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ChemiekonzernLanxess-Chef übt deutliche Kritik am Standort Deutschland

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf die Zentrale des Chemie Konzerns Lanxess.

Blick auf die Zentrale des Chemie Konzerns Lanxess.

Lanxess-Chef Matthias Zachert hat bei der Präsentation der Quartals-Zahlen gut ausgeteilt. Er bemängelte hohe Energiepreise und langsame Genehmigungsverfahren. Das Umfeld würde Wettbewerbsfähigkeit nicht sicherstellen.

Lanxess-Chef Matthias Zachert hat den Standort Deutschland heftig kritisiert. Anlässlich der Präsentation der Zahlen für das dritte Quartal des laufenden Jahres kündigte er an, derzeit keine Erweiterungsinvestitionen in Deutschland vorzunehmen. Das Umfeld würde die Wettbewerbsfähigkeit nicht sicherstellen, so Zachert. Er kritisierte nicht nur hohe Energiepreise sondern auch langsame Genehmigungsverfahren. Bei den gegenwärtigen Rahmenbedingungen könne man nicht blauäuigig in Deutschland investieren, sonst schade man dem Unternehmen, so Zachert.

Wenn ein Standort aber nicht wettbewerbsfähig ist, dann gibt es keine Erweiterung und auch keinen Erhalt der Arbeitsplätze.
Lanxess-Chef Matthias Zachert

Dabei unterstrich Zachert, dass der Kern von Lanxess in Deutschland liege und das Herz in Nordrhein-Westfalen schlage. Lanxess wolle diese Basis auch verteidigen. „Wenn ein Standort aber nicht wettbewerbsfähig ist, dann gibt es keine Erweiterung und auch keinen Erhalt der Arbeitsplätze“, so Zachert. Generell investiere der Spezialchemiekonzern weltweit im Schnitt der vergangenen Jahre etwa 150 bis 200 Millionen Euro im Jahr in die Erweiterung, im kommenden Jahr würden es eher 100 als 150 Millionen sein.

Hohe Energiepreise belasten

Zachert verwies auf die Ergebnisse der Sparte Advances Intermediates rund um Zwischenprodukte. Hier legte der Umsatz im dritten Quartal um 61 Prozent zu auf 642 Millionen Euro, das operative Ergebnis (Ebitda) sank dagegen um 19 Prozent auf 65 Millionen. Zachert machte dafür explizit die hohen deutschen Energiepreise verantwortlich. Die habe man nicht in vollem Umfang an die Kunden weitergeben können, was bei den gestiegenen Rohstoffkosten dagegen gelungen sei.

Die anderen Segmente rund um Additive und Schutzprodukte, die stärker im Ausland fertigen, sind im Plus. Insgesamt stieg der Umsatz deutlich um 38,2 Prozent auf 2,185 Milliarden Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen erreichte 240 Millionen Euro und wuchs damit um 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert. Dabei hätten auch Einmaleffekte eine Rolle gespielt, so Zachert, der von einem „stabilen Quartal“ sprach.

Auf schwächere Konjunktur vorbereitet

In den ersten neun Monaten des Jahres stieg der Umsatz um 38,4 Prozent auf 6,12 Milliarden, das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen um 17,4 Prozent auf 755 Millionen. Das Volumen habe sich im Verlauf des Jahres aber abgeschwächt. Zachert sprach von dem dritten Quartal als dem eines Übergangs. „Es stehen härtere Zeiten für die Wirtschaft bevor“, so Zachert. Lanxess sei aber gut darauf vorbereitet.


Neues Vorstandsmitglied

Frederique van Baarle rückt in den Vorstand von Lanxess auf. Der Aufsichtsrat des Kölner Spezialchemiekonzerns hat die 51-Jährige zur Arbeitsdirektorin berufen. Sie übernimmt diese Funktion vom 1959 geborenen Vorstandsmitglied Anno Borkowsky, Van Baarle leitet derzeit den Geschäftsbereich High Performance Materials, der in ein geplantes Gemeinschaftsunternehmen für Hochleistungskunststoffe mit dem Private-Equity-Unternehmen Advent eingebracht werden soll. Sie nimmt die neue Tätigkeit im Vorstand auf, sobald diese Transaktion vollzogen ist. Van Baarle wird zudem ab dem zweiten Halbjahr 2023 die Vorstands-Zuständigkeit für die Region Americas übernehmen. Angesiedelt ist diese Aufgabe im amerikanischen Pittsburgh, was auch den gewachsenen Stellenwert des Nordamerika-Geshäfts von Lanxess ausdrückt. (raz)