Diskussionen um IHK-ZentraleAnalyse des Nutzwerts der gekauften Immobilie verlangt
- Rechnugsprüfer monieren fehlende Nutzwertanalyse vor dem inzwischen erfolgten Ankauf des Lofthaus in Köln-Mülheim.
- Lofthaus wäre keine gleichwertige Alternative zum alten Kammergebäude.
- Die Vollversammlung muss nach neuer Prüfung neu über das Domizil entscheiden.
Köln – Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln gab es Redebedarf. Eine Gruppe, die dem ehemaligen IHK-Präsidenten Werner Görg nahesteht und Görg selbst hatten eine Sondersitzung für den Donnerstagabend durchgesetzt, um Auskunft vom Präsidium zu erhalten. Und hier wurde ausführlich und teils auch kontrovers diskutiert, wie Teilnehmer berichteten. Rund vier Stunden ging es etwa unter anderem um eine vertiefte Prüfung des Haushalts für 2019, die das neue Präsidium veranlasst hatte.
Das Rechnungsprüfungsamt der IHKs hat dabei etwa moniert, dass kostspielige Beraterverträge abgeschlossen wurden. Vor allem aber ist den Prüfern der Ankauf einer neuen Zentrale für die Kammer aufgestoßen. Sanierung der alten Zentrale, Kaufen einer neuen oder Anmieten von Räumlichkeiten standen zur Diskussion. Die Vollversammlung votierte schließlich im Herbst für den Ankauf des Lofthauses in Köln-Mülheim, das im zweiten Quartal 2022 fertig sein soll. Das kostet die Kammer mit allen Nebenkosten 39,2 Millionen Euro. Das war die billigste Variante, wie damals beauftragte Wirtschaftsprüfer ermittelten. Wirtschaftlicher wären größere und teurere Häuser gewesen, wobei die IHK einmal überschüssige Fläche hätte vermieten müssen.
Vollversammlungsmitglieder stellten Berechnung infrage
Diese Berechnungen von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften hatten einzelne Vollversammlungsmitglieder infrage gestellt. Auch verlangten sie eine Nutzwertanalyse. Das Lofthaus wäre keine gleichwertige Alternative zum alten Kammergebäude, das auf dem Platz hinter dem Lofthaus landete. Auch zentrale Lage und etwa Image hätten betrachtet werden müssen. Die Vollversammlung lehnte eine Nutzwertanalyse aber ab. Dass sie unterblieb, moniert jetzt der Rechnungsprüfungsausschuss der IHKs.
Die Prüfung muss nachgeholt werden, und dann muss die Vollversammlung neu über das Domizil entscheiden. Der Kauf ist aber schon besiegelt. Das kann zu der merkwürdigen Situation führen, dass die IHK zwei Gebäude hat. Das Lofthaus und das alte Gebäude, weil Kauf und Verkauf immer verknüpft waren. Deshalb wurde der Verkaufsprozess für das alte Gebäude gestoppt. Aber zwei Gebäude kann die Kammer auch nicht gebrauchen. Ein Gebäude muss da veräußert werden.
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Außerdem ging es noch um ein Mailing Grünewalds an die Vollversammlungsmitglieder über den Anbieter Mailchip. Da mögen Daten auf den Servern in den USA liegen, aber auch mit dem kann im Rahmen der Datenschutzverordnung gearbeitet werden, wie selbst Konkurrenten einräumen.
Auch hinsichtlich der Erstellung von Wahlprüfsteinen mit Forderungen an die Politik konnte das Präsidium seine Entscheidungswege nachvollziehbar vorlegen und alle Fragen beantworten, hieß es nach der Sitzung. Da habe wohl Eilbedürftigkeit bestanden, als das Präsidium die beschlossen habe angesichts der näher rückenden Wahltermine.
Corona-Krise sollte im Fokus stehen
Einig waren sich Vollversammlung und Präsidium, dass in der Corona-Krise jetzt die Zukunft der regionalen Wirtschaft im Fokus stehen sollte. „In der nächsten Vollversammlung werden wir unter anderem die Positionen zum Anfahren der regionalen Wirtschaft diskutieren“, sagte Grünewald anschließend. Im neuen Präsidium herrsche Einigkeit darüber, dass wir mit allen gemeinsam in Zukunft die Themen unserer Wirtschaft unserer Stadt und Region weiter voranbringen wollen. Darauf wolle man sich konzentrieren. Außerdem wurde ein breiter Konsens deutlich, dass strittige Sachverhalte jetzt und künftig offen angesprochen und besprochen werden müssten.
Das ist nötig. Die Industrie- und Handelskammer Köln ist seit Jahren tief gespalten. Unter dem Präsidenten Paul Bauwens-Adenauer gehörten Nicole Grünewald und der ehemalige Flughafen-Chef Michael Garvens dem Präsidium als Vize an und formulierten auch abweichende Meinungen. Als Bauwens-Adenauer 2015 nicht mehr antrat, setzte sich Werner Görg im zweiten Wahlgang gegen Nicole Grünewald durch. Der brachte sein eigenen Team mit, für Grünewald war kein Platz mehr im Präsidium. Die Debatten in der Vollversammlung wurden freilich hitziger.
26 von 91 Sitzen errungen
Zu den Vollversammlungswahlen im Herbst des abgelaufenen Jahres trat dann eine Initiative an, die sich „New Kammer" nennt. Mit Grünewald an der Spitze versprach sie mehr Transparenz, niedrigere Beiträge sowie mehr Digitalisierung und errang 26 von 91 Sitzen. Im Januar dieses Jahres wurde Grünewald im zweiten Wahlgang zur IHK-Präsidentin gewählt. Sie bekam 45 Stimmen, Görg erhielt 39. Profilierte Mitglieder des alten Präsidium winkten zwar ab, dennoch wurden bei den Wahlen zu den Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten nicht nur Kandidaten von „New Kammer“ gewählt.Grünewald will Gräben überwinden, hatte sie nach der Wahl erklärt. Da gilt es noch viel zu tun.