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Bahnlinie weiter gesperrtGroßbrand bei Papierfabrik in Zülpich – Löscharbeiten wohl noch bis Mittwoch

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt Altpapierballen, die auf dem Gelände von Smurfit Kappa in Brand geraten sind. Die Feuerwehr löscht aus zahlreichen Strahlrohren.

Seit Freitagnachmittag kämpfen bis zu 250 Feuerwehrleute gleichzeitig gegen die brennenden Papierballen auf dem Gelände der Firma Smurfit Kappa in Zülpich.

Auf dem Gelände der Papierfabrik in Zülpich wütet ein Großbrand. Die Stadt rät wegen des weitläufigen Ascheregens und Ruß zur Vorsicht.

Auf dem Außengelände der Papierfabrik Smurfit Kappa in Zülpich-Bessenich brennt es seit Freitagnachmittag, 21. Juli. Bis zum späten Abend hatte sich der Brand nach Angaben eines Feuerwehrsprechers auf rund 6500 Papierballen ausgedehnt. Derzeit geht man davon aus, dass mehr als 8000 Papierquader mit einem Gewicht von jeweils 900 Kilo in Brand geraten sind. Windböen fachten das Feuer immer wieder an.

Rund 200 Feuerwehrleute aus dem gesamten Kreis sind in Bessenich im Einsatz – zu Spitzenzeiten waren mehr als 70 Fahrzeuge gleichzeitig vor Ort. Die Kräfte sind am späten Freitagabend und erneut am Samstagmorgen ausgetauscht worden. Die Löscharbeiten sollen laut Feuerwehr wohl noch bis Mittwoch andauern. Das sagte ein Sprecher der Feuerwehr in Zülpich in der Nacht zum Sonntag, 23. Juli.

Produktion bei Smurfit Kappa in Zülpich wieder angelaufen

Wie Jakob Priebe, Sprecher der Feuerwehr Zülpich, am Sonntagmittag auf Nachfrage mitteilte, ruht der Betrieb der Bördebahn weiter. Als Grund nannte der Feuerwehrsprecher die stetige Rauchentwicklung. Das Feuer sei unter Kontrolle, die einzelnen Glutnester abzulöschen, sei jedoch eine aufwendige Aufgabe.

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Derweil ist die Produktion bei Smurfit Kappa wieder angelaufen - vor allem, um den Wasserkreislauf ans Laufen zu bringen. Wann die Produktion wieder komplett hochgefahren wird, steht aktuell noch nicht fest.

Stadt richtet eine Hotline für die Bürger ein

Am Samstagvormittag hat die Stadt Zülpich eine Hotline für Bürger eingerichtet. Unter der Telefonnummer 02252/52271 können sich Menschen melden, die sich beispielsweise wegen des Ascheregens sorgen, der großräumig niedergeht.

Bereits am Freitag haben die Warn-Apps Nina und Katwarn die Bevölkerung alarmiert. Die Asche des Brandes kommt auch im Stadtgebiet Euskirchen noch herunter. Selbst aus dem Raum Meckenheim meldeten Anwohner, dass noch Papierfetzen durch die Luft fliegen. Im Umfeld des Brandes werden Anwohner gebeten, Türen und Fenster geschlossen zu halten und Klimaanlagen auszuschalten.

Die Einsatzkräfte werden praktisch im Pendelverkehr aus dem Brandschutzzentrum in Schleiden mit frischen Atemschutzgeräten versorgt. Seit dem späten Freitagabend liefern zudem zwei Hytrans-Systeme 4000 Liter Wasser pro Minute vom Neffelsee bei Füssenich zum Betriebsgelände nach Bessenich. Das Löschwasser wird über eine mehrere Kilometer lange Schlauchleitung gefördert.

Eine über den Flammen verlaufende Hochspannungstrasse wurde halbseitig abgeschaltet. Der Strom wird über die andere Seite mitgeführt. Eine Drohne unterstützt die Löscharbeiten.


Handlungsempfehlungen der Stadt

Im Umfeld der Papierfabrik und bis über Euskirchen hinaus kommt es zum Niederschlag weißer Rußpartikel, die eine Größe von bis zu Zwei-Euro-Münzen haben. Nach Angaben der Stadt Zülpich sind diese nicht gesundheitsgefährdend, haben aber einen erhöhten ph-Wert. Die Werte werden durch das NRW-Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) überwacht. Zudem hat die Stadt Handlungsempfehlungen veröffentlicht.

  1. Die angrenzende Kita und der Spielplätze sind nach Augenscheinnahme durch den Baubetriebshof gesperrt.
  2. Obst und Gemüse aus Gärten vor Verzehr gründlich abwaschen.
  3. Bevor Kinder in den Garten gehen, sollte der Garten nach Möglichkeit kurz mit Wasser berieselt werden. Falls weiße Rußpartikeln vorhanden sind, den Sandkasten nicht nutzen.
  4. Autos mit weißem Rußpartikelbelag sollten zeitnah mit Wasser abgewaschen werden.

Produktion in der Zülpicher Papierfabrik ist eingestellt

Im Rahmen einer Pressekonferenz am Samstagmittag äußerte sich auch Michael Kuhn, Leiter des Smurfit-Kappa-Werks in Zülpich: „Das ist ein katastrophales Ereignis. Wir werden gucken, was wir besser machen können.“

Zu den wirtschaftlichen Folgen könne er noch nichts sagen. Derzeit sei die Produktion am Standort in Zülpich eingestellt. Wann die Produktion wieder aufgenommen werde, stehe noch nicht fest. Das abgelöschte Material werde fachgerecht entsorgt.

Bundesstraße im Bereich der Einsatzstelle ist gesperrt

Auch das THW unterstützt die Arbeiten bei Smurfit Kappa. Zwei Radlader sind im Einsatz und ziehen immer wieder Papierballen auseinander, um an die Glutnester gelangen zu können. Parallel werden gelöschte Papierklumpen beseitigt, um bei der Bekämpfung des Feuers weiter vordringen zu können.

Einen Teil der in Brand geratenen Papierballen lässt die Feuerwehr derweil kontrolliert abbrennen. Sie werden nicht gelöscht. Das gesparte Wasser wird für die Kühlung zweier Türme an einem firmeneigenen Kraftwerk genutzt, die in unmittelbarer Nähe des Feuers stehen.

Während die Feuerwehr löscht, werden mit einem Gabelstapler Papierballen weggefahren.

Die Feuerwehr verhindert, dass sich der Brand auf weitere Stapel ausdehnt.

Für die Dauer der Löscharbeiten ist die B477 zwischen dem Abzweig Geich (K82) und der B265 in beide Fahrtrichtungen gesperrt.

„Der Einsatz zeigt wieder, wie leistungsfähig und engagiert die ehrenamtliche Kräfte sind“, wird Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Landrats, in einer Pressemitteilung des Kreises Euskirchen zitiert. Demnach machte sich Blindert in der Nacht ein Bild von der Lage.

Die Feuerwehr ist seit Freitagnachmittag im Einsatz

Die Feuerwehr gab Großalarm. Neben den drei Löschzügen der Stadt Zülpich wurden jeweils ein weiterer Löschzug aus der Stadt Euskirchen und aus Vettweiß und Nideggen im Nachbarkreis Düren angefordert.

Auch der Wasserförderzug aus dem Stadtgebiet Mechernich ist in Bessenich eingetroffen, weil die Wasserversorgung sich als schwierg herausstellte.

Die Feuerwehr ist mittlerweile mit etwa 200 Einsatzkräften vor Ort und wird vom DRK mit Getränken und Essen versorgt. Ein Feuerwehrmann musste medizinisch versorgt werden, weil er sich bei den Löscharbeiten verletzt hat.

Bördebahn stellt nach Brand in Bessenich ihren Betrieb ein

Die Rurtalbahn stellt zwischen Düren und Zülpich den Fahrbetrieb der Bördebahn in beide Richtungen wegen des Brandes ein – auch, weil eine Böschung in Richtung Bessenich in Brand geraten ist.

Feuerwehreinheiten schützen den Bahndamm, um eine weitere Ausdehnung des Feuers zu verhindern. Auch wird mit massivem Wassereinsatz eine etwa 15 Meter hohe und 50 Meter lange Steinwand gekühlt, um zu verhindern, dass die Steinwand zerstört wird und die an ihr aufgestapelten brennenden Ballen auf den Bahndamm rollen.

Feuerwehrleute nehmen auf den Gleisen ein Strahlrohr vor, um die angrenzende Böschung zu schützen.

Die Feuerwehr versucht, die Ausdehnung des Brandes auf den Bahndamm zu verhindern.

Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen ist vor Ort und macht sich ein Bild von der Lage. Die Einsatzleitung hat Marcel Kratz.

Hochspannungsleitung über der Firma bewusst nicht abgeschaltet

Über den Brandort hinweg verläuft auch eine Hochspannungsleitung. Die Einsatzleitung überlegte, diese abzuschalten, entschied sich aber dagegen, um keinen größeren Stromausfall in der Region Zülpich auszulösen.

Feuerwehrleute löschen die brennenden Papierballen.

Insgesamt sind hunderte Feuerwehrleute im Einsatz, um den Großbrand zu löschen.

Ein Feuerwehrmann löscht einen Kleinbrand mit dem Strahlrohr, eine Frau unterstützt ihn mit einem Feuerlöscher.

Feuerwehrleute und Anwohner versuchen zu verhindern, dass sich durch Funkenflug verursachte Kleinbrände auf den angrenzenden Feldern entfachen.

Sorge bereitet der Brand auch den Landwirten, die Felder in der Umgebung besitzen. Durch den starken Funkenflug kommt es dort immer wieder zu Kleinbränden, die von der Feuerwehr oder Privatleuten abgelöscht werden, um ein Übergreifen des Feuers auf die Felder zu verhindern. Landwirte haben damit begonnen, die Felder mit Traktoren zu grubbern, um so die Brandgefahr zu dämpfen.

Drei Feuerwehrfahrzeuge stehen auf einem Feldweg. Im Hintergrund ist Qualm und die Oberleitung zu sehen, die den Feuerwehrleuten Sorge bereitete.

Sorgen bereitete den Feuerwehrleuten, die Oberleitung, die über das Firmengelände verläuft.

Gegen 21 Uhr trafen Vertreter der Bezirksregierung auf dem Firmengelände ein. Auch das Umweltamt entsandte Vertreter, um zu kontrollieren, ob das Löschwasser eine Gefahr für die Umwelt darstellen könnte.

Zur gleichen Zeit hatte die Feuerwehr das Feuer zwar im Griff, gab aber noch keine Entwarnung, weil der Wind und der Funkenflug weiterhin eine Gefahr darstellte. (mit dpa)