Frühjahrs-KonjunkturumfragenKrieg in der Ukraine belastet regionale Wirtschaft
Köln – Die Unsicherheit angesichts des Krieges in der Ukraine sowie die steigenden Energie- und Rohstoffpreise bereiten den Unternehmen in der Region Sorgen und bremsen das Wachstum aus. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln hervor. „Die Situation ist aber nicht zu vergleichen mit dem Absturz während des Corona-Lockdowns“, betont Thorsten Zimmermann, Leiter des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Politik.
Der Klimaindex
Der Klimaindex wird aus der Bewertung der aktuellen Geschäftslage sowie der erwarteten Entwicklung für die nächsten Monate gebildet. Im Frühjahr 2022 sank er nun von 112,7 auf 97,7 Punkte ab – und liegt somit unter 100, dem Grenzwert für eine wachsende Wirtschaft .
Insgesamt 530 Mitgliedsunternehmen aus dem gesamten IHK-Bezirk haben sich an der Konjunkturumfrage beteiligt. Davon stufen rund 33 Prozent ihre Geschäftslage als gut und 20 Prozent als schlecht ein. Der daraus gebildete Lageindikator fällt im Vergleich zur letzten Umfrage im Winter 2021/22 von 24 auf rund 13 Punkte. Mit Blick auf die instabile weltpolitische Lage erwarten 34 Prozent der Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten eine Verschlechterung ihrer Situation, 17 Prozent hoffen dagegen auf eine Verbesserung.
Blick in die Branchen
Zwischen den einzelnen Branchen gibt es bei der Beurteilung des Geschäftsklimas teils gravierende Unterschiede. Das Hotel- und Gaststättengewerbe hat zwar noch nicht wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht, doch im Vergleich zur letzten Umfrage hat es eine deutliche Verbesserung gegeben– gerade in Bezug auf Investitionsbereitschaft und Beschäftigungsaussichten.
Verbrauchernahe Dienstleistungen, Gesundheitswirtschaft und einige Industriezweige (beispielsweise der Fahrzeugbau) melden dagegen eine Verschlechterung. Der Krieg schlägt sich in der Industrie drastisch auf die Exporterwartungen nieder: Seit Jahresbeginn ist der Exportindikator um 29 Punkte gesunken. Rund zwei Drittel der Firmen rechnen damit, dass sich an der Situation erst einmal nichts ändert.
Die Risiken und Probleme
Laut der IHK-Konjunkturumfrage geben 81 Prozent der teilnehmenden Unternehmen die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise als Hauptrisiko des Geschäftsbetriebes an. Rund ein Drittel gibt diese Steigerung bereits an die Kunden weiter. Auch Fachkräftemangel spielt eine Rolle. Dem wolle man etwa durch Veranstaltungen wie Ausbildungsmessen oder auch betriebliche Praktika, die jetzt wieder möglich seien, entgegenwirken, so Geschäftsbereichsleiter Zimmermann. (crb)
„Das hängt aus unserer Sicht aber auch mit psychologischen Faktoren zusammen“, sagt Thorsten Zimmermann. „Die schlechte Stimmung kann sich bei Beruhigung der weltpolitischen Lage schnell wieder ändern.“
Lage des Handwerks
Auch im regionalen Handwerk spüre man die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs etwa in Form von Materialengpässen, heißt es in einer Pressemitteilung der Handwerkskammer zu Köln. Trotzdem sind die Ergebnisse ihrer Konjunkturumfrage, an der 811 Mitgliedsunternehmen teilgenommen haben, recht positiv: Rund die Hälfte der Unternehmen bewertet seine Geschäftslage als „gut“ und etwa 38 Prozent als „befriedigend“.
12 Prozent der Betriebe stufen ihre Lage als schlecht ein – vor einem Jahr waren es noch 26 Prozent. „Unsere Mitgliedsbetriebe zeigen sich als verlässlicher Stabilitätsanker in wirtschaftlich unruhigen Zeiten“, sagt Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Als „Konjunkturlokomotiven“ gelten laut Umfrage die Baubranchen, vor allem Gebäudetechnik und Innenausbau.
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Im KFZ-Handwerk ist man zwar nicht ganz so optimistisch, doch das Stimmungsbild hat sich seit dem letzten Jahr verbessert: Nur noch 21 Prozent der Befragten stufen ihre Lage als schlecht ein (Vorjahr: 36 Prozent), 27 Prozent bewerten die Geschäfte als gut (Vorjahr: 23 Prozent).
Im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen sind die Zustände zwar ebenfalls besser als im Frühjahr 2021, doch viele Unternehmen stehen noch immer „vor der Aufgabe, sich aus dem Corona-Tief hochzuarbeiten“, so die Handwerkskammer.