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Punkte sammeln, Daten verlierenFür Rabatte geben wir Informationen über uns preis

Lesezeit 5 Minuten
Payback

Laut eigenen Angaben gibt es 29 Millionen aktive Punktesammler bei Payback.

Sammeln Sie auch Payback-Punkte? Fast jeder hat diese Frage beim Bezahlen an der Ladenkasse schon gehört. Und warum auch nicht? Es gibt viele Rabatt-Systeme, besonders beliebt ist der Marktführer Payback, also Rückzahlung, weil Payback scheinbar spielend leicht belohnt: Bei jedem Einkauf zeigt man seine Kundenkarte vor und erhält Payback-Punkte. Je größer der Einkauf, desto mehr Punkte gibt es auf das eigene Konto. Diese Punkte lassen sich dann für Bratpfannen, Kopfhörer oder andere Waren eintauschen oder man kann direkt den nächsten Einkauf mit den Punkten zahlen. Doch das Rabatt-System gerät in die Kritik, denn mit jedem Scan der Karte geben wir tiefere Einblicke in unser Kaufverhalten und lassen Rückschlüsse auf unsere Person zu.

Das Payback-System speichert nämlich bei jedem Karten-Scan eine Fülle von Daten: Neben den Stammdaten wie Name, Adresse und Geburtsdatum, die bei der Anmeldung abgegeben wurden, speichert Payback die „Rabattdaten“, also Ware, Preis, die vergüteten Punkte sowie Ort, Art und Zeitpunkt der Bezahlung. Bei jedem Einkauf.

Komplexes Bild des Kunden

So entsteht nach und nach ein komplexes Bild des Kunden. Payback und die zahlreichen Partner speichern, analysieren und kategorisieren die Kunden. „Es geht um Rückschlüsse, die sich aus unseren Einkäufen ableiten lassen“, sagt Markus Beckedahl, Netzaktivist und Chefredakteur der Initiative Netzpolitik. „Aus den Einkäufen ergeben sich Metadaten, die Payback nutzt, um Kunden in Kategorien einzuordnen. Aus den Metadaten lässt sich das Kaufverhalten statistisch ableiten“, sagt Beckedahl. Wer etwa Babynahrung und Windeln kauft, hat wahrscheinlich Kinder. Und wer häufig bei Rewe einkauft, hat vermutlich mehr Geld zur Verfügung.

Genau dort setzen die Unternehmen an. Anhand der Kundenprofile können sie personalisierte Angebote und Werbung anbieten. Payback versichert, dass Firmenwerbung, etwa per Post, nur von Payback-Partnern kommt, wenn Kunden dem bei der Anmeldung zugestimmt haben. Doch das ist Bedingung, um die Rabatte zu sammeln. Keine Datenabgabe, keine Punkte.

Netzaktivist Beckedahl sieht hier ein Kernproblem: „Der Datenschutz ist uns nicht wichtig genug. Viele denken fast fatalistisch, dass ihre Daten ohnehin schon verloren sind.“ Außerdem warnt Beckedahl vor den vermeintlich kleinen Informationen, die wir herausgeben: „Jede Information, von der Schuhgröße bis zum Nettoeinkommen, interessiert die Unternehmen. Es sind viele einzelne Puzzle-Steine, die sich zu einem Bild zusammensetzen lassen“, sagt er.

Und Payback scannt nicht nur beim Einkauf im Supermarkt. Das Angebot für Rabatte und Punkte reicht vom Tanken über den Autokauf bis zum Abschluss einer Versicherung. Zu den Partnern gehören unter anderem Opel, Galeria Kaufhof, Aral, Rewe, Deutsche Telekom sowie Apollo Optik, Burger King, Yellow Strom und Center Parcs. Über 40 stationäre Partner und über 600 Online-Dienste arbeiten mit dem Rabatt-Anbieter zusammen. Und aus all diesen Bereichen werden Daten gesammelt.

29 Millionen Punkte-Sammler

Die Rabattaktionen finden großen Anklang. Laut eigenen Angaben gibt es 29 Millionen aktive Punktesammler bei Payback – über ein Drittel der Deutschen. Im vergangenen Jahr sammelten die deutschen Payback-Nutzer Punkte im Wert von 356 Millionen Euro und lösten 95 Prozent davon auch ein. Dabei reicht offenbar schon der Gedanke des Rabatts, denn die tatsächlichen Angebote und die Ausschüttung stehen nicht im Verhältnis. Etwa bei der Supermarktkette Rewe gibt es pro zwei Euro Einkauf einen Payback-Punkt. Ein Bräter der Firma WMF kostet über das Rabatt-System 9999 Punkte – man muss also zunächst für 19998 Euro bei Rewe einkaufen, bevor sich die Punkte lohnen. Zum Vergleich: Der Bräter kostet bei einem großen Online-Versand knapp 95 Euro.

Die Systeme des Datensammelns sind komplex und für den Kunden oft intransparent. Was können Privatpersonen also tun, wenn sie wissen wollen, ob und welche Daten ein Unternehmen von ihnen hat? „Jedes Unternehmen, das Daten sammelt unterliegt der gesetzlichen Auskunftspflicht. Auf Anfrage müssen sie die Daten herausgeben“, sagt Beckedahl. Über ein Auskunftsformular kann man so Transparenz verlangen. Danach können Kunden die Löschung der Daten verlangen. „Das System ist jedoch umständlich. Der Verbraucher ist gezwungen, seinen Daten hinterherzurennen.“ Ab Mai 2018 gilt deswegen eine neue EU-Datenschutz-Regulierung, von der Verbraucher profitieren. Doch Beckedahl warnt: „Die Verantwortung liegt beim Kunden.“

Besserer Datenschutz

Markus Beckedahl, Netzaktivist und Chefredakteur der Initiative Netzpolitik, gibt Tipps, wie man seine persönlichen Informationen im Internet besser schützen kann. Als Grundsatz gibt er an: „Man kommt nicht komplett darum herum, Spuren und Informationen im Internet zu hinterlassen, doch die Menge der preisgegebenen Daten macht es. Deswegen sollten wir unser Bewusstsein für den Datenschutz schärfen.“

Cookies im Browser deaktivieren. Cookies kann man sich als kleine Programme vorstellen, die all unsere Informationen aufzeichnen. Fast jede Webseite nutzt diese Werkzeuge, um die Besucher der Seite zu überwachen. In allen gängigen Browsern lassen sich die Cookies ausschalten und somit die persönlichen Daten besser schützen. „Das Problem ist, dass man viele Seiten nicht richtig nutzen kann, wenn die Cookies ausgeschaltet sind“, sagt Beckedahl.

Anti-Tracking-Tool installieren. „Besser als die Cookies zu deaktivieren ist es, sich einen Blocker zu installieren“, rät Beckedahl. Die sogenannten Anti-Tracking-Tools blockieren die automatische Abfrage der Daten, etwa bei Facebook. Die Webseite lässt sich trotzdem weiter nutzen. Doch Beckedahl warnt: „Auch hier gibt es Gefahren und schädliche Tools.“ Er empfiehlt das Anti-Tracking-Tool „UBlock“, das sich als Plugin in jeden herkömmlichen Browser installieren lässt.

Automatische Wlan-Suche des Smartphones ausschalten. „Es gibt Möglichkeiten, dem Handy quasi Wlan vorzugaukeln. Das Smartphone springt darauf an und macht den Besitzer ortbar“, sagt Beckedahl. So ließen sich Profile über favorisierte Geschäfte und Läden erstellen, die mit dem Gesamtbild des Kunden verknüpft werden können. Mit dem Ausschalten der automatischen Wlan-Suche am Handy kann man diese System übergehen und seine Daten sicher machen. (mab)