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Fragen und AntwortenWas der Krieg in Nahost für Sprit- und Energiepreise bedeuten könnte

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann betankt an einer Tankstelle sein Auto.

Ein Mann betankt an einer Tankstelle sein Auto.

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas hat den Ölpreis hochschnellen lassen. Die Gewalt in der Öl-Region schürt Versorgungsängste auf dem Weltmarkt.

Die blutigen Attacken der palästinensischen Hamas auf Israel haben die Spannungen in der ölreichen Region eskalieren lassen. Die Energiemärkte reagierten am Montag mit einem Preissprung beim Öl. Was steckt hinter der Entwicklung und wie geht es weiter, auch mit den Preisen an den Tankstellen? Experten geben Antworten.

Wie stark ist der Ölpreis seit den Angriffen gestiegen?

Die Kurse für Öl sind am Montagmorgen verglichen mit dem Freitagswert um teils mehr als drei Euro pro Barrel in die Höhe geschossen. Europäisches Brent-Öl kostete in der Spitze 89 Dollar. Der Anstieg betrug rund 12 Prozent. Am Montag ging es im Tagesverlauf zeitweise 1,5 Prozent weiter nach oben.

Der „kurzfristige Anstieg“ habe indes „kein dramatisches Ausmaß“, sagte Moritz Schularick, Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), im Gespräch mit unserer Redaktion. Ende September hätten die Preise höher gelegen. Auch Jens Hobohm, Leiter Energiewirtschaft der Prognos AG, bezeichnete die Preisschwankungen als „moderat“.

Was sind die Gründe für den Ölpreis-Anstieg?

Hobohm sprach von einer „psychologischen Reaktion der Märkte“ auf die veränderte geopolitische Lage. „Es besteht die Befürchtung, dass die Angriffe auf Israel möglicherweise Reaktionen an anderer Stelle auslösen könnten, wie zum Beispiel Sanktionen gegenüber dem Iran oder sogar kriegerische Handlungen. Diese könnten potenziell die Versorgungssituation auf dem Weltölmarkt beeinflussen, da der Iran ein wichtiger Ölförderstaat ist.“

Beim Finanzdienstleister Bloomberg hieß es am Montag: „Jegliche Vergeltungsmaßnahmen gegen Teheran, das an den Anschlägen beteiligt gewesen sein soll, könnten die Durchfahrt von Schiffen durch die Straße von Hormuz gefährden, eine lebenswichtige Wasserstraße, mit deren Schließung der Iran bereits gedroht hat.“

Ist der Sprit in Deutschland schon teurer geworden?

Nein. Sowohl Diesel als auch Super (E5 und E10) ist in den zurückliegenden fünf Tagen im Bundesschnitt deutlich um rund 5 Cent pro Liter preiswerter geworden. Am Montag – zwei Tage nach den ersten Angriffen der Hamas – blieben die Preise bis zum frühen Nachmittag auf Vortagsniveau. Es ging nicht weiter runter, es kam aber auch zu keinem Anstieg an den Zapfsäulen.

Könnte nun eine neue Energiekrise aufziehen?

Es gebe aktuell „keine Anzeichen, dass die Ölproduzenten stärker involviert werden“, sagte IfW-Präsident Schularick. Die Beziehungen von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten zu Israel hätten sich zuletzt eher verbessert. Zumindest bei früheren palästinensischen Terroranschlägen in Israel sei es nicht zu einer Ausweitung des Konflikts gekommen. „Insgesamt erscheint damit derzeit das Risiko für die Weltkonjunktur eher gering.“ Aber auch Schularick warnt: „Sollte es in Folge des Konflikts zu einer Verschärfung der Sanktionen oder deren Durchsetzung gegen den Iran kommen, dann könnten auch die Ölpreise weiter steigen.“

Also ist die Lage ökonomisch riskant?

Eckart Woertz, Direktor des GIGA Instituts für Nahost-Studien, hält die wirtschaftlichen Risiken für begrenzt: „Meist haben solche politischen Börsen kurze Beine. Selbst bei der irakischen Invasion von Kuwait 1990 waren die steilen Preisanstiege nur vorrübergehend.“

Und weiter: „Die jetzige Krise in Israel und den palästinensischen Gebieten wird selbst im Falle einer weiteren Eskalation die Ölhandelsrouten weniger beeinträchtigen als die Krise damals“, sagt der Fachmann. „Langfristig sind Angebot und Nachfrage für den Ölpreis entscheidender als der Einfluss politischer Krisen.“

Auch Hobohm von der Prognos AG sieht eher Anlass für Entwarnung: Die Ölversorgungslage sei generell gut und Förderländer wie Saudi-Arabien wären in der Lage, Lieferausfälle eines anderen Landes zumindest teilweise auszugleichen. „Aus diesem Grund ist ein signifikanter Anstieg über einen längeren Zeitraum nicht zu erwarten, sofern sich der Konflikt nicht erheblich ausweitet.“

Gerät unsere Industrie durch den Krieg stärker unter Druck?Hierfür sieht keiner der Experten einen Grund. Für den deutschen Außenhandel spiele Israel quantitativ keine bedeutende Rolle, sagt Schularick: „Nur 0,4 Prozent der Warenexporte gingen zuletzt in das Land. Der Anteil der Importe ist sogar nur halb so groß.“

Für die Schwäche der deutschen Wirtschaft gebe es andere Gründe als den Ölpreis, meint auch GIGA-Direktor Woertz. Prognos-Experte Hobohm ergänzt: Höhere Ölpreise beträfen viele Kunden im In- und Ausland, sodass dies nicht zu einer Beeinträchtigung der deutschen Wettbewerbsposition führe.