Übernahme-Angebot von AdnocÖlkonzern aus Abu Dhabi bietet zwölf Milliarden für Covestro

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Das Logo des Kunststoffkonzerns Covestro leuchtet vor der neuen Unternehmenszentrale am Chempark Leverkusen.

Eine mögliche Übernahme von Covestro durch den Energiekonzern Adnoc wird konkreter. Der Leverkusener Chemiekonzern tritt in konkrete Verhandlungen mit dem staatlichen Ölkonzern aus Abu Dhabi ein. 

 Der Vorstand von Covestro habe nach Beratungen mit dem Aufsichtsrat am Montag beschlossen, mit Adnoc (Abu Dhabi National Oil Company) „in konkrete Verhandlungen über eine mögliche Transaktion und den möglichen Abschluss einer Investitionsvereinbarung einzutreten“, teilte das Unternehmen mit. Der staatliche Ölkonzern aus Abu Dhabi habe einen Angebotspreis von 62 Euro je Covestro-Aktie in Aussicht gestellt. Damit bewertet Adnoc Covestro mit knapp zwölf Milliarden Euro.

Am Morgen kletterte die Covestro-Aktie um bis zu sechs Prozent auf 54,88 Euro. Den Aktienkurs von Covestro bewegen Übernahmegerüchte schon seit rund einem Jahr. Erste Übernahme-Offerten hatte das Management des Leverkusener Konzerns allerdings abgelehnt. Angeblich ging es dabei um ein Volumen von elf Milliarden. Damals lag der Covestro-Kurs um die 40 Euro.

Adnoc wirbt seit einem Jahr um Covestro

Im August hat Adnoc nach Medienberichten ein verbessertes Übernahmeangebot unterbreitet. Demnach sei der staatliche Ölkonzern aus Abu Dhabi bereit, 60 Euro pro Covestro-Aktie zu zahlen, fünf Euro mehr als ursprünglich geboten. Seit Anfang September des abgelaufenen Jahres gab es laut Covestro Gespräche mit Adnoc, die ergebnisoffen geführt würden.  Jetzt gebe es auch einen angemessenen Austausch von Unternehmensinformationen zur Bestätigung von Annahmen (Confirmatory Due Diligence), so Covestro in einer Mitteilung.  

Die bisherigen Gespräche haben laut dem Covestro-Vorstand gezeigt, dass ein gemeinsames Grundverständnis mit Adnoc über wesentliche Kernthemen einer möglichen Transaktion einschließlich der Unterstützung der weiteren Wachstumsstrategie von Covestro grundsätzlich erzielt werden kann. Der angebotene Preis pro Aktie stehe unter anderem unter dem Vorbehalt der Ergebnisse der Confirmatory Due Diligence sowie der Einigung auf die Inhalte einer Investitionsvereinbarung.

Wir haben in unseren Gesprächen mit Adnoc gute Fortschritte erzielt.
Markus Steilemann, Covestro-Chef

„Wir haben in unseren Gesprächen mit Adnoc gute Fortschritte erzielt. Daher haben wir beschlossen, in konkrete Transaktionsverhandlungen mit Adnoc einzutreten“, sagt Covestro-Chef Markus Steilemann. Adnoc und Covestro beabsichtigten übereinstimmend, die Verhandlungen über eine mögliche Transaktion und die Confirmatory Due Diligence zügig durchzuführen, heißt es in der Mitteiung. Zum jetzigen Zeitpunkt bestehe keine Gewissheit darüber, dass die anstehenden Verhandlungen zu einer Vereinbarung führen. Es bestehe auch keine Gewissheit über die endgültigen Bedingungen und Konditionen einer solchen Vereinbarung. Eine mögliche Transaktion bedürfte neben der Einigung auf die kommerziellen und rechtlichen Transaktionsparameter unter anderem der Zustimmung der jeweiligen Gremien der Parteien und der Freigabe durch die zuständigen Behörden.

Adnoc hatte nach eigenen Aussagen immer eine freundliche Übernahme anstrebt. Der staatliche Ölkonzern aus Abu Dhabi schaute sich unter Europas Chemieunternehmen um. Er führt etwa Gespräche mit der österreichischen OMV, die dazu führen könnten, dass die zwei Petrochemietöchter der Unternehmen enger zusammenarbeiten.

Adnoc will wohl europäischen Chemiekonzern schmieden

Im Februar hatte OMV durch eine gesetzlich vorgeschriebene Mitteilung darüber informiert, dass sich die MPPH (Mubadala Petroleum and Petrochemicals Holding Company L.L.C, Abu Dhabi) ihre 24,9 Prozent der an der OMV AG an Adnoc übertragen hatte. Adnoc halte nun 24,9 Prozent der Aktien an der OMV, die ÖBAG (Österreichische Beteiligungs AG) weiterhin 31,5 Prozent.

Covestro zählt zu den weltweit führenden Kunststoffherstellern. Die Kunden kommen aus Schlüsselbereichen der Industrie wie Mobilität, Bauen und Wohnen sowie Elektro und Elektronik. Außerdem werden die Produkte in Bereichen wie Sport und Freizeit, Telekommunikation, Gesundheit sowie in der Chemieindustrie selbst eingesetzt. 2023 erzielte Covestro einen Umsatz von 14,4 Milliarden Euro. Das waren 20 Prozent weniger als im Vorjahr. Das operative Ergebnis (Ebitda) sank von 1,6 Milliarden im Jahre 2022 auf 1,1 Milliarden. Das Konzernergebnis war wie im Vorjahr negativ, auch wenn es sich von minus 272 auf minus 198 Millionen verbesserte.

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