Kommentar zur Corona-KriseDer Staat muss auch Eltern und Kleinstbetriebe absichern
- Hunderttausende Arbeitnehmer wissen nicht, wie sie ihre Kinder betreuen sollen, wenn jetzt Schulen und Kitas schließen.
- Der Staat, der der Wirtschaft unbegrenzte Kredite garantiert, muss auch Eltern und Kleinstbetriebe absichern.
- Auf die Moral kommt es an, kommentiert Kristina Dunz.
Die Bundesregierung hat in der Coronakrise einen Schutzschild für Beschäftigte und Unternehmen mit unbegrenzten Krediten beschlossen. Auch zur Rettung der Banken floss einst Geld des Steuerzahlers. „Too big to fail“ - als zu groß, um zu scheitern wurden systemrelevante Finanzhäuser eingestuft, denn ihre Pleite würde auch auf die „kleinen Leute“ durchschlagen wie bei der US-amerikanischen Investmentbank Lehmann Brothers 2008. Deshalb versicherte damals Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass in Deutschland die Spareinlagen sicher seien. So blieb es ruhig im Land.
Nun ist die Unruhe groß, Deutschland wird teilweise die Grenzen schließen, obwohl Merkel das jüngst noch abgelehnt hatte. Und ab Montag werden fast im ganzen Land Schulen und Kitas geschlossen beziehungsweise nur im Notbetrieb aufrecht erhalten für Kinder von sozusagen systemrelevanten Eltern wie Ärzten, Pflegern und Polizisten. Bei 2,2 Millionen Kindern bis 16 Jahren sind beide Eltern oder das alleinerziehende Elternteil in Vollzeit beschäftigt. Das heißt, die Kinder von vielen hunderttausend Männer und Frauen sind so klein, dass sie nicht allein zu Hause bleiben können – und zu Oma und Opa dürfen sie wegen der Ansteckungsgefahr nicht.
Diese Eltern sind aber in anderer Hinsicht systemrelevant. Sie sind ohnehin mehrfach belastet und ihre Kinder sind die Zukunft, nicht nur für den Generationenvertrag, der die Rente sichert. Mütter und Väter sind in der Regel gut organisiert – aber innerhalb von zwei Tagen kann man nicht sein halbes Leben umkrempeln. Homeoffice hilft ihnen kaum, weil Arbeiten und gleichzeitig Kinder versorgen nicht funktioniert.
Bei der Gelegenheit: Bei allem Krisenmanagement der Bundesregierung, das das eigentliche Potenzial dieser geschwächten großen Koalition zeigt, die Coronakrise fördert auch wichtige unerledigte Aufgaben einer modernen Gesellschaft zu Tage: Digitales Lernen zum Beispiel oder eben das Homeoffice. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erwägt schon im länger einen gesetzlichen Anspruch auf Heimarbeit. Nur ist bislang nichts daraus geworden.
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Um die jetzige Ausnahmesituation zu meistern, muss das ganze Land neue Wege gehen. Arbeitgeber müssen mehr Heimarbeit anbieten, die technischen Voraussetzungen dürften schnell zu schaffen sein. Und nicht nur die großen Unternehmen, auch die Kleinstbetriebe und die „normalen Arbeitnehmer“ müssen geschützt werden. Wenn die Regierung einen 550-Milliarden-Euro-Schutzschirm für die Wirtschaft aufspannen kann, ist auch diese Garantie möglich: Ihre Löhne sind sicher. Sonst greift das Coronavirus nicht nur die Gesundheit an, sondern auch die Moral. Und davon werden wir noch viel brauchen.