Bonn/Köln – Privatkunden, die häufiger ihr Girokonto überziehen und einen Dispositionskredit (Dispo) in Anspruch nehmen, müssen mit hohen Zinsen rechnen. Die Stiftung Warentest hat für ihren Kontovergleich bei 133 Kreditinstituten im Schnitt einen Zinssatz von 9,2 bis 9,3 Prozent ermittelt. Viele Banken und Sparkassen liegen aber darüber. Die Postbank verlangt etwa 10,33 Prozent für den Dispo und 14,95 Prozent für eine darüber hinausgehende „geduldete“ Überziehung.
Auch Institute in der Region liegen über dem ermittelten Durchschnittswert (siehe Grafik). Manche Institute wie etwa die Kreissparkasse Köln haben bei Girokontenmodellen Freigrenzen von 100 oder 200 Euro. In diesen Grenzen wird keine Dispozins berechnet.
Deckelung des Dispozinses
Die Verbraucherschutzministerien der Länder haben der Bundesregierung empfohlen, angesichts der Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) den Dispozins zu deckeln, ihn also in der Höhe zu begrenzen, damit Betroffene nicht zu stark belastet werden. Das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz (BMJV) hält nichts von einer gesetzlichen Deckelung.
Ein Sprecher erklärt, man verspreche sich mehr von Transparenz (Ausweis der Zinssätze) und Beratungspflicht der Banken und Sparkassen dahingehend, dass die Kunden auf günstigere Ratenkredite verwiesen werden. Bei einer Deckelung bestehe zudem die Gefahr, dass Institute, die darunter liegen, sich nach oben an den Zinsdeckel anpassen oder dass es zu einer Erhöhung von Kontoführungsgebühren kommt.
Dispo
Der Dispositionskredit ist ein Überziehungskredit für das Girokonto. Den räumen Banken in der Regel ihren Kunden ein, so dass sie auch mehr Geld ausgeben können, als tatsächlich auf dem Girokonto ist. Daher kommt auch die Bezeichnung „eingeräumte Kontoüberziehung“. Der Dispo steht zur Verfügung, ohne dass ein Kreditantrag geschlossen werden muss.
Die Geldhäuser setzen die Höchstgrenzen fest. Die hängt von der Kreditwürdigkeit und der Höhe der regelmäßigen Einkünfte ab, die auf dem Girokonto landen.
Außerdem gibt es noch die geduldete Überziehung. Die Bank erlaubt hier das vorübergehende Überziehen des Girokontos ohne Dispo oder jenseits der vereinbarten Grenze. Dafür sind die Zinsen oft höher. Ohnehin ist es laut Verbraucherschützern keine gute Idee, den Dispo länger in Anspruch zu nehmen. (raz)
Transparenz und Beratungspflicht hätten sich schon ausgewirkt. Das bestätigt die Sparkasse Köln-Bonn für ihren Geschäftsbereich. Tendenziell habe das Volumen von Dispokrediten in den letzten Jahren abgenommen. Generell verweist die Kreditwirtschaft auf besondere Kosten von Dispokrediten. Man müsse Geld für die nichtvorhersehbare Nutzung vorhalten und das Ausfallrisiko einkalkulieren. Die Stiftung Warentest empfiehlt, bei ständiger Dispo-Verschuldung den Zinssatz mit den konkurrierenden Instituten zu vergleichen und am besten auf billigere Ratenkredite umzusteigen.
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Die Institute würden in diesem Sinne aber zu wenig beraten und die Kunden zu lange im Dispo halten, meint Dorothea Mohn vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Mohn: „Die Dispozinsen sind auffällig hoch, und es ist angebracht, Maßnahmen dagegen zu ergreifen.“