Lanxess schraubt seine Gewinnerwartungen für das laufende Jahr zurück. An der Börse führte das am Vormittag zu einem Kursabschlag um fünf Prozent.
Gewinnwarnung bei Kölner KonzernLanxess schraubt Erwartungen zurück
Lanxess schraubt seine Gewinnerwartungen für das laufende Jahr zurück. Der Kölner Spezialchemiekonzern erwartet jetzt ein operatives Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen für das Gesamtjahr zwischen 500 und 550 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Die bisherige Prognose aus dem Juni lag bei 600 bis 650 Millionen, wobei der Markt die Gewinnwarnung bereits erwartet hatte. Die neue Prognose von Lanxess liegt aber auch unter der durchschnittlichen Markterwartung von derzeit 571 Millionen. Die Lanxess- Aktie verlor bis zum Abend über sechs Prozent.
Lanxess verweist auf eine sich abzeichnende schwächere als erwartete Nachfrage nach Spezialchemieprodukten im vierten Quartal. Ein Lagerabbau bei Kunden der Agrarindustrie sowie eine lieferantenbedingte Produktionseinschränkung im Segment Flavors & Fragrances rund um Aromen und Düfte an einem niederländischen Standort belasteten zusätzlich.
Angesichts des schwachen Geschäftsverlaufs plane der Vorstand, eine Kürzung der Dividende für das Geschäftsjahr 2023 auf 0,10 (2022: 1,05) Euro vorzuschlagen. Der vermiedene Zahlungsmittelabfluss würde zur weiteren Reduktion der Nettoverschuldung führen. Hierzu würden ebenso die erwarteten Erlöse aus dem nun begonnenen Prozess zum Verkauf der Business Unit Urethane Systems beitragen. Das ist das letzte verbliebene Polymergeschäft rund um Grundbausteine für Kunststoffe von Lanxess, nachdem der Konzern das Portfolio in den vergangenen Jahren neu in Richtung Spezialchemie ausgerichtet hat. Der Geschäftsbereich beschäftigt weltweit rund 400 Mitarbeitende.
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Das Ebitda vor Sondereinflüssen des dritten Quartals 2023 liegt laut Lanxess mit voraussichtlich 119 Millionen im Rahmen der Markterwartungen von derzeit 120 Millionen Euro. Die Geschäftszahlen legt Lanxess am Mittwoch vor.
Vor drei Wochen hatte Lanxess bereits über einen geplanten Stellenabbau informiert. Weltweit streicht der Konzern demnach 870 Stellen, darunter sind 460 Stellen in Deutschland. Sie entfallen an den Standorten Köln, Leverkusen, Uerdingen und Mannheim. Die Arbeitsplätze sollen sozialverträglich bis zum Jahr 2025 abgebaut werden. Frei werdende Stellen werden nicht neu besetzt, und es soll Abfindungsangebote geben.
Nach einem im August aufgelegten Sparprogramm wegen der Konjunkturschwäche will Lanxess noch im laufenden Jahr die Kosten um 100 Millionen Euro senken. Zu diesem Zweck gibt es unter anderem einen Einstellungsstopp, eine Reduzierung von Boni und einen Verzicht der Vorstandmitglieder auf 25 Prozent beim Fixgehalt. Auch bei den Investitionen will der Kölner Chemiekonzern kürzen.
Um sich effizienter aufzustellen, sollen die Kosten ab 2025 im Jahr um 150 Millionen Euro gesenkt werden. Zwei energieintensive Betriebe in Krefeld-Uerdingen mit 113 Mitarbeitenden stehen auf dem Prüfstand. Zudem soll die Verwaltung schlanker aufgestellt werden.
Die deutsche Industrie verliere massiv an Wettbewerbsfähigkeit, betont Lanxess-Chef Matthias Zachert immer wieder. Als Grund nennt er etwa hohe Stromkosten. Er tritt für einen Industriestrompreis ein, fordert Bürokratieabbau und Investitionen in die Infrastruktur.
Im ersten Halbjahr sank der Umsatz von Lanxess um 6,4 Prozent auf 3,68 Milliarden Euro, das operative Ergebnis um 42,5 Prozent auf 296 Millionen. Ende Juni hatte Lanxess weltweit 13136 Mitarbeitende, darunter 7199 in Deutschland.