Neues TÜV-Labor in Heerlen-AachenHier werden Batterien auf Herz und Nieren geprüft
Aachen/Köln – Eisige Kälte im Winter und Hitze im Sommer, Staub oder Wasser bei der Unterbodenwäsche - die Batterie eines Elektroauto muss einiges aushalten. Und das ein Batterieleben von 10 oder 15 Jahre lang mit zahllosen Lade- und Entladevorgängen.
Ob der Speicher das schafft, das testet der Tüv Rheinland jetzt in seinem neuen Prüfzentrum im niederländisch-deutschen Innovationspark Avantis auf der Grenze zwischen Heerlen und Aachen. In sechs bis neun Monaten werden dann Herausforderungen in einem Batterieleben simuliert. Tests die Voraussetzungen für die Zulassungen der Batterien durch Aufsichtsbehörden wie das Kraftfahrt-Bundesamt sind, dauern drei bis vier Wochen, so Ansgar vom Hemdt, einer der Geschäftsführer.
Tests in großer Kälte und Hitze
In Klimakammern werden die Batterien auf bis zu 60 Grad minus heruntergekühlt und auf 60 bis 80 Grad plus erhitzt. Energie sollen die Batterien ja nicht nur in unseren Breiten liefern, sondern auch in wärmeren oder kälteren Gegenden oder in Meeresnähe. Ob die feuchtere Luft dort den Batterien etwas anhaben kann, wird in Salznebelkammern simuliert. Feuchtigkeit und Strom sind kein Traumpaar. Deshalb wird bei einem anderen Test ein Wasserstrahl auf die Batterie gerichtet. Die muss dicht sein - auch gegen Staub. Das wird an einer anderen der rund 30 Prüfstationen gecheckt. Arizona Test Dust, eine spezielle Mischung aus keinen und größeren Staubkörnern, die genau festgelegt ist , wird in einer Kammer verwirbelt. Hält die Batterie dicht, so kann sie dank des Normstaubs die Anforderungen in diesem Punkt für eine Zertifizierung weltweit erfüllen.
Das Unternehmen
Im November 2020 haben die Tüv-Tochter Automotive Component Testing und die ConAC ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Die ConAC wiederum ist eine Tochter der PEM Aachen , dessen Hauptgesellschafter der E-Mobilitätsexperte Prof. Achim Kampker ist. Der Tüv hält 74,9 Prozent der Anteile, die ConAC 25,1 Prozent. Der Marktauftritt erfolgt unter Tüv Rheinland. In 18 Monaten ist ein Gebäude um- und ausgebaut worden, das mit der PEM, der RWTH Aachen, und weiteren Technologie-Start-Ups genutzt wird. (raz)
In den nächsten Wochen fertig wird ein Rüttelprüfstand, Shaker genannt, und ein Teststand, bei dem eine auf 60 Grad erwärmte Batterie in Eiswasser getaucht wird. Nebenan wachsen Mauern in die Höhe für ein Gebäude, in dem Batterien aus fünf Metern Höhe auf den Boden fallen oder durch Nägel angebohrt werden, um deren Verhalten bei Unfällen zu simulieren inklusive möglicher Brände.
25 Mitarbeitende untersuche einmal die Batterien. 24 Millionen Euro werden die Partner dann investiert haben. Das ist laut Tüv-Chef Michael Fübi die größte Investition des Tüv in ein Labor in den letzten fünf Jahren. Das Labor gehört mit einer Fläche von rund 2200 Quadratmetern auch zu den größten seiner Art. Fahrzeugbatterien bis zu einer Größe von 800 Kilogramm können geprüft werden. Die könnten auch Lkw antreiben. Gängige heutige Batterie-Modelle sind halb so schwer.
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Die Dynamik im Bereich E-Mobilität sei extrem hoch. „Hersteller drängen mit immer neuen Modellen auf den boomenden Markt“, so Fübi. Auf deren Test für die Zulassung liegt der Schwerpunkt. Für Autobauer können aber auch spezielle Tests in Auftrag geben.
Letztlich bündelten Tüv und PEM (siehe Kasten) ihre Expertise und Erfahrungen im Gesamtprozess von der Zelle bis hin zur fertigen Batterie im E-Auto, so Prof. Achim Kampker von der RWTH Aachen. Das biete sonst niemand im Markt.