Lanxess-Chef Zachert bekräftigte, in Deutschland nur noch in die Erhaltung der Werke zu investieren. Der Markt in den USA soll dagegen ausgebaut werden.
„Zeitenwende“ bei LanxessWeniger Investitionen in Deutschland – Umsatz stieg in 2022
Ausgesprochen unzufrieden hat sich Lanxess-Chef Matthias Zachert mit den hiesigen Rahmenbedingungen gezeigt. „Der Standort Deutschland verliert weiter an Attraktivität“, sagte er bei der Vorlage des Zahlenwerks für das abgelaufene Jahr. Als Beleg führte er auch eine Studie des Instituts ZEW an, nach der Deutschland unter den Industriestaaten von Platz 14 im Jahre 2020 auf den 18. Rang 2022 zurückgefallen sei.
Zachert kritisierte hohe Energiepreise, eine ausufernde Bürokratie, langsame Genehmigungsverfahren und Mängel in der Infrastruktur. Es müsse ein Ruck durch das Land gehen. „Das Deutschlandtempo brauchen wir nicht nur bei der Errichtung eines LNG-Terminals“, so Zachert weiter. Deutschland drohe die Deindustrialisierung, wenn nicht umgesteuert werde. Betriebe wanderten ab, merkte der Chef des Kölner Spezialchemie-Konzerns an . Im Mittelstand sei das bereits leise geschehen, bei den Großbetrieben fange es jetzt an.
Lanxess will Wachstumsmarkt in den USA ausbauen
Die Politik habe für ein reichliches Angebot an Energie zu sorgen, um die Preise zu senken. Dazu müssten die erneuerbaren Energien hochgefahren werden. Gelinge das nicht, müsse Strom aus Kohle und Atomkraft ins Netz kommen oder bleiben. Anderenfalls müsse die Politik Industriestrom zum günstigen Preisen etablieren, forderte Zachert. Der Lanxess-Chef bekräftigte seine Ankündigung aus dem Herbst, in Deutschland nur noch in die Erhaltung der Werke zu investieren.
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Bislang habe er immer formuliert: „Das Herz von Lanxess schlägt in Deutschland“, so Zachert. Jetzt sage er, dass der Konzern zwar die Standorte in Deutschland verteidigen wolle, den Wachstumsmarkt USA werde Lanxess aber ausbauen. Auch das sei eine „Zeitenwende“. „In einem Jahr mit heftigen Verwerfungen hat sich Lanxess wetterfest gezeigt“, sagte Zachert.
Das Geschäftsjahr 2022
Der Umsatz stieg um 32,6 Prozent auf 8,09 Milliarden Euro, das Konzernergebnis sank jedoch (siehe Grafik). Die Dividende soll mit 1,05 Euro pro Aktie stabil bleiben. Der Konzern habe wegen starker Produkte deutlich gestiegene Kosten für Rohstoffe und Energie durch Erhöhung der Verkaufspreise vollständig an den Markt weitergereicht. Der Absatz ist dagegen gesunken.
Eine abflauende Konjunktur und ein Abbau von Lagerbeständen bei den Kunden habe zu dem Rückgang geführt, so Zachert. Die Auslastung der Anlagen sei im vierten Quartal auf 60 Prozent gesunken. Dieser Lagerabbau habe sich im ersten Quartal des laufenden Jahres fortgesetzt, so dass Lanxess Kurzarbeit nutzt.
Die Neuaufstellung
Lanxess hat sich verstärkt auf die Spezialchemie ausgerichtet. Das Kunststoffgeschäft wurde deutlich zurückgefahren, das Geschäft mit Kautschuk abgegeben. Auch dadurch sank die Abhängigkeit von der Automobilindustrie, die zuvor für über 50 Prozent des Umsatzes gestanden hatte, auf jetzt zehn Prozent. Ausgebaut wurde dagegen das Geschäft mit der Bauindustrie auf jetzt etwa 20 Prozent.
Das ist für Zachert eine solide Größe. Der Geschäftsbereich High Performance Materials mit hochwertigen Kunststoffen wird in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Advent eingebracht, an dem Lanxess einen Anteil von etwa 60 Prozent haben werde. Nachdem die Aufsichtsbehörden grünes Licht gegeben haben, soll der Abschluss der Transaktion Anfang April erfolgen.
Gestärkt durch Zukäufe hat Lanxess das Geschäft mit Desinfektionsmitteln sowie mit Aromen und Duftstoffen. So steigerte dieses Segment, das unter der Bezeichnung Consumer Protection läuft, den Umsatz um fast 50 Prozent auf 2,37 Milliarden und das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen um 30,1 Prozent auf 363 Millionen. Auch das Geschäft mit Additiven steigerte Umsatz und Ergebnis deutlich, während das Segment mit Zwischenprodukten weniger stark wuchs und das operative Ergebnis unter dem Vorjahreswert lag.
Der Ausblick
Lanxess stellt sich auf ein rezessives Umfeld im ersten Halbjahr des laufenden Jahres ein. Positive Impulse aus China sieht Zachert frühestens im zweiten Quartal. In der Jahresmitte erwartet der Konzern aber eine Erholung. Im ersten Quartal rechnet Lanxess mit einem operativen Ergebnis von 180 bis 220 Millionen, wobei es eher im unteren Bereich der Spanne liegen dürfte, so Zachert. Für das Gesamtjahr rechnet er mit einem operativen Ergebnis auf Vorjahresniveau. Diese Prognose kam bei den Anlegern schlecht an. Die Aktie verlor über zehn Prozent. (ra)