Früher war es eine Kunststoff-Sparte von Bayer, 2015 brachten die Leverkusener Covestro an die Börse und machten danach Kasse. Nun klopfen arabische Investoren als neue Eigentümer an die Tür.
Leverkusener Kunststoff-KonzernArabische Firma will Covestro übernehmen
Leverkusen Nach einem monatelangen Ringen zeichnet sich eine Übernahme von Covestro ab. Der Leverkusener Kunststoffkonzern und der staatliche Ölunternehmen Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten haben eine entsprechende Vereinbarung geschlossen. Covestro unterstützt ein Übernahmeangebot.
Adnoc bietet 62 Euro je Aktie und bewerten die Anteile des Dax-Konzerns mit 11,7 Milliarden Euro, wie beide Unternehmen am Dienstag mitteilten. Außerdem will Adnoc über eine Kapitalerhöhung neue Aktien im Umfang von knapp 1,2 Milliarden von den Leverkusenern kaufen. Zusammen mit den Covestro-Schulden von rund drei Milliarden will Adnoc also fast 16 Milliarden investieren.
Covestro: Gerüchte um Übernahme bewegen den Kurs
Die Übernahme war erwartet worden. Gerüchte darum hatten den Covestro-Aktienkurs seit dem Sommer des vergangenen Jahres bewegt. Damals war der Kurs von Werten um die 40 Euro um 20 Prozent geklettert. Dabei hatten erste Angebote von zunächst angeblich 55 Euro pro Aktie das Covestro-Management offenbar nicht überzeugt. Später sollen es dann 57 Euro gewesen sein.
Zunächst hatte das Management keinen Grund für Verhandlungen gesehen. Adnoc andererseits hatte betont, eine freundliche Übernahme anzustreben. Klar war, dass Adnoc sich unter Europas Chemieunternehmen umgesehen hatte. Auch die österreichische OMV war dabei ins Visier geraten. Die Petrochemiesparten der beiden Unternehmen sollten zu einem internationalen Petrochemiekonzern fusioniert werden. Dabei waren OMV und Adnoc bereits über Beteiligungen verflochten, Adnoc selbst ist großer OMV-Aktionär.
Im Juni hatte Covestro dann beschlossen, in konkrete Verhandlungen mit Adnoc einzutreten. Dabei war bereits der Angebotspreis von 62 Euro je Covestro-Aktie in Aussicht gestellt worden.
Covestro ist am Markt unter Druck
Der Analyst Chris Counihan von der US-Investmentbank Jefferies schreibt, er rechne nicht mit großen Risiken bei den anstehenden Genehmigungen — schließlich überlappten sich die Geschäfte der Konzerne nur begrenzt. Er verweist zudem auf die Zusage Adnocs, bestehende Betriebsrats- und Tarifvereinbarungen beizubehalten. Arne Rautenberg von Union Investment bewertet den Deal positiv. „Das lange Verhandeln hat sich gelohnt – sowohl für Covestro als auch für die Aktionäre“, sagt der Fondsmanager.
Die Mindestannahmequote des Angebots liegt nach der Mitteilung der Unternehmen bei 50 Prozent plus einer Aktie. Verschiedene Behörden bis hin zur EU müssen der Übernahme zudem zustimmen.
Covestro hat mit Adnoc - der Firmenname steht für „Abu Dhabi National Oil Company“ - eine Investitionsvereinbarung unterzeichnet. Darin verpflichtet sich Adnoc unter anderem, die bisherige Geschäftstätigkeit, Corporate Governance und die Organisationsstruktur von Covestro beizubehalten. Wesentliche Verkäufe oder Schließungen sind also nicht geplant.
Covestro: Betriebsrats- und Tarifvereinbarungen sollen bleiben
Auch erkennt Adnoc ausdrücklich die bestehenden deutschen Betriebsvereinbarungen, Tarifverträge und die Rechte des Betriebsrates an. Das Unternehmen verpflichtet sich, Covestro weiterhin als Aktiengesellschaft zu führen und hat bis Ende 2028 zugesichert, weder einen Beherrschungs- noch einen Gewinnabführungsvertrag abschließen zu wollen. Ein Delisting oder ein Herauspressen der Kleinaktionäre werde der Vorstand von Covestro aber unterstützen, sollte Adnoc das in Betracht ziehen, heißt es in der Mitteilung.
„Wir sind davon überzeugt, dass unsere heute getroffene Vereinbarung mit Adnoc International im besten Interesse von Covestro, unseren Mitarbeitenden, unseren Aktionären und allen weiteren Stakeholdern ist“, sagte Covetsro-Chef Markus Steilemann. Die Unterstützung von Adnoc sichere Covestro ein noch stärkeres Fundament für nachhaltiges Wachstum.
Von Adnoc hieß es, der Deal sei eine zentrale Säule der Wachstumsstrategie des Konzerns. Die Araber wollen eines der weltweit fünf größten Chemieunternehmen werden. „Als weltweit führender Industrie-Pionier im Chemiesektor hat Covestro einzigartige Expertise im Bereich Hightech-Spezialchemikalien und -materialien, und setzt dabei auf modernste Technologien wie künstliche Intelligenz“, sagte Adnoc-Chef Sultan Ahmed Al Jaber. Die strategische Partnerschaft sei eine ideale Verbindung. (mit dpa)