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Im „Doppelpass“Hoeneß verteidigt Katar – Kanzler Scholz mit versöhnlichen Tönen

Lesezeit 3 Minuten
Uli Hoeneß August 2019

Uli Hoeneß, Ehrenpräsident des FC Bayern  (Archivbild)

München/Köln – Uli Hoeneß hat am Sonntag beim „Doppelpass“ eine spontane Attacke gestartet:. Der zugeschaltete Ehrenpräsident von Bayern München hat nicht nur gegen den ehemaligen DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig gewettert, sondern gleichzeitig vehement den WM-Gastgeber Katar verteidigt.

Während der Diskussion um die umstrittene Menschenrechtslage in dem Emirat ließ sich Hoeneß am Sonntag beim Fußball-Talk auf Sport1 spontan telefonisch durchstellen und nannte Rettig den „König der Scheinheiligen“. Er wolle Rettig, der zuvor gefordert hatte, die Fußball-WM „zum größten PR-Desaster“ werden zu lassen, fragen, „ob er im Winter denn auch nicht mehr so warm duscht, ob er das Gas, was wir demnächst aus Katar beziehen, ob er sich da schon mal Gedanken gemacht hat“, sagte Hoeneß zu Beginn seines mehrminütigen Monologs.

Beim „Doppelpass“: Uli Hoeneß attackiert Andreas Retting in der Livesendung bei „Sport1“

„Und eines ist jetzt schon sicher: Die WM und das Engagement des FC Bayern und andere Sportaktivitäten in der Golfregion werden dazu führen, dass die Arbeitsbedingungen für die Arbeiter dort besser werden und nicht schlechter. Das sollte man endlich mal akzeptieren und nicht ständig auf die Leute draufhauen“, sagte Hoeneß (70) hörbar erregt. Rettig warf er „ewiges Sticheln“ vor.

Andreas Rettig: Habe Argument des FC Bayern München nicht verstanden

Rettig (59) hatte zuvor auch über den FC Bayern gesprochen, der wieder - wie seit Jahren - ins Trainingslager nach Katar fliegen wird: „Wenn ein DAX-Unternehmen, bei dem Katar beteiligt ist, entscheidet, welchen Gesellschafter sie dazunehmen, entscheiden das die Aktionäre. Wenn der Verein FC Bayern, der den Mitgliedern gehört, sagt, dass sie das nicht wollen, ist dieser Wille zu akzeptieren. Das ist ein gravierender Unterschied. Daher habe ich das Argument des FC Bayern in der Diskussion nicht verstanden. Mit dieser Politik, die Augen zu verschließen, stehen wir da, wo wir stehen.“

Hoeneß sagte weiter Richtung Rettig: „Wenn wir demnächst nirgends mehr etwas kaufen und nicht mit Ländern zusammenarbeiten, wo die Menschenrechte nicht so gehandhabt werden wie bei uns, dann können wir unseren Laden zusperren. Und das sollten all die Schlaumeier sich mal überlegen, die so unglaublich katastrophal argumentieren wie Sie, vielen Dank.“

Andreas Rettig: Uli Hoeneß eng mit Katar verbunden

Hoeneß sei seit Jahren verbunden mit dem Herrscherhaus in Katar, so Rettig. „Das überrascht mich nicht, dass Sie so argumentieren, Herr Hoeneß, als Botschafter von Katar“, sagte er. Katars Sportwashing, durch das Investieren in Sport das Image aufzubessern, habe Wirkung gezeigt. „Ich würde Ihnen empfehlen, dass Sie die Quellen, die Sie anzapfen, demnächst etwas breiter aufstellen“, sagte er zu Hoeneß.

Olaf Scholz stimmt versöhnliche Töne an

Bundeskanzler Olaf Scholz hat während seiner Reise in die Golfstaaten von „Fortschritten“ bei der Situation der Arbeiter im WM-Gastgeberland Katar gesprochen, aber auch Kritik geübt. Die Entwicklung entspreche „noch lange nicht den Vorstellungen, die wir selbst haben“, sagte der SPD-Politiker.

Scholz Thani dpa

Bundeskanzler Olaf Scholz (l.) und der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani. 

Ob er selbst zur Fußball-WM (20. November bis 18. Dezember) fliegen werde, ließ Scholz weiter offen. Es werde aber „schon so sein, dass jemand dabei sein wird“, versicherte der Bundeskanzler, der vor allem wegen der Energiekrise auf die Arabische Halbinsel gereist war.

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Amnesty und andere Menschenrechtsorganisationen werfen Katar Menschenrechtsverletzungen bei der Behandlung von hunderttausenden Arbeitern auf den Großbaustellen im Zusammenhang mit der WM vor. Auch bei vielen deutschen Fans ist die Kritik an der Endrunde in der Wüste groß. (mbr/sid/dpa)