Landwirte produzieren Strom und Gas mit Windrädern, Solarzellen und Biogas-Anlagen
Die Energiewirte profitieren davon, dass sie den Strom zu festen Preisen verkaufen können, während Milch- und Getreidepreise stark schwanken. Für manche Bauern ist das Geschäft mit der Energie deswegen sogar zur wichtigsten Einnahmequelle geworden.
Kein Wunder, dass sie immer mehr Anlagen aufstellen, um aus Sonne, Wind und Mais Strom zu machen. Allein im Rheinland betreiben Landwirte nach Angaben der Landwirtschaftskammer und des Statistischen Landesamts 93 Windräder, 1889 Solar- und 69 Biogasanlagen. Die meisten Anlagen stehen im Landkreis Kleve an der Grenze zu den Niederlanden - dort haben wir zwei Bauern besucht.
Solarenergie
7323 Solaranlagen betreiben die Bauern in NRW und erzeugen mit ihnen Strom oder Wärme. Oft besitzen sie große Ställe und Scheunen, auf denen Solarzellen der prallen Sonne ausgesetzt sind. Bis 2010 konnten sie die Module auch auf ihren Äckern montieren - heute lohnt sich das nicht mehr: Seit einer Gesetzesänderung müssen die Netzbetreiber Strom von solchen Freiflächenanlagen nicht mehr abkaufen.
Jede vierte Anlage steht im Rheinland, allein 478 gibt es im Landkreis Kleve. Dort sind die Bedingungen besonders günstig: 995 Kilowattstunden Sonneneinstrahlung pro Quadratmeter Fläche misst Kleve jedes Jahr. Zum Vergleich: Der Kreis Olpe hat mit 935 Kilowattstunden Sonneneinstrahlung pro Quadratmeter den schlechtesten Wert in NRW. Nicht nur die Sonne sorgt dafür, dass Solarenergie für Bauern attraktiv ist: Förderprogramme und günstige Kredite erleichtern den Bau der Anlagen, die Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz garantiert feste Einnahmen. Wer im Jahr 2004 eine Solaranlage auf seinem Dach installiert hat, bekommt bis zu 57 Cent für jede Kilowattstunde - je nach Größe der Anlage. Wer seine Anlage dagegen erst heute baut, erhält nur noch etwa 20 Cent. Weil aber auch die Preise von Photovoltaikanlagen in den letzten fünf Jahren um 65 Prozent gesunken sind, lohnen sich die Investitionen nach wie vor. Erst 20 Jahre nach dem Bau endet die Vergütung - wie viel die Landwirte dann für ihren Strom bekommen, ist unklar. Sie werden die Preise mit den Netzbetreibern aushandeln oder ihren Strom selbst nutzen müssen.
Biogasanlagen
238 Biogasanlagen haben Landwirte 2011 in NRW gebaut - so viele wie nie zuvor. Grund: Wer seine Anlage noch vor 2012 errichtet hat, erhält nach Angaben des Fachverbands Biogas im Schnitt 22 Cent pro Kilowattstunde Strom - 20 Jahre lang. Wer hingegen heute eine Biogasanlage baut, bekommt durchschnittlich zwei Cent weniger.
Insgesamt gibt es nach Angaben der Landwirtschaftskammer in NRW 573 Biogasanlagen, die von Landwirten betrieben werden, die meisten stehen im Münsterland. In ihnen zersetzen Mikroorganismen Mais, Gülle oder Getreide. Dabei entsteht Gas, das sich zu Erdgas veredeln oder zur Produktion von Strom verwenden lässt. Knapp 1,83 Millionen Megawattstunden erzeugten die Bauern in NRW so im vergangenen Jahr - genug, um eine halbe Million Zwei-Personen-Haushalte ein Jahr lang zu versorgen.
Allerdings sind Biogasanlagen alles andere als unumstritten: Weil die Landwirte in NRW inzwischen ein Viertel ihrer Maisernte für die Produktion von Biogas verwenden, sind Naturschützer aufgebracht. Sie fordern, stattdessen Abfälle aus der Landwirtschaft oder von privaten Haushalten in die Biogasanlagen zu füllen. "Wir sollten erst mal diese Potenziale erschließen, bevor wir Energiepflanzen produzieren", verlangt Dirk Jansen vom Bund für Umwelt und Naturschutz NRW.
Windenergie
2820 Windkraftanlagen stehen laut Bundesverband Windenergie in Nordrhein-Westfalen, jede fünfte wird von Landwirten betrieben. Zusammen erzeugen sie vier Prozent der Energie, die das Land benötigt. Dieser Anteil soll nach Plänen der rot-grünen Landesregierung bis 2020 auf 15 Prozent ansteigen.
Landwirte könnten dazu einen wichtigen Teil beitragen, denn die Windräder benötigen kaum Platz und machen Ackerbau und Viehzucht so kaum Konkurrenz. Allerdings sind Windräder nicht gerade günstig: Durchschnittlich 4,6 Millionen Euro kostet eine Anlage nach Angaben der Landwirtschaftskammer NRW. Weil diese Kosten kaum jemand alleine tragen kann, werden die Windräder im Regelfall durch mehrere Bauern finanziert.
Aktuell bekommt ein Landwirt nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz pro Kilowattstunde Strom im Durchschnitt zehn Cent. Das ist zwar weniger, als es für Strom aus Solarzellen oder Biogasanlagen gibt, dafür leisten Windräder gemessen an den Investitionskosten mehr. Auf ein Jahr verteilt produziert eine Anlage rund sechs Millionen Kilowattstunden Energie - damit lassen sich im selben Zeitraum mehr als 1800 Zwei-Personen-Haushalte versorgen.