Klubs hatten mehrere Spieler wegen ihres „Baller League“-Engagements vor die Tür gesetzt. Für die Baller-League-Macher ist das nicht nachvollziehbar.
„Virus in der Kabine“Verband schaltet sich in Zoff zwischen Amateurklubs und Baller League ein
An der Seite von einstigen Bundesliga-Größen in der Halle kicken, sich einem jungen Publikum präsentieren – und dazu noch ein paar Euro obendrauf verdienen. Das Konzept der „Baller League“ ist für viele Amateurfußballer lukrativ. Die Kölner Kleinfeldliga, prominent beworben und mitgegründet durch die Fußball-Weltmeister Lukas Podolski und Mats Hummels, hat sich auf Vereinsseite in den vergangenen Tagen und Wochen aber nicht nur Freunde gemacht.
Als „Virus in der Kabine“ bezeichnete Markus Köppe, Sportdirektor des FV Bonn-Endenich, die „Baller League“ unlängst in einem Facebook-Video – und gab die Trennung von gleich fünf Stammspielern bekannt, die in der Kleinfeldliga aktiv waren und es weiter sein wollen. Ein drastischer Schritt des Klubs, der hohe Wellen schlug, immerhin steckt Endenich mittendrin im Abstiegskampf der Mittelrheinliga.
„Baller League“-Geschäftsführer kann Aufregung bei Bonn-Endenich nicht nachvollziehen
Liga-Konkurrent Siegburg setzte ebenfalls zwei „Baller League“-Spieler vor die Tür. „Diese Kirmes-Liga macht die anderen Ligen kaputt“, klagte Mehmet Dogan, Sportlicher Leiter des Mittelrheinligisten. Auch der FC Hennef 05 hat unter das Thema einen Schlussstrich gezogen, Trainer Fatih Özyurt trat in der vergangenen Woche vor die Mannschaft und machte eine Ansage: „Ab heute ist das Thema Baller League für jeden verboten.“ Mangelnde Konzentration auf den vermeintlichen Hauptverein sowie die Angst vor Verletzungen beim Hallenkick sind die Sorgen der Amateurklubs.
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Felix Starck kann die Aufregung nicht nachvollziehen. „In Endenich überwiegt vielleicht die schlechte Stimmung aus dem Abstiegskampf“, mutmaßt der Geschäftsführer der „Baller League“ im Gespräch mit dieser Zeitung. „Aber als Vereinschef würde ich meinem Spieler nicht die Pistole auf die Brust setzen, um eine Entscheidung zwischen Klub und Baller League zu erzwingen.“ Gerade als Amateurverein könne man den Spielern in ihrer Freizeit „relativ wenig verbieten“, so Starck.
„Baller League“ will Spielprämie auf 500 Euro verdoppeln
Die „Baller League“ habe jedem Spieler ans Herz gelegt, im Vorfeld seinen Verein über das Engagement zu informieren. „Wir wollen keine Konkurrenz zu den Klubs sein“, betont Starck. „Wir möchten den Jungs eine Bühne bieten und im Idealfall mit den Vereinen zusammenarbeiten.“ Spieler, die in der Motorworld antreten möchten, unterschreiben einen Teilnehmervertrag und sind damit für die Partien unfallversichert. Starck spricht von „hohem Regionalliga-Niveau“ in der Halle.
In der „Baller League“ treten in der Kölner Motorworld zwölf Mannschaften an elf Spieltagen auf einem Kleinfeld gegeneinander an. Gekickt wird montagabends, die Hauptrunde endet Anfang April, anschließend soll in einem Final Four der Meister ermittelt werden. Pro Team stehen sechs Fußballer auf dem Platz, gespielt wird zweimal 15 Minuten. Übertragen werden die Partien via Twitch im Internet und auf Prosieben Maxx.
Neben Ex-Profis wie Christian Clemens, Sascha Bigalke oder Moritz Leitner bilden Amateurfußballer den Kern aller Mannschaften. Sie erhalten 250 Euro pro Einsatz – eine beachtliche Summe, gerade für junge Vereinsspieler, die in ihrem Klub für wesentlich höheren Aufwand oft weniger Geld verdienen. Für die kommende Saison will die „Baller League“ die Prämie sogar auf 500 Euro pro Spiel verdoppeln.
Kölner Vereine stehen „Baller League“ offener gegenüber
Bei Kölner Vereinen steht man dem Projekt offener gegenüber als in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis. So stellen der FC Pesch und Deutz 05 ebenfalls Spieler für die „Baller League“. Die Fußballer informierten ihre Klubs aber frühzeitig über ihre Teilnahme. Man freue sich über die große Bühne für Amateurfußballer, heißt es von den Vereinen.
Auch Spieler des SC Fortuna dürfen in der Halle mitmachen. Neben zwei Kickern der Reserve-Mannschaft schnürt in Richard Sukta-Pasu ein fester Bestandteil des Regionalliga-Teams die Schuhe in der „Baller League“ – sofern es sein Fortuna-Terminkalender ermöglicht. „Wir sehen es nicht als eklatantes Problem. Wenn die Kommunikation passt, ist alles in Ordnung“, so Sportchef Matthias Mink, doch natürlich solle man „das Rad nicht überdrehen“. Die Verpflichtungen bei der Fortuna hätten Priorität vor den Auftritten am Montagabend in Köln-Ossendorf.
FVM kündigt Gespräch mit „Baller League“ an
Der Unmut mehrerer Vereine hat inzwischen den Fußballverband Mittelrhein auf den Plan gerufen. Bislang habe es keinen Austausch zwischen Baller League und FVM gegeben – diesen werde man jedoch zeitnah suchen. „Für uns gilt es fortan zu klären, welche Auswirkungen die Baller League für unsere am Spielbetrieb teilnehmenden Vereine und handelnden Personen haben kann“, erklärte eine FVM-Sprecherin dieser Zeitung.