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10 Fischkonserven im TestIst Dosenfisch aus dem Supermarkt so schlecht wie sein Ruf?

Lesezeit 9 Minuten
Makrele rawpixel-788526-unsplash (1)

Makrelen werden oft aus der Dose gegessen. Wir haben sie getestet.

  1. Hering oder Makrele aus der Dose?
  2. Ist der Fisch so schlecht wie sein Ruf?
  3. Geschmack, Herkunft und Verbraucher-Informationen im Test.

Die gemeine Fischkonserve kennt nur Freunde oder Feinde. Was bei den Einen nie auf den Tisch kommen würde, gehört bei den Anderen ganz selbstverständlich zum Abendbrot. Ausgerechnet die wilde Kombination aus relativ süßer Tomatensauce und markantem Hering ist seit Jahrzehnten so etwas wie ein deutscher Klassiker.

Kulinarische Kinderheitserinnerungen

Die ovale Dose mit der Alu-Lasche gehört auch zu meinen kulinarischen Kindheitserinnerungen. Ein typischer Samstagabend: auf dem Tisch stehen unzählige Dosen mit dem Aufschnitt vom guten Metzger, eine große Kanne Tee mit Kandis, frisches Brot und zur Feier des Tages die Dose Hering in Tomatensauce. Was meine Schwester schon damals unter keinen Umständen anrühren würde, war für mich ein großer Gaumenschmaus. Es war etwas Besonderes, etwas, was es nicht jeden Tag gab. Das Verhältnis zu Hering in Tomatensauce hat sich über die Jahre hin verändert. Inhaltsstoffe, Herstellungsverfahren und nicht zuletzt der Geschmack haben die Nostalgie abgelöst. Vielen Konsumenten ist die Herkunft der verarbeiteten Fische nicht länger egal.

Was bringt das MSC-Siegel?

Seit 1997 steht das „MSC-Siegel“ für das gute Gewissen der Fischindustrie und der Verbraucher. Das blaue Logo verspricht, dass der Fisch umweltschonend gefangen wurde und prangt beinahe auf jedem der probierten Produkte.

Die Organisation MSC betreibt ein internationales Zertifizierungsprogramm für Fisch aus nachhaltiger Fischerei. Offizielles Ziel ist die Sicherung der Bestände für die Zukunft. Umweltverbände kritisieren die Vergabekriterien des MSC schon lange. Laut Greenpeace werden die Zertifikate zu früh vergeben – allein auf die Aussicht hin, dass eine Fischerei künftig nachhaltige Kriterien anwenden werde.

Des Weiteren erhielten auch Fischereien eine Zertifizierung, die weiter problematische Fangmethoden einsetzten. Verbraucherschützer bewerten das MSC-Siegel zwar deutlich positiver, kritisieren allerdings die mangelnde Transparenz der Zertifizierung und sehen die Politik in der Pflicht.

So lange es kein staatliches Nachhaltigkeitssiegel mit einheitlichen Kriterien und neutralen Kontrollen gibt, bleibt dem Verbraucher nichts anderes übrig, als darauf zu schauen, woher der Fisch kommt und wie er gefangen wurde.

Unsere Testrunde hat sich die Fischkonserven genauer angesehen. Welche Informationen bekommt der Verbraucher und welche sensorischen Unterschiede gibt es? Das Ergebnis ist stellenweise ernüchternd: Manchmal ist ein Käsebrot einfach die bessere Idee.

Hering in Tomate:

Zweimal Platz 1: Von Larsen und Rewe

  1. Larsen
Larsen Fisch

Heringsfilet von Larsen

Das Produkt schafft bereits optisch das beinahe Unmögliche: Es sieht appetitlichaus. Die sauber filetierten Heringsstücke wurden sorgfältig von Gräten und Haut befreit und liegen ohne Zerquetschungserscheinungen in einer leuchtend orange-farbenen Sauce. Diese wird sich nicht nur visuell, sondern auch geschmacklich als die Angenehmste in der gesamten Testrunde herausstellen. Sämig, fruchtig, leicht bitter und wenig süß schmiegt sie sich elegant an den Gaumen und ist eine schöne Alternative zu den sonst eher klebrigen Varianten der übrigen Teilnehmer. Der Hering besticht ebenfalls durch Biss und milden Geschmack, allerdings gibt es hier Punktabzug für die recht trockene Textur. Zusätzlich zum MSC-Siegel stehen auf der Verpackung Fanggebiet und -methode. Allerdings werden vier verschiedene Gebiete aufgelistet und die Fangmethode mittels „Schleppnetz“ nimmt dem Verbraucher recht schnell das gute Gefühl.

Zarte Heringsfilets „Tomaten-Creme“ von Larsen 200g, 1,99 Euro. Erhältlich bei Galeria Kaufhof

  1. Rewe
Rewe Fisch

Heringsfilets von Rewe

Hering in Tomate steht drauf, Hering in Tomate ist drin. Das ist das Produkt aus der Kindheit – oder zumindest die heutige Version davon: Saftige Heringsstücke, die nicht zu streng nach Hering schmecken und eine dicke, glänzende, reichlich süße Tomatensauce. Das Gesamtbild ist eingängig und massenkompatibel. Der Gaumen wird hier nicht überansprucht. Süße und umami stehen klar im Vordergrund. Ein gewisses Brataroma lässt an Currywurst denken. Die gute Bewertung dieses durch und durch gefälligen Produkts ist der vorbildlichen Fischkonsistenz geschuldet. Auch hier werden neben dem MSC-Siegel die Rückverfolgungsmöglichkeiten über Fanggebiet und -methode aufgelistet. Das zusätzliche Pro-Planet-Siegel wurde vom Handelskonzern Rewe Group selbst eingeführt und wird an konventionell erzeugte Lebensmittel vergeben, die schrittweise in einzelnen sozialen und ökologischen Aspekten verbessert werden. Der Tracking-Code bietet weitere Informationsmöglichkeiten.

Heringsfilets in Tomatencreme von Rewe „Beste Wahl“ 200g, 0,99 Euro. Erhältlich bei Rewe

Platz 2: Appel

  1. Appel
Appel

Hering von Appel

Vom Markenführer kommt ein erstaunliches Produkt – Hering in Tomatensauce für Leute, die gar keinen Hering mögen. Die rote, sämige Sauce schmeckt erwartbar gefällig, unterscheidet sich von der süßen Konkurrenz allerdings durch eine interessante Essiggurken-Noten. Der Fisch hat eine solide, saftige Textur, kommt allerdings ohne jeden Eigengeschmack aus. Das ist schade und zum Teil irreführend. Der Essiggurken-Ton hätte zu einem sensorischen Gegenspieler wie dem markanten Hering sicherlich gut gepasst, so bleibt er im Vordergrund und danach kommt wenig. Nichtsdestotrotz punktet das Produkt durch solide Massenkompatibilität und Konsistenz vor Geschmack. MSC-Siegel und Tracking-Code bieten dem Verbraucher Möglichkeiten der Nachverfolgung. Das unschöne Wort Schleppnetz wird durch „Pelagische Fischerei“ umschrieben.

Hering, zarte Filets in Tomaten-Creme von Appel, 200 g, 1,11 Euro. Erhältlich u.a. bei Rewe

  1. Followfish
Followfish

Herings Filet von Followfish

Der erste Eindruck war wenig überzeugend: Nach dem Öffnen glänzte der Testrunde zunächst eine dicke Schicht Öl entgegen. Positiv wäre zu bewerten, dass das Produkt keine künstlichen Emulgatoren enthält. Die stattdessen verwendeten Zutaten, Leinsamenmehl und Weizenstärke, verfehlten allerdings ihre bindende Wirkung. Der Fisch liegt also zur einen Hälfte in sämiger Tomatenpaste und zur anderen in orange-farbenem Öl mit gehackten Kräutern. Sensorisch konnte das Produkt die verlorenen Punkte leider nicht einholen. Salz, Aromen von Speck und Knoblauch und eine leichte Schärfe hinterlassen ein diffuses Geschmacksbild. Die Qualität des Fisches ist durchaus solide, aber auch hier bleibt der nachhaltige Verbraucher fragend zurück. Gibt man den Tracking-Code auf der Followfish-Website ein, erhält man ähnliche, beinahe identische, Angaben wie bei der MSC-Rückverfolgung.Herings Filets in Bio-Tomatensauce von Followfish, 200 g, 2,99 Euro. Erhältlich u.a. bei Alnatura

Zwei Mal Thema verfehlt: Fontane und Armada

  1. Fontaine
Fontaine Hering

Heringsfilet von Fontaine

Leuchtend rot und glänzend umschließt die Sauce die sauber arrangierten Fischfilets. Der erste Eindruck ist durchweg positiv. Es duftet augenblicklich – nach Rinderschmorbraten. Irritierte Blicke werden ausgetauscht. Es riecht wirklich gut, aber weder nach Hering, noch nach Tomate und schon gar nicht nach Hering in Tomate. Die Verkostung verstärkt das Rouladen-Image. Die Sauce ist herrlich würzig, hinterlässt ein angenehmes Mundgefühl. Der Fisch ist zart und saftig. Aber die Testrunde wünscht sich schlagartig Knödel und Rotkohl zur Fischkonserve. Das Produkt sieht appetitlich aus, ist geschmacklich völlig einwandfrei, hat nur nichts mit Hering in Tomatensauce zu tun.

Zarte Heringsfilets in fruchtiger Bio-Tomatencreme mit Bio-Tomatenstückchen von Fontaine, 200g, 2,49 Euro. Erhältlich u.a. bei Alnatura

  1. Armada/ Aldi
Heringsfilet Armada

Heringsfilet von Armada

Die eher unschönen Fischstücke mit weißen Proteinrändern lassen uns nicht unbedingt frohlockend zur Gabel greifen. Immerhin, Zwiebelstreifen, Wacholderbeeren und Senfkörner lassen auf ein natürliches Geschmacksbild hoffen. Es riecht stark nach Brühwürfel und schmeckt unglücklicherweise auch so. Assoziationen im Bereich Gewürzketchup und Currywurst machen sich breit, an Hering in Tomatensauce denkt hier niemand. Die Fischstücke sind recht fest, etwas trocken und geschmacklich völlig neutral. Wenn man sich für ein Fischprodukt entscheidet, sollte das aus sensorischen Gründen passieren und entsprechend im Vordergrund stehen. Das ist hier nicht der Fall. Da tröstet auch nicht das MSC-Siegel.

Heringsfilets Gourmet-Platte „Classic“ von Armada, 200g, 0,89 Euro. Erhältlich bei Aldi Süd

Test: Makrele in Öl

Makrele rawpixel-788526-unsplash (1)

Makrelen werden oft aus der Dose gegessen. Wir haben sie getestet.

Platz 1: Die Herzhafte von Rügenfisch

  1. Die Herzhafte: Rügenfisch
Makrele Rügenfisch

Makrele von Rügenfisch

Das letzte Produkt unserer großen Testrunde wurde augenblicklich zum Sieger. Zwei recht große, sauber filetierte Makrelenstücke in typischer Räucheroptik liegen in hell goldenem Öl. Es riecht angenehm nach Geräuchertem und den Testern läuft zum ersten Mal das sprichwörtliche Wasser im Mund zusammen. Die Makrele ist von Natur aus ein sehr fettiger Fisch mit intensivem Eigengeschmack und einer leichten Bitternote. Wird dieser spezielle Fettfisch geräuchert, wird der Eigengeschmack milder und buttriger. Deshalb eignet sich die Makrele so gut für dieses Garverfahren. Rügenfisch haben das erkannt und lassen Zusätze weg. Kein Pfeffer, kein Knoblauch, kein Chili, nur Fisch, Salz, Rauch und Öl. Mehr braucht’s nicht zum Sieg. Die Runde ist sich einig: Die herzhafte Makrele in Rapsöl schmeckt so wie wir uns das wünschen. Das obligatorische MSC-Siegel rundet die Sache ab.

Makrelenfilets – Geräucherte Makrelenfilets in Pflanzenöl und eigenem Saft von Rügenfisch, 200g, 1,89 Euro. Erhältlich u.a. bei Rewe

Platz 2: Die Pfeffrige von Larsen

  1. Die Pfeffrige: Larsen
MAkrele LArsen

Makrele von Larsen

Frei nach dem Motto: „Sie wollen Pfeffermakrele in Öl? Wir haben Pfeffermakrele in Öl“ kredenzt Larsen ein wunderbar erwartbares Produkt. Optisch ansprechend liegen die Makrelen mit geschrotetem Pfeffer in Rapsöl und duften mild nach Rauch. Der Geschmackseindruck bestärkt das positive Gefühl. Der Fisch ist angenehm fest im Biss, der Pfeffer bringt eine spitze Schärfe, der Rauch passt hervorragend ins Gesamtbild. Wenn man unbedingt nach Fehlern suchen möchte (neben dem moralischen Zerwürfnis, ob der Schleppnetze), dann könnte man hier lediglich einen klitzekleinen Verbesserungsvorschlag machen: etwas weniger Pfeffer und ein bisschen weniger Rauch würde den Eigengeschmack der Makrele wieder in den Vordergrund rücken. Aber das ist meckern auf hohem Niveau – gerade im Hinblick auf die vorausgegangene Herings-Testrunde.

Pfeffer-Makrelenfilets geräuchert, in Rapsöl von Larsen, 110g, 2,99 Euro. Erhältlich u.a. bei Galeria Kaufhof

  1. Die Bescheidene: Followfish
Makrele Follwfish

Makrele von Followfish

Der erste Eindruck ist nicht so positiv wie das Endergebnis. Die Makrelen-stücke sind nicht ganz so sauber und glatt filetiert wie die Konkurrenz. Ein paar schwarze Fetzchen werfen Fragen auf: Haut, Gewürz oder Fremdkörper? Wir haben uns für Haut entschieden. Geschmacklich kann das Produkt die erste Irritation locker verdrängen. Das ist lecker. Saftige Makrele mit gutem Biss in fruchtigem, ganz leicht bitterem Olivenöl. Die klassische, puristische Kombination funktioniert auch hier. Vergleichbare Produkte verhagelten sich den Sieg mit tranigem oder nichtssagendem Olivenöl. Nicht so Followfish. Das Geschmacksbild ist rund. Öl und Makrele bilden eine sensorische Einheit, keine Störfaktoren und ein angenehmes Mundgefühl. Auch hier ergibt die Trackingcode-Recherche ähnliche Informationen wie das MSC-Siegel.Makrelen Filets in Bio-Olivenöl von Followfish 125 g, 3,29 Euro. Erhältlich u.a. bei Denn’s Biomarkt

  1. Die Solide: Fontaine
Makrele Fontaine

Makrele von Fontaine

„Geräucherte Makrelenfilets mit bunten Pfefferstückchen in Sonnenblumenöl“, und genau so sieht das Produkt auch aus – im besten Sinne. Appetitlich, der Geruch ist angenehm, keine Mängel. Im Vergleich zur pfeffrigen Larsen-Konkurrenz (siehe Platz 2) sind die Fischstücke recht groß und nicht ganz so sauber zugeschnitten. Im sensorischen Vergleich muss man sagen, dass Larsen etwas eleganter ist und Fontaine eher klotzt statt kleckert. Rauch und Pfeffer sind sehr präsent, sehr intensiv und könnten durchaus etwas dezenter dosiert werden. Für die Fischqualität und Textur sammelt Fontaine Pluspunkte. Für die etwas plumpe Würzung und den recht offensiven Speck-Geschmack gibt’s Punktabzug. Übrig bleibt ein solides Gesamtbild für Freunde von Pfeffer, Rauch und Makrele.Pfeffer-Makrelenfilets, mild geräuchert – mit buntem Bio-Pfeffer in Bio-Sonnenblumenöl von Fontaine, 190g, 2,99 Euro. Erhältlich u.a. bei Alnatura