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Kölner KunststofffirmaSo hat Igus ein wartungsfreies und nachhaltiges Fahrrad entwickelt

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Sven Terhardt, Head of Product and Sales beim Kölner Kunststoffhersteller Igus, bei der Vorstellung des recycelten "igus bike".

Sven Terhardt vom Kölner Kunststoffhersteller Igus bei der Vorstellung des 'igus bike'.

Der Kölner Kunststoffspezialist Igus schickt zum 60. Firmenjubiläum ein Fahrrad aus Recyclingmaterialien auf Welttournee.

Nicht weniger als das wartungsärmste und nachhaltigste Fahrrad der Welt will das Kölner Unternehmen Igus auf den Markt bringen. „Wir haben ein Produkt, wo unsere Leute drauf stolz sein können“, so Frank Blase, einer der Geschäftsführer des Kunststoffherstellers, über das teils aus recyceltem Plastikmüll bestehende „Igus Bike“. „Wir fahren mit dem Rad rund um die Welt, brauchen keinen Tropfen Öl, und es rostet nicht.“

Zum 60. Geburtstag des Unternehmens, das Blases Eltern Günter und Margret 1964 in ihrer Garage in Köln-Mülheim gründeten, soll das teils aus Recyclingmaterialien bestehende Rad auf eine besondere Reise gehen. Igus ist auf sogenannte „motion plastics“ spezialisiert, also Hochleistungskunststoffe, die überall dort eingesetzt werden, wo Bewegung im Spiel ist.

Kölner Firma Igus ist auf motion plastics spezialisiert

Zu den angebotenen Produkten, die meist im Spritzgussverfahren hergestellt werden, zählen unter anderem Gleitlager, Gewindetechnik und Roboter. 1,136 Milliarden Euro Umsatz machte die Firma im Jahr 2023, sie hat nach eigenen Angaben rund 4600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 31 Standorte auf der ganzen Welt.

Einige der Kunden und Partner an diesen Standorten wird das neue Igus-Fahrrad auf seiner nun begonnenen Tournee besuchen. Von Köln aus wird es ins Ruhrgebiet reisen, dann in verschiedene asiatische Länder wie Indonesien, Indien, China und Taiwan. Anschließend stehen Europa, Brasilien und die USA auf dem Programm.

Mit der Tour, die durch insgesamt 16 Länder führt, will Igus für das Thema Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen sensibilisieren. Das rund 17 Kilogramm schwere Fahrrad, das der Kunststoffspezialist in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Start-up Unternehmen mtrl entwickelt hat, besteht teilweise aus alten Fischernetzen und anderem Plastikmüll, der aufbereitet und verarbeitet wird.

In einer erst kürzlich neu bezogenen Werkshalle in Porz-Lind werden dann die Kunststofffahrräder hergestellt. Das Besondere an ihnen: sie rosten nicht, sollen nahezu wartungsfrei sein und brauchen kein Öl. Auch das Kugellager, der Antrieb und der Freilauf des Rades, das laut Igus witterungsbeständig und korrosionsfrei ist, bestehen aus Kunststoff. Es soll also alles auch ohne Schmierung buchstäblich laufen wie geschmiert.

Wo immer möglich auf Schmierstoffe zu verzichten, ist ohnehin nicht nur bei dem Fahrradprojekt, sondern generell eines der erklärten Ziele des Unternehmens. „Schmierung zu vermeiden ist ein Riesending“, sagt Geschäftsführer Blase. Ein wichtiger Grund dafür ist der Umweltschutz — immerhin kann ein einziger Liter Öl eine Million Liter Wasser verschmutzen. Doch auch Kosten für Wartungspersonal oder für falsch geschmierte Produkte, so Blase, könnten durch den Verzicht auf Schmierstoffe einfach eingespart werden.

Die Serienfertigung der „Igus Bikes“ hat bereits begonnen. Die Kölner Firma stellt die einzelnen Komponenten im Rotations- und Spritzgussverfahren her und setzt sie zusammen. Laut Sven Terhardt, der für Verkauf und Marketing des Rads verantwortlich ist, sollen zunächst pro Jahr 5000 Räder in Köln produziert werden. Je nach Marktnachfrage könne sich die Anzahl auch steigern. „Wir sparen CO2 dadurch ein, dass wir nicht die Teile um die Welt verschicken“, sagt Terhardt.

Zielgruppe für das rund 1200 Euro teure Fahrrad sind Privatpersonen sowie Unternehmen oder auch Betreiber von Hotels und Campingplätzen. Wenn das Fahrrad einmal ausgedient hat, können die Kundinnen und Kunden es an Igus zurückgeben, damit es wieder recycelt und zu einem neuen Rad verarbeitet werden kann.

„Ziel ist, dass wir mindestens CO2-neutral sind, vielleicht sogar CO2-negativ, wenn wir Schmierstoffe und Energie sparen“, so Geschäftsführer Blase. Das Fahrrad soll sich jedoch noch weiter entwickeln. So ist etwa geplant, auch eine E-Bike-Version herauszubringen — wann diese auf den Markt kommt, ist jedoch noch ungewiss. Außerdem sollen perspektivisch noch mehr Bestandteile aus Kunststoff hergestellt werden.

Momentan, erklärt Terhardt, bestehen etwa Teile der Bremse aus Sicherheitsgründen noch aus Metall. Irgendwann sollen aber auch die Bremsscheiben aus Hochleistungskunststoff bestehen. Außerdem hat das Rad bisher nur einen einzigen Gang, auch das soll sich ändern.