Pilotprojekt „go2market“In diesem Kölner Supermarkt wird für die Zukunft geshoppt
Köln – Marktforschung am lebenden Objekt. Das kann man ruhig wörtlich nehmen: Anfang Mai startet in Köln ein Projekt, das es in Deutschland so bisher nicht gab. Nach einer dreijährigen Testphase in Wien geht der erste „Real-Life-Marktforschungs-Supermarkt“ hierzulande an den Start. „go2market“ nennt sich das Unternehmen, das Industrie und Verbraucher enger miteinander verzahnen will.
Die Idee: Für einen Beitrag von knapp 15 Euro im Monat geht man für ein Einkaufsguthaben von 55 Euro shoppen. Das Besondere ist, dass es die angebotenen Produkte eigentlich noch gar nicht gibt – die „Kunden“ betreiben Feldforschung. Sie geben ihre Einschätzung, was Geschmack, Verpackung und Preisgestaltung angeht. Und natürlich, ob sie es wieder kaufen würden. Man muss sich bewerben, um mitzumachen – wobei es keinerlei Einschränkungen bezüglich Alter, Nationalität oder Vorlieben gibt. Die Auswahl soll repräsentativ sein. Wer will, kann für drei, sechs oder zwölf Monate dabeibleiben.
Smartphone ist Pflicht beim Einkaufen
Wer einkauft, braucht ein Smartphone. Damit werden die gekauften Produkte gescannt und am Ende des Einkaufs mit dem Guthaben verrechnet. Zudem wird man von Kameras begleitet, worauf ausdrücklich hingewiesen wird. Die Daten werden anonymisiert, kein Betrieb weiß, wer was gekauft hat. Es geht um Zielgruppen.
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„Es ist ein reines Marktforschungs-Tool. Wir geben der Industrie die Möglichkeit, durch die Brille des Verbrauchers zu sehen“, sagt Country-Manager Jörg Taubitz. Wobei nicht nur große Marken gefragt sind, auch Startups bekommen die Möglichkeit, sich zu präsentieren. „Wir helfen, Gründungs-Fehler zu vermeiden. Viele Unternehmen gehen davon aus zu wissen, was die Konsumenten wollen. Sie fragen aber nicht“, so Taubitz. Neun von zehn Produkteinführungen scheiterten, weil das Wissen über Konsumenten und Zielgruppen nicht ausreiche. Durch die Kombination aus Labor- und Feldsituation will man zudem „sozial erwünschte“ Antworten verhindern: Wer angibt, für ein Bio-Produkt einen höheren Preis zu bezahlen, dann aber doch zum konventionellen Produkt greift, macht deutlich, dass die Akzeptanz vielleicht doch nicht so hoch ist.
Selbst mitentscheiden, was angeboten wird
Es seien vor allem drei Gründe, die die Menschen bewegten mitzumachen, sagt Taubitz: Zum einen der finanzielle Anreiz, zum zweiten „first mover“ zu werden, sprich etwas zu haben, was andere nicht haben. Und nicht zuletzt: Selbst mitentscheiden zu können, was von der Industrie angeboten wird.
Eröffnung
Am Donnerstag, 6. Mai, geht „go2market“ an der Aachener Straße 519 im Kölner Stadtteil Braunsfeld an den Start. Auf 400 Quadratmetern werden 400 Artikel von über 100 Herstellern gelauncht, die noch nicht im Handel sind. Geöffnet ist donnerstags, freitags und samstags. (two)
Dabei kommen schon mal abstruse Produkte auf den Tisch. Kreationen, von denen man eigentlich schon weiß, dass es nicht gut gehen kann. In Österreich hatten sie mal einen kaltgebrühten Kaffee mit speziellem Fruchtaroma im Angebot – aber auch nur einmal. Immerhin, der Hersteller wusste nun, dass er sich die Markteinführung im Wortsinn besser sparen sollte.
Angeboten werden nur Markenprodukte, keine „no names“. Aber was in Österreich funktioniert, muss hier kein Bestseller werden. Firmengründer Thomas Perdolt hat dafür im österreichischen „Standard“ ein Beispiel gegeben: Aus drei Verpackungen für die gleiche Salami wählten die Kunden in Wien mehrheitlich die italienische. „Ich wette“, hatte er damals den Kollegen gesagt, „dass in Deutschland die österreichische Verpackung am besten zieht“. Wir werden sehen.