AboAbonnieren

Kritik an NRW-PolitikHandwerk fordert mehr Wertschätzung

Lesezeit 2 Minuten

Aus Sicht der Handwerkskammer sollten Ausbildungsberufe attraktiver werden.

Düsseldorf – Das Handwerk nimmt die Feier für 826 Jungmeisterinnen und -meister am kommenden Sonntag im Düsseldorfer Stadion und die bevorstehende Regierungsbildung in NRW zum Anlass, die großen Herausforderungen für die Gewerke von Augenoptik bis Zahntechnik zu beleuchten. „Das Ziel echter Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung muss konsequenter verfolgt werden“, sagte am Mittwoch Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, die auch für weite Teile des Ruhrgebiets, des Niederrheins und des Bergischen Landes zuständig ist.

„Wenn ich Paläste der universitären Bildung baue, aber handwerkliche Fähigkeiten in Waschbetonbauten vermittele“, dann sei auch das ein Signal an junge Menschen, sich für die Hochschulen zu entscheiden. „Und warum ist das Studenten-Ticket immer noch preiswerter als das Azubi-Ticket?“, fragte Ehlert in Richtung Landespolitik, besonders aber in Richtung von CDU und Grüne, die bald gemeinsam NRW regieren könnten.

Probleme nehmen zu

Von schlechten Zeiten für das Handwerk kann zwar nicht gesprochen werden. Die Auftragsbücher vieler Betriebe, gerade im Bereich Sanitär, Heizung und Klima, sind derzeit voll. Aber die Probleme nehmen zu, auch wegen der Pandemie und des Ukraine-Krieges. Materialmangel, kaputte Lieferketten, Inflation und steigende Zinsen drückten auf die Stimmung, so Ehlert. Vor allem aber sei der sich seit Jahren verschärfende Fachkräftemangel ein Problem.

In Jahren ohne besondere Krisen wie die Pandemie werden im Kammerbezirk Düsseldorf etwa 1000 Meisterinnen und Meister ausgebildet. Benötigt würden aber doppelt so viele Jungmeister, um die aus dem Beruf ausscheidenden Fachkräfte ersetzen zu können. Die Tatsache, dass immer mehr Meister den Mut haben, sich selbstständig zu machen, sei da nur ein schwacher Trost, heißt es.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dabei könne die Landespolitik an vielen Schrauben drehen, um jene Spezialisten aus der Praxis zu unterstützen, „ohne die eine Energie- und Verkehrswende gar nicht möglich wäre“, so Ehlert. Weit oben auf der Wunschliste steht der Bürokratieabbau. „Man kann sich bei so viel Papierkram kaum noch auf den Kunden und die Abläufe im Betrieb konzentrieren“, kritisierte der Kfz-Technikermeister Stefan Jaegers. Unter den zwölf Mitarbeitern in seiner Firma seien allein drei Bürokräfte.

Das Handwerk werde zudem vielerorts als Folge einer „Wohnungsbau-Besoffenheit“ und steigender Mieten an die Stadtränder gedrängt, obwohl es in die Mitte der Städte gehöre, stellte Ehlert fest. Grundsätzliche Bedenken gegen eine Koalition aus CDU und Grünen hat er aber nicht: „Schwarz-Grün kann die Aufgaben der Zukunft meistern.“ Die Programme beider Parteien richteten sich nicht gegen das Handwerk.