Washington – Die frühere Pressesprecherin des Weißen Hauses, Stephanie Grisham, hat in ihrem bald erscheinenden Buch brisante und teils kuriose Details über den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und seine Ehefrau preisgegeben. Um Trump von seinen Wutanfällen abzuhalten, sei zum Beispiel ein als „Musik-Mann“ bekannter Mitarbeiter des Weißen Hauses dazu abgestellt worden, ihm seine Lieblingslieder vorzuspielen, schrieb die „New York Times“ unter Berufung auf Grishams Buch. Darunter sei „Memory“ aus dem Musical „Cats“ gewesen. In dem Buch wirft Grisham aber auch ein neues Licht auf wichtige internationale Ereignisse wie zum Beispiel ein Treffen Trumps mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Das 352 Seiten lange Buch trägt den Titel „I'll Take Your Questions Now“ (auf Deutsch etwa: Ich nehme jetzt Ihre Fragen entgegen). Nach Angaben des Verlags HarperCollins soll es am 5. Oktober in den USA erscheinen. Das Ehepaar Trump kritisierte Grishams Werk scharf. „Dieses Buch ist ein weiterer kläglicher Versuch, die Stärke des Präsidenten auszunutzen und Lügen über die Familie Trump zu verkaufen“, zitierten US-Medien Trumps Sprecherin Liz Harrington.
Grisham: Trump schnitt sich die Haare selbst
Grisham war von 2017 bis 2019 Pressesprecherin der damaligen Präsidentengattin, bevor sie rund neun Monate lang die Posten der Pressesprecherin und der Kommunikationsdirektorin des Weißen Hauses übernahm. Dabei sorgte besonders für Aufsehen, dass sie in dieser Zeit keine einzige Pressekonferenz leitete. Darauf spielt auch der Titel ihres Buches an. Im Anschluss wurde sie erneut Sprecherin und zeitweise Stabschefin von Melania Trump. Nach der Erstürmung des US-Kapitols durch Trump-Anhänger Anfang Januar trat sie zurück.
Neues gibt es in ihrem Buch auch zur auffälligen Frisur Trumps. Der 75-Jährige schneide seine Haare selbst, „mit einer riesigen Schere, mit der man wahrscheinlich ein Band bei der Eröffnung eines seiner Häuser durchschneiden könnte“, zitierte der Sender CNN aus dem Buch.
Spezieller Umgang mit Wladimir Putin
Weiter hieß es, nach einem zunächst kühlen Empfang von Putin bei einem Treffen 2019 habe Trump alles daran gesetzt, dem russischen Regierungschef zu gefallen. „Ich werde ein paar Minuten lang etwas härter Ihnen gegenüber auftreten. Aber das ist nur für die Kameras, und wenn sie weg sind, reden wir weiter“, soll Trump dem Kremlchef demnach beim G20-Gipfel im japanischen Osaka gesagt haben.
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Nach Grishams Angaben unterzog sich Trump 2019 bei einem geheimnisumwobenen Krankenhausbesuch einer Routineuntersuchung, die von US-Medien als Darmspiegelung bezeichnet wurde - allerdings ohne Narkose. Trump habe nicht gewollt, dass sein Vize Mike Pence während seiner Betäubung vorübergehend die Macht übernehme.
Melania Trump verschlief Wahlnacht
Grisham schreibt in ihrem Buch auch über die ehemalige First Lady Melania Trump. Sie solle sich weitgehend ins Weiße Haus zurückgezogen haben und viel Zeit mit ihrem Sohn Barron und ihren Eltern verbracht haben, zitierte die „Washington Times“ aus dem Buch. Eine ihrer liebsten Beschäftigungen sei es gewesen, an Fotoalben zu arbeiten. Die Wahlnacht habe sie trotz Party im Weißen Haus verschlafen.
Grisham schreibt auch über Melania Trumps unvergesslichen Auftritt bei der Reise zu Flüchtlingskindern an der mexikanischen Grenze. Damals trug sie eine Jacke mit dem Schriftzug „Es ist mir wirklich egal - und Euch?“ („I really don't care - Do u?“). Zumindest den bisher veröffentlichen Ausschnitten zufolge bleibt diese Kleiderwahl weiterhin rätselhaft. Donald Trump soll aber ziemlich sauer gewesen sein.
Trump-Lager wehrt sich
Durch „Unwahrheiten und Verrat“ versuche Grisham, auf Kosten von Melania Trump an Bedeutung zu gewinnen und Geld zu verdienen, zitierte die „Washington Post“ das Büro von Melania Trump. „Es ist ein Versuch, sich nach einer schlechten Leistung als Pressesekretärin, gescheiterten persönlichen Beziehungen und unprofessionellem Verhalten im Weißen Haus zu rehabilitieren“, hieß es demnach weiter in der Reaktion.
„Wir waren wie Milchflaschen mit einem Verfallsdatum“, schrieb die 45-jährige Grisham rückblickend über ihre Zeit in der Regierung. Jeder sei beim Präsidenten irgendwann nicht mehr willkommen gewesen. „Ich wusste, dass der Präsident früher oder später von mir verlangen würde, der Öffentlichkeit etwas zu sagen, das nicht der Wahrheit entsprach oder mich wie eine Verrückte aussehen ließ“, gibt Grisham nun als Grund an, warum sie als Pressesprecherin des Weißen Hauses nie ein Interview gab. (dpa)