Ethische VerpflichtungBayer verteidigt Russland-Geschäfte

Das Bayer-Schild in Leverkusen.
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Leverkusen – Bayer leistet umfangreiche Hilfe in der Ukraine. Der Pharma- und Agrochemiekonzern habe etwa Antibiotika für 30 000 Patienten geliefert, so Konzernchef Werner Baumann auf der virtuellen Hauptversammlung des Konzerns am Freitag. Auch hätten 1250 Kleinbauern kostenlos 41 000 Säcke mit Maissaatgut erhalten, die hoffentlich zu einer Ernte von 180 000 Tonnen Mais führten.
Von einer funktionierenden Landwirtschaft in der Kornkammer Ukraine hänge viel ab für die weltweite Ernährung, so Baumann. Die Nahrungssicherheit in vielen Ländern sei massiv bedroht, gerade in der arabischen Welt und in weiten Teilen Afrikas.
Bayer hat seinen Mitarbeitenden in der Ukraine das Gehalt garantiert, hilft bei der Ausreise, stattet sie mit Auslandskrankenversicherungen aus und bietet auch Unterkünfte. In Russland bekommen die Bayer-Mitarbeitenden psychologische Betreuung. Alle nicht mit unverzichtbarer Produktion zusammenhängenden Ausgaben habe Bayer in Russland eingestellt. Es gebe keine Werbung mehr und auch keine Investitionen. Wichtige Medikamente würde aber weiter abgegeben. Dazu sieht Bayer eine ethische Verpflichtung. „Einer Krebspatientin in Sankt Petersburg nun lebenswichtige Medikamente vorzuenthalten, hieße in letzter Konsequenz nichts anderes, als den Tod weiterer Zivilisten in Kauf zu nehmen“, so Baumann.
Strategische Ausrichtung bestätigt
Langfristig brauche es mehr Innovationen in der Landwirtschaft, so Baumann. Bayer werde die globale Nahrungsversorgung unterstützen. Der Konzern habe auch dazu beigetragen, die Pandemie zu bekämpfen. So sieht Baumann die strategische Ausrichtung des Konzerns bestätigt.
Auch Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) nannte in einem Video-Statement die Aufstellung des Konzerns richtig. Er hoffe auf ein Ende des Streits um den Unkrautvernichter Glyphosat, den zahlreiche Kläger in den USA für ihre Krebserkrankung verantwortlich machen, während Bayer die Sicherheit des Produkts bei sachgerechtem Gebrauch betont. Bei Glyphosat sieht Bauman eine „ermutigende Entwicklung“. Der oberste Gerichtshof der USA habe Interesse an einem Fall gezeigt. Auch beim Rechtsstreit rund um PCB komme man voran.
Positives Marktumfeld im Agrargeschäft
Auch wegen Glyphosat kritisierten Aktionärsschützer, Fondsgesellschaften sowie Stimmrechtsberater, nach denen sich ausländische Fondsgesellschaften oft richten, die Vergütungsregeln des Konzerns. Die variable Vergütung sei zu sehr kurzfristig orientiert und würde Belastungen etwa aus teuren Glyphosat-Vergleichen nicht berücksichtigen. Bayer-Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann hielt dagegen, dass diese Regeln von der Hauptversammlung 2020 mit über 94 Prozent der Stimmen beschlossen worden seien.
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Ins laufende Jahr sei Bayer gut gestartet, so Baumann. Gerade im Agrargeschäft gebe es ein deutlich positiveres Marktumfeld. 2021 seien die zweimal nach oben geschraubten Ziele übertroffen worden. Der Umsatz erreichte mehr als 44 Milliarden Euro, das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) mehr als 11 Milliarden. Die Anteilseigner erhalten wie im Vorjahr eine Dividende von zwei Euro pro Aktie.