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Motorradmesse in KölnIntermot setzt auf etablierte Hersteller – das bietet die Kölner Messe

Lesezeit 4 Minuten
Die aktuellen Modelle präsentieren die Hersteller wie hier Suzuki auf der Intermot 2024

Die aktuellen Modelle präsentieren die Hersteller wie hier Suzuki auf der Intermot 2024

Die Intermot in Köln präsentiert viele neue Zweirad-Modelle vor allem von den bekannten und etablierten Herstellern. Wir geben einen Überblick.

Die Zeiten ändern sich. Nicht nur, was die Mobilität angeht, auch im Messegeschäft. Während der ehemals noch auf Augenhöhe agierende große europäische Konkurrent, die Mailänder Eicma (Esposizione Internazionale Ciclo Motociclo e Accessori) Besucherrekorde von über 600 000 Gäste meldet, ist man bei der Intermot in Köln froh, wenn man auf über 200 000 kommt. Von einstmals sechs Hallen und Programm im Außenbereich, die die Intermot in guten Zeiten belegte, sind noch zwei Hallen mit abgespecktem Programm geblieben. Und auch das nur mit etwas gutem Willen, weil der hintere Bereich der Halle 7 mit Racing-Trucks diverser Teams sowie dem Catering belegt ist.

Fast alle großen Hersteller sind in Köln

Die Gründe dafür sind vielfältig und haben sicher auch damit zu tun, dass sich viele Hersteller und Zulieferer zwei Messen im Jahr schlicht nicht leisten können oder wollen. Mag auch sein, dass Köln zu spät aus dem Zwei-Jahre-Rhythmus in den jährlichen Modus übergegangen ist. Mailand hat das schon immer so gehandhabt, im schnelllebigen Zweirad-Sektor wollten viele nicht warten, bis die Intermot stattfindet. Fakt ist: Köln ist in dieser Hinsicht gegenüber Mailand momentan ins Hintertreffen geraten.

Was allerdings nicht heißt, dass sich der Besuch nicht lohnen würde. Die großen Hersteller sind bis auf Harley-Davidson und KTM alle am Start. Letztere haben sich mit Messen ohnehin oft schwergetan, nach dem Insolvenzantrag des nach eigenen Angaben größten europäischen Herstellers wird man im österreichischem KTM-Firmensitz Mattighofen aber sicher andere Sorgen haben. Vor allem die „Big Four“ aus Japan fahren kräftig auf, Honda, Yamaha, Suzuki und Kawasaki haben mehr oder weniger die gesamte Modellpalette dabei vom Supersportler bis zum Geländefloh.

BMW meldet sich zurück

Und auch BMW meldet sich nach zuletzt deutlich zurückgefahrenem Messegeschäft eindrucksvoll zurück. Schließlich wurde vor wenigen Monaten erst die neue R 1300 GS vorgestellt. Die GS ist BMWs heilige Kuh und seit Jahrzehnten unangefochtener Spitzenreiter in den deutschen Zulassungsstatistiken. Das beliebte Dickschiff, in der mittlerweile allgegenwärtigen „Adventure“-Ausstattung mit rund 270 Kilo Lebendgewicht gesegnet, zieht aber nur einen Teil der Aufmerksamkeit auf sich. Fast noch umlagerter ist eine neue 450er Enduro, leichter, wendiger und auch mit Führerschein A2 zu fahren.

Ansonsten präsentieren sich die Bayern vor allem in neuen Farben und mit der Weiterentwicklungen bestehender Modelle. Manchmal sind die Farben allerdings auch gar nicht so neu, die frische R 12 etwa ist eine liebevolle Hommage an die legendäre R 90 mit ihrem auffälligen, orangefarbenen Lackkleid. Allgemein flacht der Retro-Trend der vergangenen Jahre aber wieder etwas ab, Kawasaki und Triumph aber frönen noch mit einigen Modellen der eigenen Vergangenheit. Mit einer Ausnahme natürlich, aber genau genommen ist Royal Enfield auch nicht wirklich Retro: Die Inder sind ihrer Formensprache einfach über Jahrzehnte treu geblieben.

Intermot in Köln: Premiere bei Ducati

Eine echte Premiere hat die Intermot auch zu bieten. Die seit elf Jahren zu Audi gehörenden Italiener von Ducati haben ihre neue Multi-strada V2 vorgestellt. Ein Multitool mit vielen Enduro-Anleihen, aber letztlich für die Straße gebaut und deutlich schmaler, eleganter als die ausladende V4-Variante. Mit zwei statt vier Zylindern auch deutlich schwächer als die im Revier der BMW GS wildernde große Schwester, 115 PS sollten aber auch hier für standesgemäßen Vortrieb reichen.

Was in diesem Jahr auffällt, ist das Fehlen vieler chinesischer Hersteller oder Teilelieferanten. Nur wenige E-Fahrzeuge auf den StändenLoncin, die auch die Reihenzweizylinder für BMW fertigen, Shineray und SYM tun sich etwas hervor. Die Chinesen sind auf dem Zweiradmarkt längst keine Exoten mehr: Marken wie CF Moto, QJ Motor, Kove oder Voge machen den Etablierten mit Modellen längst nicht mehr nur im unteren Preissegment zunehmend das Leben schwer. Nicht zu reden von den Herstellern, die sich die Namensrechte an alten europäischen Marken gesichert haben wie Benelli oder Moto Morini.

Intermot in Köln: Nur wenige Elektro-Fahrzeuge

Und noch etwas wird deutlich. Bis auf wenige Ausnahmen tummeln sich fast nur Verbrenner in den Hallen. Auch bei den Rollern. Dabei ist gerade bei letzteren die Elektrifizierung weit fortgeschritten. Aber bis auf Horwin, selbst ernannte Nummer eins weltweit in diesem Metier, ist davon wenig zu sehen auf einer Messe, die schließlich auch den Weg in die Zukunft der Zweirad-Mobilität weisen soll.