dafür verantwortlich, dass so etwas nicht passiert und muss sich auch selbst weiter entwickeln. Frauen sind meiner Meinung nach insgesamt die besseren Chefs, weil sie mehr Feingefühl haben als Männer und mehr auf das Zwischenmenschliche achten.

Man hat jetzt eine Wahl und muss nicht mehr alles ertragen

Wenn der Chef nicht gut mit Druck umgehen kann, springt das auf die Mannschaft über und es entsteht Unzufriedenheit. Es liegt dann aber in der Verantwortung jedes Einzelnen, auch zu sagen, dass er sich nicht wohlfühlt. Wenn man nicht direkt mit dem Chef reden möchte, kann man sich erstmal im Team austauschen und fragen, welche Erfahrungen die anderen gemacht haben. Man hat jetzt eine Wahl und muss nicht mehr alles ertragen. Vor zehn Jahren gab es viel weniger Sterne-Restaurants und dementsprechend auch weniger Arbeitsplätze in diesem Bereich. Wenn ich mich heute irgendwo nicht wohlfühle, kann ich mich einfach woanders bewerben. Das war früher schwieriger.

Wenn du deine Mitarbeiter nicht begeisterst, bist du kein guter Chef

In der Arbeitswelt hat generell ein Wandel stattgefunden. Früher hieß es: 'Lehrjahre sind keine Herrenjahre'. Ein Auszubildender ist in einem Unternehmen aber eine genauso große Stütze wie jemand anderes auch. Wenn man ein guter Arbeitgeber ist, weiß man das zu schätzen. Früher hat ein Arbeitgeber auch nicht gefragt, wie es einem geht. Dabei ist es enorm wichtig, dass im Team eine gute Grundstimmung herrscht und die Mitarbeiter gerne und glücklich zur Arbeit kommen. Nur so bringen sie eine gute Leistung. Ich finde es wichtig, die Mitarbeiter viel mit einzubeziehen, gemeinsam Entscheidungen zu treffen und Ziele zu erarbeiten. Egal, wie gut du kochen kannst, wenn du deine Mitarbeiter nicht begeistern und motivieren kannst, wirst du nie ein guter Chef sein.“ (Aufgezeichnet von Tanja Wessendorf)

Augustin, Dagobertstraße 32, 50668 Köln, 0221/95313354, www.augustin-restaurant.com | Astrein, Krefelder Str. 37, 50670 Köln, 0221/95623990, www.astrein-restaurant.de