Bislang verhindert eine Vereinbarung des rot-grünen Mehrheitsbündnisses im Stadtrat einen Ausbau. Das könnte sich aber ändern.
„Unverantwortlich“In Brühl droht wegen Phantasialand-Erweiterung eine hitzige Debatte
Wie bereits bei der Kommunalwahl 2020 dürfte auch beim nächsten Urnengang am 14. September das Thema Umweltschutz in Brühl eine große Rolle spielen. Stand vor rund fünf Jahren die Erweiterung der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung beziehungsweise der letztlich gescheiterte Bau des Heider Bergsee Campus auf angrenzenden Äckern im Fokus, so wird es nun der Ausbau des Phantasialands sein.
Klare Positionen verfolgen im Kreise der Brühler Ratsfraktionen die FDP und CDU sowie die Grünen. Letztere bleiben bei ihrem Nein, während die Zustimmung von Liberalen und Christdemokraten zu einer Erweiterung als sicher gilt. Basis ist dabei ein Kompromiss aus dem Jahr 2013, der eine Erweiterung gen Westen um rund 15 Hektar vorsieht. Dazu müsste die Kommune Baurecht schaffen – und es müsste derzeit noch unter Naturschutz stehender Wald gerodet werden.
CDU und FDP fordern grünes Licht für Erweiterung des Phantasialands
„Die Blockadepolitik gegen das Phantasialand bremst sowohl das wirtschaftliche Wachstum dieses Steuerzahlers als auch die signifikante Erhöhung der Arbeitsplätze im Unternehmen und bei den umliegenden Handwerks- und Zulieferbetrieben“, betont CDU-Fraktionschef Holger Köllejan.
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Sein Pendant bei den Liberalen, Jochem Pitz, sagt: „Die Situation schreit danach, einem erfolgreichen Betrieb die Chance zu geben, Arbeitsplätze zu schaffen. Ich hoffe, die Mehrheiten ändern sich, damit der Planungsstopp aufgehoben wird.“ Es gehe um rund 1000 Jobs „und für den Park steigt Wettbewerbsdruck, weil alle Konkurrenten Hotelkapazitäten schaffen können“, so Pitz.
Noch nicht positioniert hat sich die SPD. Deren Fraktionsvorsitzender Marcus Venghaus verweist auf das noch zu erarbeitende Wahlprogramm, betont aber auch die Bedeutung des Freizeitparks für die örtliche Wirtschaft. Grundsätzlich offen für eine Erweiterung hatte sich unlängst SPD-Bürgermeisterkandidat Bernhard Schumacher gezeigt.
Phantasialand-Erweiterung: „Das kann eigentlich niemand wollen“
Dass 2020 bei den Bündnisverhandlungen für die Zusammenarbeit im Stadtrat insbesondere die Grünen ein Erweiterungsmoratorium gefordert hatten, erklärt deren Fraktionschefin Simone Holderried ohne Umschweife. „Das war für uns eine Bedingung für das Bündnis“, sagt sie. Holderried erteilt einem Ausbau des Freizeitparks eine unmissverständliche Absage. „Wir sehen da kein Hintertürchen und bleiben bei unserem Nein. Dass trotz des Klimawandels, Wald für einen Freizeitpark weichen soll, halte ich für unverantwortlich“, stellt Holderried klar. Das Phantasialand in seinen jetzigen Dimensionen finde sie „gut für die Stadt“.
Eine vergleichbare Position vertritt Annette Wulf vom Brühler Ableger der Initiative „Parents for Future“. „Das Thema bewegt uns sehr. Wir haben nichts gegen das Phantasialand, aber in der heutigen Zeit kann es nicht richtig sein, ein Naturschutzgebiet für einen Freizeitpark zu opfern. Wir können nicht Boden im Villewald versiegeln, wenn alle Experten sagen, wir müssen Flächen entsiegeln“, sagt sie.
Hinzu kämen zusätzlicher Lärm und weitere Emissionen. „Das kann eigentlich niemand wollen. Wir möchten dafür sensibilisieren, dafür dass dies nicht der Weg sein kann“, sagt Wulf. Die Parents for Future gehören dabei auch dem Zusammenschluss Klimabündnis Brühl an, auf dessen Homepage zu Führungen unter dem Titel „Zukunftsspaziergang“ eingeladen wird. Dabei kann das potenzielle Erweiterungsareal um den Ententeich mit Experten erkundet werden.
Der nächste Spaziergang startet am Sonntag, 2. Februar, 10.30 Uhr, am Parkplatz Schnorrenberg (Euskirchener Straße). Dr. Bernhard Arnold, Stellvertretender Vorsitzender des NABU Rhein-Erft, begleitete jüngst eine Führung. Dabei wurde auch über mögliche rechtliche Schritte gegen eine Erweiterung in das Naturschutzgebiet gesprochen. „Klagen kann nur der NABU-Landesverband, nicht den Kreisverband“, stellt Arnold klar. Geld für eine Klage sei aber vom Kreisverband zurückgelegt worden.
Welches Schutzgut angegriffen würde und damit Aufhänger für ein gerichtliches Vorgehen sein könnte, müsse man noch ermitteln. Zu Flora und Fauna im potenziellen Erweiterungsgebiet müssten daher zunächst alle Daten aktualisiert werden. Zumeist geht es bei derartigen Verfahren darum, den Lebensraum besonders schützenswerter Arten zu bewahren.