New York – Der frühere US-Präsident Donald Trump hat wegen der Enthüllungen der „New York Times“ über seine Finanzen Klage gegen die Zeitung und seine Nichte Mary Trump eingereicht. Er wirft ihnen vor, ein „heimtückisches Komplott“ geschmiedet zu haben, um seine Steuererklärungen zu erhalten, wie aus der bei einem Gericht im Bundesstaat New York eingereichten Klageschrift hervorgeht.
Die „New York Times“-Reporter Susanne Craig, David Barstow und Russ Buettner hätten einen „Kreuzzug“ geführt, um an vertrauliche Unterlagen des früheren Präsidenten zu gelangen. Ihr Motiv sei Rache gewesen. Die „New York Times“-Journalisten waren 2019 für ihre 18-monatige Recherche und anschließende Artikelserie zum Geschäftsimperium der Trumps mit dem renommierten Pulitzer-Preis ausgezeichnet worden.
Geld soll über Scheinfirma geflossen sein
Die Jury erklärte damals, die Reporter hätten unter anderem Trumps Behauptung widerlegt, er habe seinen Wohlstand aus eigener Kraft erworben. Auch hätten sie gezeigt, dass das Trump-Unternehmensimperium „mit Steuervermeidungstricks gespickt“ sei. Die Reporter hatten anderem enthüllt, dass Trump über die Jahre von seinem Vater mehr als 400 Millionen Dollar erhalten hatte. Das Geld soll demnach teilweise über eine Scheinfirma geflossen sein, um Steuern zu vermeiden.
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Trump soll seinen 1999 und 2000 verstorbenen Eltern demnach auch einst geholfen haben, ihren Immobilienbesitz kleinzurechnen und so Steuern zu sparen. Mary Trump ist die Tochter des älteren Bruders des Ex-Präsidenten, Fred Trump Jr., der 1981 an den Folgen seiner Alkoholsucht gestorben war.
Verstieß Mary Trump gegen eine Klausel?
In ihrem im Juli 2020 erschienenen Buch über ihre Familie hatte sie angegeben, dass sie die Hauptquelle für die Enthüllungen der „New York Times“ war. Trumps Anwälte argumentieren, dass seine Nichte mit der Weitergabe der Informationen gegen eine Geheimhaltungsvereinbarung verstoßen habe, die sie 2001 nach einem Vergleich über den Nachlass von Donald Trumps Vater Fred Trump Sr. unterzeichnet hatte. Der ehemalige Präsident fordert 100 Millionen Dollar (85,25 Millionen Euro) Entschädigung und Schadenersatz sowie den gesamten Erlös aus dem Buch seiner Nichte.
Trump hatte sich während seiner gesamten Amtszeit geweigert, seine Steuererklärungen zu veröffentlichen. Er war der erste US-Präsident seit Richard Nixon, der seine Finanzen geheim hielt. Gegen die Trump Organization - das Immobilien-Imperium des früheren US-Präsidenten - wird derzeit in New York wegen des Verdachts des Steuerbetrugs ermittelt.
Mary Trump bezeichnet Onkel als „Verlierer“
Mary Trump bezeichnete ihren Onkel in einer Stellungnahme als „Verlierer“. Trump sei verzweifelt und werde „wie immer“ versuchen, das Thema zu wechseln, erklärte sie nach Angaben des Senders NBC. Die „New York Times“ wies die Vorwürfe Trumps zurück.
Durch die sorgfältigen Recherchen sei die Bevölkerung über ein Thema von „übergeordnetem öffentlichen Interesse informiert“ worden, erklärte eine Sprecherin der Zeitung. „Diese Klage ist der Versuch, unabhängige Nachrichtenorganisationen zum Schweigen zu bringen, und wir werden uns energisch dagegen wehren“. (afp)