Der Anschlag auf US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat auch Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte. Investoren und Analysten gehen verstärkt von einer Wiederwahl Trumps aus.
Unsicherheit und SpekulationenDas sind die wirtschaftlichen Folgen des Anschlags auf Trump
Da ist einerseits das Bild eines Präsidentschaftskandidaten namens Donald Trump, der selbst unmittelbar nach einem Mordattentat auf ihn die Faust in die Höhe stemmt. Da ist andererseits das Gesamtbild eines amtierenden US-Präsidenten namens Joe Biden, das – nennen wir es mal – gebrechlich wirkt. Und beide Bilder haben das Potenzial, diese Wahl zu entscheiden – und das hat auch Folgen für die Finanzmärkte.
„Wirtschaftspolitisch ist es so, dass wir tatsächlich jetzt davon ausgehen können, dass Trump als Favorit gilt“, sagt etwa der Kapitalmarktanalyst Oliver Roth von der Privatbank Oddo Bhf gegenüber der ARD. An den globalen Finanzmärkten hat man die möglichen Auswirkungen des gescheiterten Mordanschlags auf Trump blitzschnell verstanden.
Trump gilt als kryptofreundlich
Da ist zum Beispiel der Bitcoin-Kurs, der bereits um rund neun Prozent in die Höhe schoss: „Anleger setzen jetzt verstärkt darauf, dass Donald Trump tatsächlich als neuer Präsident gewählt wird“, erklärt Blockchain-Experte und Marktanalyst Timo Emden von Emden Research die Logik hinter dem Bitcoin-Aufschwung gegenüber dieser Zeitung. „Und Donald Trump gilt in Anlegerkreisen als kryptofreundlich – das heißt, er könnte auch dafür sorgen, dass die regulatorischen Vorgaben für Bitcoin und Co. gelockert werden“.
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Auch an den Devisenmärkten stellen sich Investoren wieder verstärkt auf eine Wiederwahl Donald Trumps ein. Anleger gehen davon aus, dass die altbekannte aggressiv-protektionistische Wirtschaftspolitik Trumps der US-Währung zugutekommt: Der Dollar gewann gegenüber anderen Währungen an Wert. Und auch bei den US-Schuldpapieren ist einiges in Bewegung: „Ganz einfach aufgrund der Tatsache, dass Donald Trump angekündigt hat, die Steuern weiter zu senken und die Staatsverschuldung weiter ansteigen könnte“, resümiert Emanuel Mönch, Professor für Finanzmarktforschung an der Frankfurt School of Finance and Management.
War Anschlag auf Donald Trump ein „Tail-Event“?
Eine womöglich höhere Verschuldung der USA unter Trump sorgt schon jetzt dafür, dass die Risikoaufschläge für US-Staatsanleihen steigen. Man merkt also: Bereits 3,5 Monate vor der eigentlichen Wahl hat das gescheiterte Attentat auf Donald Trump bereits eine eigene Dynamik auf den Finanzmärkten entfaltet. „Es gibt durch solche Ereignisse immer sehr viel neue Unsicherheit“, so Mönch weiter.
Er verweist auf die Erkenntnisse aus der Finanzmarktforschung: „Diese Unsicherheit führt in aller Regel dazu, dass die Volatilität von Finanzinstrumenten steigt.“ Heißt: Politische Risikoereignisse wie beispielsweise das Attentat auf einen US-Präsidentschaftskandidaten führen dazu, dass Anleger auf kurze Sicht fahren und immer wieder neue Entscheidungen fällen müssen, um ihre Portfolios darauf einzustellen.
Die Folge: Preise und Kurse schwanken überdurchschnittlich. Emanuel Mönch von der Frankfurt School of Finance and Management verweist auch auf das Phänomen sogenannter „Tail-Events“. In der Finanzmarktforschung versteht man darunter solche Ereignisse, die so unwahrscheinlich und gleichzeitig so gravierend sind, dass sie einen immensen und nachhaltigen Einfluss auf die Märkte haben. Er verweist beispielsweise auf die Terroranschläge vom 11. September.
Ob es sich bei dem gescheiterten Attentat auf Trump womöglich auch um ein solches „Tail-Event“ handelt? Mönch verneint, gibt aber zu bedenken: „Wenn es erfolgreich gewesen wäre und das die gesamtpolitische Gemengelage in den USA sehr viel unsicherer noch gemacht hätte, dann wäre das so ein Tail-Event gewesen“. Es scheint also, als ob nicht nur Donald Trump, sondern auch die Finanzmärkte noch einmal glimpflich davongekommen sind.